Gedenken an 1989Leipziger "Lichtfest": Appell zu Solidarität mit Israel
Leipzig hat am Montagabend der Friedlichen Revolution im Herbst 1989 gedacht. Angesichts des Krieges in Israel wurde beim "Lichtfest" zur Solidarität mit dem Land aufgerufen. Die Journalistin Golineh Atai konnte nicht nach Leipzig kommen und hielt ihre Rede aus Kairo.
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Angesichts des Krieges in Israel ist beim Leipziger "Lichtfest" zur Solidarität mit dem Land aufgerufen worden. Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs appellierte beim Friedensgebet in der Nikolaikirche, an die Angegriffenen in Israel zu denken und gegen das Morden zu protestieren.
"Ganz gleich, wie wir zum Nahostkonflikt mit all seinen Kriegen und verpassten Chancen auf Frieden stehen: Hier ist eine zivilisatorische Grenze überschritten worden", sagte Fehrs in ihrer Predigt.
Hier ist eine zivilisatorische Grenze überschritten worden.
Kirsten Fehrs | Evangelische Hamburger Bischöfin
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) betonte, wie sehr es gerade in diesen Tagen gelte, für Demokratie und Freiheit einzustehen: "Wir sind ganz fest davon überzeugt, dass dieses Licht des Herbstes `89 immer wieder neu entzündet werden muss, damit Menschen einander in Würde und Respekt begegnen, friedlich, so wie es 1989 die vielen, vielen Tausend vorgemacht haben. Uns alle eint die Sehnsucht nach Frieden."
Journalistin spricht von Kairo aus
In ihrer "Rede zur Demokratie" erinnerte die Journalistin Golineh Atai an den 9. Oktober 1989 in Leipzig als einen Wendepunkt. Die Menschen seien damals "ihrem inneren Bedürfnis nach Frieden, Freiheit, Demokratie" gefolgt, sagte sie in ihrer vorab aufgezeichneten Rede zu den in der Kirche versammelten rund 1.000 Menschen. Anti-Demokraten und Autokraten seien "längst im Kampf-Modus", sagte die Journalistin. Es gelte, sich ihnen entgegenzustellen und für Freiheit und Demokratie einzustehen.
Eigentlich sollte Golineh Atai nach Leipzig kommen und dort ihre Rede halten. Ihren Besuch hat Atai aufgrund des Krieges in Israel abgesagt, da sie "journalistisch gefordert" sei und die Region nicht verlassen könne. Die im Iran geborene Journalistin kam als Kind mit ihren Eltern nach Deutschland. Atai war Auslandskorrespondentin der ARD unter anderem in Kairo und Moskau und leitet seit 2022 das ZDF-Studio für die arabische Welt.
Alle Kirchenglocken der Innenstadt läuten
Der Leipziger Superintendent Sebastian Feydt sagte: "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir nach 1989 in so angespannten Zeiten zum Friedensgebet in der Nikolaikirche zusammengekommen sind." Er rief dazu auf, nicht nachzulassen, "im Gebet und im Ringen um den Frieden".
Am Abend erklangen in Leipzig alle Innenstadtglocken. Insgesamt drei Lichtinstallationen brachten das Zentrum zum Leuchten. Begleitet wurde das ganze unter anderem von einem Poetryslam-Text, in dem Nils Straatman dazu aufrief, aufeinander zuzugehen.
Außerdem wurde wie jedes Jahr die Zahl 89 aus Kerzen im Hof der Nikolaikirche entzündet. Damit sollte auch an den Mut der Demonstranten erinnert werden. Nach Angaben der Veranstalter kamen Tausende Besucher zum Lichtfest mit dem Motto "Das Gestern erinnern – das Morgen gestalten" in die Leipziger Innenstadt.
Erinnerung an die friedliche Demonstration
Am 9. Oktober 1989 hatten mindestens 70.000 Menschen in Leipzig demonstriert. Die Staatsmacht schritt nicht ein. Diese große Demonstration gilt gemeinsam mit einer ähnlichen Demonstration in Plauen zwei Tage zuvor als entscheidend auf dem Weg zum Mauerfall einen Monat später.
MDR (lam/kbe/ls)/dpa/epd
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 09. Oktober 2023 | 19:00 Uhr