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Die Leipziger Stadtwerke sind auf die finanzielle Unterstützung der Stadt angewiesen, um an den Energiebörsen handeln zu können. Bildrechte: Stadtwerke Leipzig

Strom und GasLeipzig spannt finanzielles Rettungsnetz für kommunale Versorger

09. September 2022, 20:13 Uhr

Es geht um nicht weniger als die Absicherung der Grundversorgung. Die Entwicklung auf dem Energiemarkt ist kaum noch abzuschätzen. Die Einkäufer bei den Stadtwerken rechnen weiter mit unvorhersehbaren und erheblichen Preissteigerungen. Das bringt die Unternehmen an den Rand ihrer Zahlungsfähigkeit und die Stadt Leipzig dazu, ihren kommunalen Unternehmen mit Millionen unter die Arme zu greifen.

Die Stadt Leipzig will die Stadtwerke und die Verkehrsbetriebe in der Energiekrise finanziell absichern. Dafür will sie der kommunalen Versorgungsgesellschaft LVV, die unter ihrem Dach Verkehrsbetriebe, Stadt- und Wasserwerke vereint, einen vorübergehenden Kredit über 400 Millionen Euro einräumen.

Erst vor einer Woche hatte Oberbürgermeister Burkhard Jung in einer Eilentscheidung ein Darlehen für die Stadtwerke von 150 Millionen Euro genehmigt.

Damit sollen die Stadtwerke an den Energiemärkten zahlungsfähig bleiben. Die Unternehmen müssen derzeit am Energiemarkt extrem hohe Sicherheiten hinterlegen, die ein profitables Unternehmen an den Rand der Liquidität bringen kann.

In Leipzig wie auch in anderen Städten geraten die Stadtwerke aufgrund der Preisexplosionen an den Energiemärkten zunehmend unter Druck.

Stadt Leipzig | Pressemitteilung | 08. September 2022

Was sind Sicherheitsleistungen?

Seit dem starken Anstieg der Energiepreise müssen Unternehmen an den Energiemärkten sehr hohe Sicherheiten hinterlegen. Die Unternehmen sichern sich meist schon Monate im Voraus Strom oder Gas bei den Verkäufern. Gehandelt wird an der Börse. Und das geht so: Käufer und Verkäufer vereinbaren nach aktuellen Konditionen (wir rechnen mit einem fiktiven Beispiel) einen Preis von 50 Euro/MWh. Die Börse ging noch vor wenigen Monaten von einer Preisschwankung von 2 Euro/MWh aus. Also mussten beide Parteien als Sicherheit 2 Euro pro MW/h hinterlegen. Bei 5.000 MWh sind das 10.000 Euro. Bei stark schwankenden Preisen, wie derzeit, kann es aber sein, dass nicht 2 Euro, sondern 200 Euro/MWh als Sicherheit hinterlegt werden müssen. Im konkreten Beispiel wären das dann schon eine Million Euro.

Mobilitätswende bleibt im Fokus

Trotz der steigenden Kosten für Energie, will die Stadt Leipzig nach eigenen Angaben Klimaschutz und Mobilitätswende nicht aus den Augen verlieren. Auch dafür soll weiterhin Geld locker gemacht werden. Für weitere Investitionen soll die LVV deshalb noch in diesem Jahr eine Kapitaleinlage von 25 Millionen Euro erhalten, sowie in den kommenden beiden Jahren jeweils 15 Millionen Euro zur Bewältigung der Folgen durch die Corona-Pandemie.

L-Gruppe soll sparsamer werden

Das Geld der Stadt Leipzig soll nicht ohne Bedingungen fließen. Im Gegenzug verpflichtet sich die L-Gruppe zu konzerninternen Einsparungen in Höhe von zehn Millionen Euro. Zudem soll in den eigenen Liegenschaften 15 Prozent Energie eingespart werden. Geplant ist auch, Investitionen, die nicht die unmittelbare Versorgungssicherheit der Leipziger Einwohner berühren, auf den Prüfstand zu stellen und zu verschieben.

Wo es genau Einsparpotential gibt und ob auch Arbeitsplätze davon betroffen sein werden, dazu gibt es offenbar noch keine Pläne. Der Sprecher der L-Gruppe, Frank Viereck, teilte MDR SACHSEN auf Anfrage mit: "Es gibt [...] noch keine konkrete Untersetzung, wie die Punkte der Stadt in der Leipziger Gruppe realisiert werden. Dies werden wir schnellstmöglich erarbeiten und dann auch kommunizieren."

Die Stadträte müssen über die Vorlage in der kommenden Sitzung am 14. September entscheiden.

MDR (gri)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 08. September 2022 | 15:30 Uhr