Radwegekonzept Ärger über Radwege in Leipzig: Bürger sollen nun Konzept mit erstellen
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Die Stadt Leipzig will mehr fürs Radfahren tun, hat neue Radstreifen und Fahrradstraßen gekennzeichnet. Viele Autofahrer und Unternehmer schimpfen, aber auch Radfahrer sind unzufrieden und schütteln über Radwegsführen auf dem Innenstadtring nur den Kopf. Jetzt sollen sich die Einwohner direkt einbringen und das Radwegkonzept fortschreiben helfen.

Über den Innenstadtring in Leipzig kann man seit diesem Jahr auch mit dem Fahrrad fahren. Das ist seit einem Urteil des sächsischen Oberverwaltungsgerichts möglich, als entschieden wurde: Auch der City-Ring muss für Radfahrer nutzbar gemacht werden. Doch bislang ist das nur auf einer Länge von 600 Metern mit einem eigenen Radstreifen möglich. Dann endet der ohne Vorwarnung. Autofahrer und Radfahrer müssen sich eine Fahrbahn teilen. Kenntlich gemacht wird dies durch grün eingefärbte Streifen mit Piktogrammen.
ADFC befürwortet Radfahrer auf City-Ring
Der Leipziger Vorsitzende des Interessenverbands für Fahrradfahrer, ADFC, Robert Strehler, befürwortet die Neuerung: "Jetzt müssen sich alle diese Fläche hier teilen", sagte Strehler dem MDR. Er geht davon aus, dass das funktionieren werde. "Die Leute werden sehen: Ich habe hier tatsächlich etwas, was für mein Fortkommen mit dem Fahrrad sehr dienlich ist."
Doch die Begeisterung der Radfahrenden hält sich bisher in Grenzen. Ein älterer Radfahrer sagte dem MDR, er halte nichts von dem gemeinsamen Radstreifen. Er nutzt lieber die Fahrradstraße auf der anderen Seite der Ringstraße, weil diese sicherer sei. Auch andere Radler halten die neue Regelung teilweise für gefährlich und weichen auf Fußwege aus, wenn der eigentliche Radweg endet.
Handwerker fehlen wegen Fahrradstreifen Parkplätze
Für manchen Autofahrer ist der grüne Radweg ohnehin ein Ärgernis, weil es für sie enger wird auf der stark befahrenen Straße. Aber auch Gewerbetreibende wie Frank Tollert sind unzufrieden. Seine Firma stellt Glasanlagen und Fenster her. Durch die Neuregelung fehlten inzwischen Parkplätze für die Handwerker, sagte Tollert MDR SACHSEN. "Wenn der Fahrradstreifen aufgezeichnet ist, dürfen wir dort nicht mehr parken. Das kann bis zu 100 Euro Bußgeld kosten und einen Punkt in Flensburg." Seinen Mitarbeitern könne er es deshalb nicht mehr zumuten, die Grundstücke anzufahren, die an solch einem Radweg liegen. Tollert verlangt daher wie viele Handwerker spezielle Dienstleistungsparkplätze.
Fahrradstraßen auch im Leipziger Musikerviertel
Um Radfahrenden in der Stadt mehr Platz einzuräumen, sind in Leipzig auch Fahrradstraßen eingerichtet worden. Seit dieser Woche erhalten drei Straßen im Musikerviertel die Piktogramme und Fahrradschriftzüge. Eine Klage hatte dies zunächst verzögert. Dass die Fahrradstraßen mit dem Straßenverkehrsrecht vereinbar sei, ist aber nach Angaben der Stadt mittlerweile gerichtlich bestätigt worden.
Radverkehr soll mehr Platz bekommen
Nach Angaben der Stadt ist all dies aber erst der Anfang. In den kommenden Jahren soll die Fahrrad-Infrastruktur mit weiteren Radwegen, Schutzstreifen und Fahrradstraßen ausgebaut werden. Radler sollen auch mehr Vorfahrt erhalten. "Das heißt an Knotenpunkten, an Ampeln erhält der Radverkehr mehr Freigaben als in der Vergangenheit," sagte der Leiter des Verkehrs- und Tiefbauamtes, Michael Jana, MDR SACHSEN. Es gehe aber auch um Parkplätze am Straßenrand und die Anlieferung für Geschäfte und Gewerbetreibende.
Das alles müssen wir versuchen unter einen Hut zu kriegen, aber mit einem neuen Blickwinkel auf den Radverkehr.
Mitmachen statt maulen - Bürgerbeteiligung startet
Dazu solle das Radwegekonzept weiterentwickelt werden - und die Leipzigerinnen und Leipziger sollen mitmachen, in Workshops und bei Online-Befragungen. Die Auftaktveranstaltung findet am Mittwochnachmittag, 25. Mai online statt. Auch Fachverbände und Mitglieder der Leipziger Stadtratsfraktionen würden in einem Beirat mit einbezogen. 2023 soll dem Stadtrat ein erstes Konzept des neuen Radverkehrsentwicklungsplans vorgelegt werden.
MDR (kb/lt/sb)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 25. Mai 2022 | 19:00 Uhr
geradeaus vor 5 Wochen
Bei mir in der Stadt hat man vor Jahren eine beliebte Einkaufsmeile für den kompletten Kraftverkehr gesperrt. Man hat sogar die Asphaltdecke dem Bordstein angeglichen. Ziel der Überlegung war ein entspannteres shoppen, weniger Lärm. Was war die Folge ? Nach paar Monaten mussten die ersten Läden schließen. Insgesamt weniger frequentiert. Es hat sich wieder normalisiert weitestgehend. Neue Gewerbetreibende haben die alten ersetzt. Jedoch brauchte es Zeit. Also wie hier schon richtig argumentiert wurde muss man eine Sache zu Ende denken. Nur einfach ist das halt nicht und schnell geht sowas auch nicht. Wir sind nunmal Autoland. Das kriegt man nicht in ein paar Jahren aus unseren Köpfen.
Soll es ja auch gar nicht. Wir wollen ja Autos nicht raus haben aus unserem Leben. Mobilität ist wichtig. Wer fährt nicht gerne Auto. Nur die kurzen Wege sollten platzsparender zurückgelegt werden.
Hanna vor 5 Wochen
Nicht nur die roten Ampeln werden oftmals ignoriert sondern auch andere Verkehrsvorschriften. So ist es z.B. immer wieder so, dass rücksichtslos Fußwege genutzt werden auch um rote Ampeln zu umfahrenwerden und man als Fußgänger zum ausweichen gezwungen wird. Auch in der Innenstadt ignorieren Radfahrer oftmals das Fahrverbot.
Agnostiker vor 5 Wochen
Schon komisch, Sie schreiben hier ständig von Dialog, sind aber der einzige der hier jede andere Meinung abtut mit Begriffen wie "Totschlagargument". Vielleicht sollten Sie mal vom Rad absteigen und sich mit Händlern unterhalten die entweder ihren Laden schon geschlossen haben oder dies bald tun müssen, weil die Kunden ausbleiben oder eine Belieferung nicht mehr möglich ist. Diese gibt's nämlich tatsächlich auch. Ich fahre übrigens auch hin und wieder mit dem Rad und habe kein Problem, mal einen kleinen Schwenker zu machen, um ein stehendes Lieferauto zu umfahren. Dafür sehe ich viele Radfahrer die ein Problem haben an einer roten Ampel stehen zu bleiben.