Kolonialzeit Sachsen gibt menschliche Überreste an Australien zurück
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17. November 2022, 21:44 Uhr
Europa hat zahlreiche Objekte von indigenen Völkern in seinen Museen liegen - Kunst oder sterbliche Überreste. Nicht nur in Großstädten liegt Raubkunst in den Depots. Jetzt kehren menschliche Überreste von indigenen australischen Vorfahren in ihre Heimat zurück. Eine feierliche Zeremonie fand dazu am Donnerstag im Museum für Völkerkunde in Leipzig statt.
- Gebeine aus der Kolonialzeit gehen vom Museum für Völkerkunde Leipzig zurück nach Australien.
- Sächsische Museen wollen mit der Rückgabe der Überreste die Dekolonialisierung ihrer Ausstellungsorte vorantreiben.
- Für Sachsens Kulturministerin Klepsch ist die Rückgabe ein Schritt zur Versöhnung.
In einer hochemotionalen, traditionellen Zeremonie sind am Donnerstag im Grassi-Museum für Völkerkunde Leipzig weitere Gebeine aus der Kolonialzeit übergeben worden. Nun können die Vertreter und Vertreterinnen der Mutthi Mutthi, Worimi, Gannagal und Awabakal aus New South Wales in Australien, ihre Vorfahren nach Hause begleiten.
Museen arbeiten koloniale Vergangenheit auf
Die Rückführung menschlicher Überreste ist ein wichtiger Teil der Dekolonialisierung der Museen in Sachsen. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden haben aus ihrem ethnographischen Bestand Gebeine von sechs Menschen übergeben. Sie stammen aus Grabplünderungen sowie von Opfern gewaltsamer Auseinandersetzungen.
Wie das Kulturministerium mitteilte, sind die menschlichen Überreste zwischen 1876 und 1902 als Kauf und als Schenkung an das Königlich Zoologische und Anthropologisch-Ethnographische Museum gelangt. Diese Institution ging 1945 in das Museum für Völkerkunde Dresden über, das wiederum seit 2010 zu den ethnografischen Sammlungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gehört.
Rückgabe als Schritt für Versöhung und Verständigung
Die Rückgabe sei ein wichtiger Schritt zur Versöhnung und Verständigung, sagte Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch.
Dass Verstorbene als Sammlungsobjekte in Museen verwahrt und öffentlich ausgestellt wurden, ist beschämend.
Laut den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ist es die dritte Rückgabe dieser Art nach Australien. Im April und November 2019 waren bereits die Gebeine von 83 Verstorbenen zurückgegeben worden, die zuvor Teil der Sächsischen Kunstsammlungen Dresden waren.
MDR (gri)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 17. November 2022 | 16:30 Uhr