Kinder- und Jugendschutz Vielen Jugendämtern geht's schlecht: So hat Leipzig gegengesteuert
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10. Januar 2025, 13:49 Uhr
Eine ARD-Recherche hat gezeigt, dass Jugendämter deutschlandweit stark überlastet sind. In einer Umfrage des WDR gaben 150 Jugendämter an, dass sie den Kinderschutz aktuell nicht gut gewährleisten können. Auch in Leipzigs Jugendamt gab es Überlastung der Mitarbeitenden. Doch die Behörde hat neue Lösungen gefunden.
- In den Jugendämtern herrscht Personalnot.
- Kommunen wie die Stadt Leipzig stehen in finanzieller Verantwortung.
- Vor allem die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen bereitet den Ämtern Schwierigkeiten.
Das Jugendamt in Leipzig ist eines der größten in Deutschland. Auch diese Behörde hatte mit Überlastungen zu kämpfen. Dabei geht es vor allem um den Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) im Jugendamt. In den vergangenen zwei Jahren sei es allerdings in Leipzig gelungen, die hohen Fallzahlen pro Mitarbeiter zu halbieren, informiert das Jugendamt.
Diese Halbierung sei durch Umstrukturierungen und neue Lösungsansätze möglich gewesen, beschreibt der Leipziger Amtsleiter Silko Kamphausen den Weg. "2023 hatten wir tatsächlich einen Fallzahlschlüssel von 1:80. Da sind Kollegen, die krankheitsbedingt ausgefallen waren, noch nicht einmal rausgerechnet. Jetzt sind wir immer noch bei sportlichen 1:40." 2024 sei aber die Zahl der Anzeigen wegen Kindeswohlgefährdung gesunken. Das wirke sich positiv auf die Bilanz aus.
Jede zehnte Stelle nicht besetzt
Dennoch sind im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) immer noch zehn Prozent der Stellen unbesetzt. "Ein Problem bei der Personalnot ist die hohe Fluktuation innerhalb des Jugendamts", erklärt die Bürgermeisterin für Jugend und Schule, Vicki Felthaus, dazu. Die Arbeit im ASD sei sehr schwer und auch persönlich herausfordernd.
Bund legt fest, Kommunen müssen zahlen
Das Jugendhilferecht ist ein Bundesrecht, die Vorgaben umsetzen müssen die Jugendämter auf kommunaler Ebene. Dazu gehören familienerhaltende Maßnahmen, Kurse für Kompetenzschulungen, Betreuungen und Begleitungen von Familien. Für die Bezahlung ihrer Arbeit seien die Jugendämter von ihrer jeweiligen Kommune abhängig, weiß Bürgermeisterin Felthaus.
Sie fühlt sich bei der Fülle der komplexen Aufgaben auch allein gelassen: "Das kann man nicht der Finanzlage der Kommunen überlassen. Deswegen geht es manchen Jugendämtern auch so schlecht. Wenn der Stadt das Geld fehlt, dann kann sie auch nicht den Betreuungsschlüssel verbessern."
Wenn der Stadt das Geld fehlt, dann kann sie auch nicht den Betreuungsschlüssel verbessern.
Probleme bei der Unterbringung
Nötig seien vor allem mehr und auch passende Angebote für die Bedürfnisse der Kinder und Familien, erklärt Felthaus weiter. "Zur Zeit müssen wir rund 200 Kinder außerhalb von Leipzig unterbringen, weil hier Angebote fehlen. Dabei geht es gar nicht immer nur ums Geld."
Eine der größten Herausforderungen sei es, Pflegefamilien zu finden, um Kinder im Alter von null bis sechs Jahren unterbringen zu können, falls es zu einer sogenannten Inobhutnahme kommt.
Die Recherche des WDR zeigt, dass gerade diese Unterbringung von Kindern deutschlandweit ein großes Problem ist. So kommt es vor, dass Kinder bei Problemen dennoch länger in ihren Familien bleiben müssen, im Jugendamt übernachteten oder bei den Sozialarbeitern zu Hause unterkamen.
Die aufwendige Suche nach Unterkünften für Kinder und Jugendliche ist nach WDR-Recherchen der häufigste Grund für die Überlastung von Mitarbeitern im ASD.
Zur Zeit müssen wir rund 200 Kinder außerhalb von Leipzig unterbringen, weil hier Angebote fehlen. Dabei geht es gar nicht immer nur ums Geld.
MDR (lew/sys)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Radioreport | 09. Januar 2025 | 16:10 Uhr
Klaus Egon vor 1 Wochen
Gerade das Jugendamt Leipzig ist in der Vergangenheit sehr positiv aufgefallen. Unterhaltsvorschuss werden nahezu gar nicht von Unterhaltspflichtigen zurück gefordert - macht Arbeit, lässt man. Unterhaltspflichtige aufzufordern, einer Arbeit nachgehen, um selbst leisten zu können - macht Arbeit, lässt man. Hilfe durch den ASD - fragen Sie bitte nicht an - wir kommen mit unseren Katastrophenfällen nicht durch - so lange es keine Vollkatastrophe ist, lassen sie uns bitte in Ruhe.
0815-Grit ... vor 2 Wochen
Liebe Fostermum...Wir sehen das ein bisschen anders.
Sind seit ca 20 Jahren Pflegeeltern.
Bin der Meinung, wenn man sich entschließt das zu tun, muss man auch Kompromisse eingehen.
Es geht ja nicht nur ums Geld.
Für uns ist das einfach eine Herzensangelegenheit...und ich finde den Betrag für die Pflege völlig ausreichend.
Bei uns ist es leider nicht mehr möglich die Bereitschaftspflege mit der Vollzeitpflege zu verbinden.
Wir sind für die Kleinsten ( 0-1 Jahr)
Zuständig und die Bereitschaft geht teilweise bis zu einem Jahr...das unter für alle Beteiligten nicht immer einfach...
Fostermum vor 2 Wochen
Warum wundern sich alle, das Pflegeeltern fehlen? Wer kann schon sein Job aufgeben, einen neuen Familienmitglied aufnehmen, zu jäglichen Terminen fahren, Alltag umstellen etc....das können nur wenige, denn das Pflegegeld deckt keinesfalls ein Gehalt und Zusatzausgaben. Und wenn das Kind da ist, oft mit einem grossen Rucksack... Unterstützung? Sehr selten. Man muss betteln um dies und das, sich rechtfertigen, sich erklären. Kämpft für das Kind, was für diese Situation gar Nichts kann, aber die Folgen aushalten muss. Ich bin sowohl Pflegemama als auch Bereitschaftspflegemama und ich liebe es! Aber verstehe auch die Anderen, die es nicht leisten können/wollen.