Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

RadfahrenNatur und Kultur auf einer ungewöhnlichen Radtour im Kohrener Land

06. August 2022, 18:00 Uhr

Das Kohrener Land zwischen Leipzig und Chemnitz wirbt damit, eine "Region mit vielen Facetten" zu sein: alte Burgen, altes Handwerk, neue Erlebnisse und viel Natur. Am besten kann man die Region mit dem Rad erkunden, sagte sich MDR SACHSEN-Reporter Thomas Friedrich und fand am Wegrand einige dieser vielen Facetten, die eine Reise wert sind.

Ich gebe zu, als Radfahrer bin ich nicht ganz unparteiisch. Es gibt Gegenden, in denen ich besonders gern unterwegs bin, weil sie abseits der ganz großen Touristenströme liegen. Das Kohrener Land gehört dazu. Die abwechslungsreiche Landschaft und viele Entdeckungen, die man am Wegesrand machen kann, haben ihren besonderen Reiz für mich.

Heute mache ich mich per Fahrrad auf die "Kohrener Land-Route". Start ist der Bahnhof des Städtchens Frohburg. Hier halten Züge aus Richtung Leipzig und Chemnitz im Stundentakt, die An- und Abfahrt mit der Bahn ist also bequem möglich. Vor mir liegen etwas mehr als 30 Kilometer Strecke mit moderaten 211 Höhenmetern durch das Kohrener Land. Versprochen wird mir vom Heimat- und Verkehrsverein Rochlitzer Muldental auf seiner Webseite eine Radroute durch "malerische kleine Dörfer, vorbei an zahlreichen Bachläufen, Wiesen und Feldern und durch idyllische Wälder rund um die Töpferstadt Kohren-Sahlis".

Gleich zu Beginn komme ich am Schloss Frohburg vorbei und kurz darauf am Naturfreibad der Stadt, das idyllisch in einem alten Steinbruch angelegt wurde. Obwohl das Thermometer schon am Morgen die 30-Grad-Marke kratzt, lasse ich das kühle Nass links liegen. Ich will schließlich die Landschaft per Rad erkunden. Wenige hundert Meter später wird das erste Versprechen der Tourismusverantwortlichen eingelöst: Der Weg führt aus Frohburg heraus entlang des Flüsschens Wyhra über Wiesen und Felder zum sogenannten Streitwald.

Durch eine Furt oder über eine Brücke zum Streitwald

Vor dem Wald entdecke ich ein seltenes Verkehrsschild: "Furt". Tatsächlich gibt es hier noch eine durch die Wyhra. Ich aber komme trockenen Fußes - oder besser: trockenen Reifens - über eine kleine Brücke in den Streitwald. Der soll seinen Namen von einem 21 Jahre dauernden Streit über Jagdrechte haben, aber das ist schon 1.000 Jahre her.

Hinter dem Wald taucht bereits die Burg Gnandstein auf. Das Gemäuer ist "nur" 800 Jahre alt und gilt als die besterhaltene romanische Wehranlage in Sachsen. Für einen Abstecher ins Museum fehlt die Zeit. Schließlich liegen noch 25 Kilometer vor mir. Aber die Burg Gnandstein lohnt sich auch für einen Familienausflug ohne Fahrrad. Kleiner Geheimtipp: Von der Burg führt ein Wanderweg direkt zur Gnandsteiner Loreley, einem wunderschönen Aussichtsfelsen hoch über der Wyhra.

Verstecktes Kleinod: Der Schwind-Pavillon

Von Gnandstein aus führt eine kleine, wenig befahrene Straße über Wüstenhain zu meinem nächsten Zwischenstopp nach Rüdigsdorf. Nur ein verwittertes Schild weist mich auf den Schwind-Pavillon hin, der sich in einem kleinen Park befindet. Der klassizistische Pavillon wurde vom Rittergutsbesitzer Heinrich Wilhelm Leberecht Crusius gemeisam mit einer Orangerie von 1829 bis 1839 errichtet. Sogar Gottfried Semper war an den Entwürfen für die Gestaltung beteiligt. Namensgeber des Pavillons ist aber Moritz von Schwind, der viele der großflächigen Wandbilder gemalt hat. Heute kann der Pavillon besichtigt werden, es finden hin und wieder Konzerte statt und auch heiraten kann man hier.

Verirrt im "Irrgarten der Sinne" und dann gleich durch den wilden Westen

Das Lindenvorwerk ist die nächste Station. Vorsicht ist geboten, denn erst die Hälfte der Tour ist geschafft und hier locken so viele Abwechslungen, dass man schnell die Zeit vergisst. In der Gaststätte kann man sich stärken, beim Minigolf oder beim Gondeln auf dem Lindenteich entspannen oder die historische Mühle unterhalb des Teiches anschauen.

Ich entscheide mich für einen kurzen Abstecher in den "Irrgarten der Sinne". In dem Labyrinth mit einer Länge von mehr als drei Kilometern kann man sich nicht nur vortrefflich verlaufen, man kann auch viele kleine Aufgaben lösen - gerade für Kinder ein großer Spaß. Weil ich aber weiterfahren will, um die gesamte Tour vorzustellen, gestattet mir die Chefin eine Abkürzung, damit ich von oben ein Foto machen kann.

Die einzige Möglichkeit, sich auf der gut ausgeschilderten Tour zu verirren, besteht im "Irrgarten der Sinne". Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Weiter geht die Fahrt leicht bergauf durch das malerische Dörfchen Linda. Plötzlich glaube ich, dass ich schon etwas zu lange in der Sonne gewesen bin. Denn neben den typischen Drei- und Vierseithöfen taucht vor mir ein amerikanisches Fort am Wegrand auf. In der gegenüberliegenden Heubodenherberge erfahre ich, dass der Sohn der Familie sich damit seinen Kindheitstraum in XXL erfüllt hat. Nun kann das Fort für Kinderfeste gemietet werden. Im Kohrener Land gibt es eben Freiräume für ausgefallene Ideen.

Freiräume haben hier, kurz vor dem Scheitelpunkt meiner Tour, auch die Tiere. Die Kühe suchen Schatten unter den Bäumen und schauen mir verständnislos nach, als ich auf ansteigender Straße über Meusdorf nach Jahnshain strampele. Hier ist der höchste Punkt der Tour. Ab jetzt geht es abwärts und zurück. Die nächste Station soll die Töpferstadt Kohren-Sahlis sein.

Bei den Töpfern von Kohren-Sahlis

In Kohren-Sahlis führt mich die Tour über den lang gestreckten Markt. Der Töpferbrunnen weist schon darauf hin, dass sich hier alles um die Töpferei dreht. Fast alles, denn der Versuchung, eine Rast in der kleinen Eisdiele am Markt einzulegen, kann ich nicht widerstehen. Unterhalb des Marktes geht es aber nun zum Töpfermuseum. Hier sind die tönernen Zeitzeugen zusammengetragen, die den Ruf der Stadt begründet haben. Neben den Krügen, Schalen und Tassen in den verschiedensten Glasierungen kann man auch eine ganze Töpferstube besichtigen. Denn in dem 1763 errichteten Fachwerkhaus arbeiteten bis 1957 Töpfer. Die Sammlung gibt es seit 1961.

Auf einer stillgelegten Bahntrasse beginnt der letzte Abschnitt der Tour. Von Kohren-Sahlis geht es - diesmal leicht bergab - wieder durch den Streitwald zurück in Richtung Frohburg. Noch einmal wird es angenehm kühl im Wald, dann folgt die Passage vom Beginn der Tour durch die Wiesen vor Frohburg. Bevor ich wieder in den Zug steige, biege ich nun doch zum Freibad ab für die verdiente Abkühlung.

Fazit: Ein bisschen Kondition muss man für diese Radtour durch das Kohrener Land mitbringen. Aber Möglichkeiten, sich bei den vielen sehenswerten Abstechern am Rande der Strecke zu erholen, gibt es mehr als genug.

Adresse und Anreise

  • Start- und Zielort: Bahnhof Frohburg
  • mit dem Auto über die A72 und die B7
  • mit dem Fahrrad
  • mit dem Zug bis Bahnhof Frohburg

Geeignet für

  • Familien mit größeren Kindern, Pärchen, Singles, Radsportler, Naturliebhaber, Kulturliebhaber

Barrierefreiheit

  • nicht barrierefrei

Verpflegung

  • Gaststätte Lindenvorwerk
  • Eiscafe auf dem Markt in Kohren-Sahlis
  • Café & Restaurant Gotthardt Gnandstein
  • Selbstversorgung, Supermärkte in Frohburg, Kohren-Sahlis

Daran sollte man denken

  • Fahrradwerkzeug (Selbsthilfestation für Fahrradpannen am Lindenvorwerk)
  • Badesachen
  • Sonnencreme

Wenn man schon mal da ist ...

  • ..., sollte man eine Fahrt auf der Sommerrodelbahn in Kohren-Sahlis machen
  • ..., sollte man einen Abstecher ins Schloss Frohburg machen

Quelle: MDR

Weitere Ausflugsziele für den Sommer im Test

Mehr zum Thema