Klimaktivisten halten sich auf einem Rollfeld auf dem Flughafen Leipzig/ Halle auf.
Die Polizei ermittelt gegen sieben Anhänger der sogenannten "Letzten Generation", die den Frachtflugverkehr in Leipzig gestört haben. Bildrechte: picture alliance/dpa/Julius-Christian Schreiner | Julius-Christian Schreiner

Klimaprotest Ermittlungen: "Letzte Generation" blockiert Frachtflugverkehr in Leipzig

01. August 2024, 15:57 Uhr

Klimaprotestgruppen versuchen wiederholt die Luftfahrt zu stören. Nach Aktionen auf den Flughäfen Frankfurt/Main, Köln/Bonn oder auch London verschafften sich in der Nacht zum Donnerstag Anhänger der "Letzten Generation" Zutritt auf das Gelände des Flughafens Leipzig/Halle.

Nach der Blockade des Nachtflugbetriebes auf dem Flughafen Leipzig/Halle hat die Polizei Ermittlungen gegen vier Frauen und drei Männer der sogenannten Letzten Generation eingeleitet. Ihnen werden gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr, Hausfriedensbruch, Nötigung und Sachbeschädigung vorgeworfen. Wie die Bundespolizei mitteilte, hatten die Klimaaktivisten im Alter von 21 bis 27 Jahren in der Nacht zum Donnerstag den Zaun an drei Stellen beschädigt, Löcher hineingeschnitten und das Flugplatzgelände betreten.

Auf dem Rollfeld festgeklebt

Fünf aus der Gruppe klebten sich auf dem Rollfeld fest. Zwei Personen kam die Polizei zuvor. Während der Flugbetrieb aus Sicherheitsgründen sofort gestoppt wurde, suchten Polizisten und Mitarbeiter der Flughafensicherheit mit Hubschrauberunterstützung das ganze Gelände ab. Gegen 3:30 Uhr habe der Flugbetrieb auf der Nordbahn wieder aufgenommen werden können.

Einsatzkräfte sind auf dem Rollfeld des Leipziger Flughafens.
Nächtlicher Einsatz von Polizei und Rettungsdienst: Klimaaktivisten der sogenannten Letzten Generation hatten sich auf das Rollfeld des Leipziger Flughafens geklebt. Bildrechte: News5

Das Ablösen der Klimaaktivisten vom Rollfeld dauerte bis 5 Uhr, dann konnte auch die Südbahn wieder geöffnet werden. Der Frachtflugbetrieb kam nach Angaben eines Flughafensprechers wegen der Aktion dreieinhalb Stunden lang zum Erliegen. Insgesamt 19 Flugzeuge hätten nicht abheben können.

"Letzte Generation" protestiert gegen fossile Brennstoffe

Die "Letzte Generation" erklärte, dass man für einen internationalen Ausstiegsvertrag für fossile Brennstoffe demonstriere. In Beiträgen der Gruppe auf der Plattform X heißt es unter anderem: "Betroffen von der heutigen Blockade ist vor allem der Frachtverkehr - für diesen wird das Nachtflugverbot ausgesetzt." Videos und Bilder zeigen die Aktivisten auf dem Rollfeld. Auf ihren Schildern steht: "Öl tötet".



Noch Anfang des Jahres hatte die "Letzte Generation" erklärt, künftig auf Klebeaktionen verzichten zu wollen. Sprecher Christian Bergemann sagte MDR SACHSEN: "Wir haben gesagt, es wird diese alte Protestform der Straßenblockaden, bei denen sich wenige Menschen auf eine Straße setzen und sich dort festkleben, nicht mehr geben. Aber es war immer klar: An Orten der Ungerechtigkeit [...] kann es auch sein, dass sich Menschen festkleben."

Wieder normaler Flugbetrieb

Am Donnerstagmorgen hatte sich der Flugbetrieb wieder normalisiert, teilte ein Flughafensprecher mit. Der Betrieb der Passagierflüge begann mit leichten Verzögerungen: Der erste Flieger startete laut Webseite um 5:41 Uhr - etwa 15 Minuten später als geplant. Wie hoch der wirtschaftliche Schaden ist, wird derzeit geprüft. Der Flughafen behält sich nach eigenen Angaben rechtliche Schritte vor.

Arbeitsverband kritisiert Protest scharf

Der Chef des Arbeitsverbandes Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV), Ralph Beisel, verurteilt das Vorgehen der "Letzten Generation" scharf: "Die Gruppierung nutzt die Sommerpause, um maximale mediale Aufmerksamkeit zu bekommen. Da niemand mehr über eine gesperrte Straßenkreuzung berichtet, geraten die Flughäfen vermehrt in den Fokus." Dies seien hochkriminelle Handlungen und es gehe weder um die Erreichung "höherer Ziele" noch um die vermeintlich gute Sache. Beisel verweist dabei auf die Agenda der Flughäfen für eine klimaneutrale Luftfahrt und das Ausschlagen von Gesprächsangeboten an die Klimaprotestgruppe.

Bei diesen hochkriminellen Handlungen geht es weder um die Erreichung höherer Ziele noch um die vermeintlich gute Sache.

Ralph Beisel ADV-Hauptgeschäftsführer

Zuvor bereits Köln/Bonn lahmgelegt

Bereits in der vergangenen Woche hatten Klimaaktivisten der "Letzten Generation" den Flugbetrieb an Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt am Main und am Flughafen Köln/Bonn zeitweise lahmgelegt. Auch in London hatten sich Protestler in der Vergangenheit unerlaubt Zutritt zu Flughäfengebiet verschafft.

MDR (ama)/AFP/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 01. August 2024 | 19:00 Uhr

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