Open-Air-Veranstaltungen Lange verboten und endlich legal: Spontanpartys im öffentlichen Raum

11. Juni 2022, 17:00 Uhr

Feiern unter freiem Himmel - das ist in Leipzig nun möglich, ohne es mit der Polizei zu tun zu bekommen. Die Stadt stellt elf ausgewiesene Flächen für nichtkommerzielle Spontanpartys zur Verfügung. Illegale Raves sollen damit der Vergangenheit angehören.

"Es wird. Und es wird gut", schrieb Jürgen Kasek, umweltpolitischer Sprecher der Grünen, vor knapp einem Monat auf Twitter. Nun ist es da: Das Leipziger Freiflächenkonzept für nichtkommerzielle Open Air Raves. Die Stadt legalisiert damit Spontanpartys auf ausgewiesenen Freiflächen.

Wenn sich hunderte junge Leute bisher irgendwo in der Natur oder im Park zum Feiern verabredetet hatten, dauerte es meist nicht lange, bis Polizei und Ordnungsamt anrückten. Die Veranstaltungen wurden aufgelöst, weil sie illegal sind: Der Naturschutz wird missachtet, Müll zurückgelassen und Krach gemacht.

Die Diskussion, ob und wie öffentliche Flächen für Spontanpartys genutzt werden können, ist ein Dauerbrenner. Dabei ist der Bedarf an solchen Orten während der Corona-Pandemie weiter gestiegen. Im letzten Jahr wurde schließlich die Erarbeitung eines Freiflächenkonzepts vom Leipziger Stadtrat auf den Weg gebracht: Statt Unterbindung und Repression mit Verboten brauche es geregelte Angebote für junge Menschen und Kulturschaffende, waren sich Grüne, Linke, CDU, SPD und Freibeuter einig.

Schallimmissionsprognosen für klare Vorgaben

Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Szenekollektive hat die Leipziger Stadtverwaltung nun elf Parks als Partyflächen ausgewiesen. Möglich sind insgesamt 56 Veranstaltungen mit jeweils bis zu 500 bzw. 1000 Teilnehmenden, je nach Veranstaltungsort.

Um die Belastung für die Natur und die Bürgerinnen und Bürger, die in Partynähe wohnen, möglichst gering zu halten, wurden für die jeweiligen Flächen sogenannte Schallimmissionsprognosen erstellt, die langfristig genutzt werden können.

"Dank der Schallimmissionsprognosen erhalten die Veranstaltenden nun erstmals klare Parameter seitens der Stadt, wie ihre Verstärkeranlagen auszurichten und einzupegeln sind, um die gesetzlichen Grenzwerte zum Schutz der Umwelt einzuhalten und Rücksicht auf die Anwohnerschaft zu nehmen", erklärt Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal dazu.

Junge Leute im Treptower Park in Berlin bei einer illegalen Goa-Party
Illegale Parties in Parks und Grünanlagen sollen in Leipzig bald der Vergangenheit angehören. (Symbolbild) Bildrechte: imago images/Travel-Stock-Image

Anmeldung per Mausklick, verschiedene Auflagen je nach Veranstaltungsort

Über eine interaktive Karte auf der Website der Stadt können Veranstalter ihr Event ab sofort per Mausklick anmelden und detaillierte Informationen zu jeder Freifläche erhalten. Damit die Party wie geplant stattfinden kann, wird geraten, die Events möglichst frühzeitig anzumelden, spätestens aber zehn Tage im Voraus.

Seitdem das Angebot an den Start gegangen ist, sind bereits sechs Veranstaltungsanträge und eine Vorabanmeldung bei der Stadt eingegangen. Je nach Location gibt es verschiedene Auflagen zu erfüllen, die etwa die Anzahl der zugelassenen Gäste oder den Getränkeverkauf betreffen.

Allgemein gilt: Die Veranstaltungen sollen allen Interessierten offen stehen, dürfen nicht auf Gewinn abzielen, nicht umzäunt werden und keine Eintrittsgelder verlangen. Außerdem soll die Party nach 22 Uhr vorbei sein, Ausnahmen bilden sogenannte "seltene Ereignisse", die zusätzlich beantragt werden müssen.

"Unser Ziel war es, das ganze so niedrigschwellig wie möglich zu machen", so Issaias Weikum, Pressesprecher der Initiative Leipziger Veranstaltungskollektive (Vak), das an der Erarbeitung des Freiflächenkonzepts beteiligt war. "Das sind große Schritte in die richtige Richtung. Aber wir müssen das neue Verfahren als das sehen, was es ist: ein Pilotprojekt." Vor allem kleinere Veranstalter würden durch den bürokratischen Aufwand eher abgeschreckt. Das Jahr 2022 soll als Testphase dienen, danach gelte es das Konzept für nichtkommerzielle Veranstaltungen auf öffentlichen Räumen weiter anzupassen.

MDR (ls)

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