Erinnerung an Friedliche Revolution Vitali Klitschko bei Lichtfest in Leipzig: Hart für Demokratie arbeiten
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Die Montagsdemonstrationen in Leipzig vor 32 Jahren waren ein wichtiger Teil der Friedlichen Revolution der DDR-Bürgerinnen und DDR-Bürger. Sie trugen zum Systemumbruch und zur Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland bei. Mit einem Lichtfest wird jedes Jahr an die Volksproteste erinnert. Festredner war in diesem Jahr Vitali Klitschko.

Die Stadt Leipzig hat am Sonnabend mit dem Lichtfest an den Herbst 1989 erinnert. Dafür wurde das Konzept geändert, nachdem es zuletzt Kritik an einem unangemessenen Party-Charakter der Veranstaltung gegeben hatte. Statt eines Bühnenprogramms gab es dezentrale Lichtinstallationen auf dem Leipziger Ring.
Pfarrer und DDR-Bürgerrechtler Bickhardt predigte
Zuvor fand das Friedensgebet in der Nikolaikirche statt. "Damals hatte man den Mut, für Meinungs- und Versammlungsfreiheit einzustehen", sagte der Pfarrer und DDR-Bürgerrechtler, Stephan Bickhardt, in seiner Predigt rückblickend auf den 9. Oktober 1989. "Dort, wo Demokratie herrscht, darf sie nicht untergehen, sondern muss weiterleben", betonte Bickhardt. "Alle Menschen haben ein Anrecht, in demokratischen Verhältnissen zu leben." Dem Direktor der Evangelischen Akademie Meißen zufolge gehöre jene Macht, die Wahlfreiheit vorenthielte, trickste oder löge "abgeschafft".
Blick auf Geschehnisse in Weißrussland
In seiner Predigt warf Bickhardt zudem einen Blick auf jüngste Geschehnisse in Belarus. Dort wurden vor einem Jahr friedliche Proteste nach Wahlfälschungen brutal niedergeschlagen. In dem Gottesdienst berichtete die belarussische Aktivistin Ina Rumiantseva vom Verein "Belarussische Gemeinschaft Razam" von der Unterdrückung friedlicher Proteste und Inhaftierungen von Demonstrierenden und Medienschaffenden.
Klitschko macht Demokratie zum Schwerpunkt seiner Festrede
Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Ex-Boxer Vitali Klitschko, hielt die traditionelle Rede zur Demokratie. "Auch wir in der Ukraine haben den Wunsch nach einem demokratischen Staat", sagte Klitschko in der Leipziger Nikolaikirche. Das ukrainische Volk habe einen hohen Preis für das Recht zum Aufbau einer Demokratie gezahlt. Auch in Zukunft würden die Ukrainerinnen und Ukrainer das Land aufbauen, von dem sie träumten.
Der ehemalige Profiboxer zog Parallelen zwischen dem Boxen und Demonstrationen. Um sein Ziel zu erreichen, brauche es jeweils Durchhaltevermögen, harte Arbeit und den Glauben an sich selbst. "Und auch wenn eine Demokratie einmal aufgebaut ist, müssen wir arbeiten, um sie zu erhalten", betonte der Ukrainer.
Ohne echten Kampf gibt es keinen Sieger.
Lichtinstallationen in der Innenstadt
Nach dem Ende der Gedenkfeier in der Nikolaikirche startete das traditionelle Lichtfest in Leipzigs Stadtmitte mit Tausenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Wegen der Corona-Pandemie fand es erstmals dezentral in der gesamten Innenstadt statt. Unter dem Motto "Das Licht breitet sich in der Stadt aus" wurden Lichtinstallationen aufgebaut.

Künstlerteams aus Deutschland, Ungarn und Spanien zeigten ihre Perspektive auf den Herbst 1989. So konnten die Besucherinnen und Besucher vor dem Leipziger Rathaus eine dynamisch beleuchtete Rotunde mit rund zehn Metern Durchmesser und knapp drei Metern Höhe begehen. Auf dem Augustusplatz, auf dem 1989 immer die Montagsdemonstrationen waren, wurden in einer Videoinstallation Archivaufnahmen gezeigt.
An den Feierlichkeiten in Leipzig hatten auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der Präsident des Sächsischen Landtags Matthias Rößler (CDU) sowie Leipzigs Bürgermeister Burkhard Jung (SPD) teilgenommen.
Wegmarke der Friedlichen Revolution
Am 9. Oktober 1989 hatten sich in Leipzig mehr als 70.000 Menschen versammelt, um gegen die Politik der SED zu protestieren. Der Massenprotest gilt als entscheidende Wegmarke der friedlichen Revolution vor 32 Jahren. Wenige Wochen später fiel die Mauer.
Quelle: MDR/ma/epd
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | Nachrichten | 10. Oktober 2021 | 07:00 Uhr