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SuchtpolitikDrogen-Check in Leipzig: Sozialministerium lehnt "Drug-Checking" ab

07. August 2023, 17:03 Uhr

Seit Juni 2023 können Bundesländer über ein Erlaubnisverfahren sogenannte Drug-Checking-Angebote anbieten. In Berlin und Thüringen gibt es bereits kostenlose Beratungsstationen, bei dem Drogen auf deren Inhaltstoffe überprüft werden. Auch in Leipzig gab es Pläne, ein ähnliches Pilotprojekt zu starten. Das sächsische Sozialministerium lehnt ein solches Unterfangen nun allerdings ab. Die Risiken wie fehlende Sicherheiten seien demnach höher als die Chancen.

Drug-Checking wird es in Leipzig vorerst wohl nicht geben. Das sächsische Sozialministerium hat in einer Antwort an MDR SACHSEN das Vorhaben des Stadtrats abgelehnt. Es gebe derzeit keine Überlegungen, einen solchen Drogen-Check einzuführen, sagte eine Sprecherin des Ministeriums.

Über die Drogen-Checks hätten Konsumenten kostenlos Drogen testen können, um gepanschte oder anderweitig verunreinigte Dosierungen zu ermitteln. Ähnliche Pilotprojekte gibt es schon in Thüringen und Berlin. Auch Zürich und Wien bieten eine Drogenüberprüfung an.  

Drug-Checking seit Juni 2023 in Deutschland möglich

Im Juni 2023 hatte der Bundestag im Rahmen des Gesetzes zur Bekämpfung von Arzneimittel-Lieferengpässen die gesetzlichen Grundlagen für ein "Drug-Checking" geebnet. Die Länder können demnach eigenständig entscheiden, ob sie solche Testangebote anbieten wollen, wenn dies mit einer Risikobewertung und gesundheitlicher Aufklärung verbunden ist.

Auf Antrag der Links-Fraktion hat der Stadtrat Leipzig in der Folge Mittel bewilligt, um ein erstes Konzept für "Drug-Checking" in der Stadt zu entwickeln. Das Vorhaben sah vor, dass es neben der reinen chemischen Kontrolle der Droge auch ein verpflichtendes Beratungsgespräch gegeben hätte.  

Risiken laut Ministerium zu hoch

Das Sozialministerium teilte nun mit, wie sie zu dem Vorhaben aus Leipzig stehen: "Vorliegende Erfahrungen zeigen, dass Drug Checking ein Angebot der Schadensminimierung sein kann, indem Vergiftungen aufgrund von Verunreinigungen sowie ungewöhnlich hohen Wirkstoffdosierungen möglicherweise vermieden werden." Die Risiken seien jedoch derzeit höher als die Chancen.

In der Auffassung des Ministeriums suggeriere ein Drogentest eine Sicherheit für die Konsumenten, die es nicht geben könne. Zudem sei das Testergebnis keine allgemein gültige Überprüfung, da es bei der Herstellung der illegalen Drogen keine kontrollierte Qualitätssicherung gebe. Daher könne sich die Zusammensetzung einer Droge aus der gleichen Quelle stark voneinander unterscheiden.  

Suchtbeauftragte sieht keinen gesteigerten Konsum

Ob durch Checks der Konsum wirklich steige, sei ein Vorurteil, meint die Suchtbeauftragte der Stadt Leipzig, Sylke Lein. "Es gibt keine Anzeichen, dass Leute beim Drug-Checking mehr Drogen nehmen. Stattdessen konsumieren sie gar nicht oder weniger, wenn sie herausfinden, dass die Droge sehr hoch dosiert ist", sagte Lein vor einigen Wochen zu MDR SACHSEN, als die Entscheidung des Sozialministeriums noch nicht bekannt war.

"Die Verbotslogik führt nicht dazu, dass Menschen die Hände auch von gefährlichen Drogen lassen", meinte die Linken-Stadträtin Juliane Nagel. "Das Drug-Checking kann zumindest die Analyse leisten, was ich konsumiere."

Erst Ende Juli ist eine 17-Jährige aus Plauen vermutlich an einer Überdosis Drogen gestorben. Die Polizei vermutet, dass der Konsum von Ecstasy-Tablette zu ihrem Tod geführt habe.   

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MDR (mad)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | Der Sachsenspiegel | 12. Juli 2023 | 19:00 Uhr