Eine Frau und ein Mann schenken in einem Café Kaffee aus.
Bei einer Konferenz in der Kaffeemanufaktur Obenauf in Leipzig gab es erst milden oder kräftigen Kaffee für die verschiedenen Geschmäcker, damit danach viele Ideen für die Vermarktung des Heißgetränks flossen. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

1. Sächsische Kaffeekonferenz Den "Goffeesaggsen" in ganz Deutschland bekannt machen

09. Juni 2023, 05:00 Uhr

Ob Lene Voigt, Peter Cornelius oder Johann Sebastian Bach - alle haben Lobeshymnen auf den Kaffee verfasst. Auch der Begriff "Kaffee-Sachse" ist legendär. In Leipzig haben sich verschiedene Feinschmecker des Heißgetränks bei der 1. Sächsischen Kaffeekonferenz bei einem Schälchen Heeßen zusammengesetzt. Doch ihnen ging es nicht ums Kaffeeschlürfen: Barista, Café- und Röstereibesitzer sowie Tourismusfirmen wollen den Kaffeesachsen genauso bekannt machen wie den Ostfriesentee.

Ob bei sonnigem Wetter oder bedeckten Himmel: Ein Blick über den Leipziger Markt zeigt, dass sich die Leipzigerinnen und Leipziger ein Päuschen mit ihrem "Schäälchen Heeßen" oder "Bliemchengaffee" nicht nehmen lassen. Den geliebten Kaffee trinkt jeder mit einer anderen, individuellen Note. "Ich trinke den Kaffee einfach zu Hause früh am Morgen mit Hafermilch. Dann bin ich glücklich", sagt eine Passantin am Leipziger Rathaus MDR SACHSEN. "Am liebsten trinke ich meinen morgens und nachmittags und dann ganz schwarz", sagt eine andere Frau.

Das Bild des Kaffeesachsen sei auch in den alten Bundesländern vielen ein Begriff, sagt Marcus Lehmann. Er organisierte die 1. Sächsische Kaffeekonferenz. Barista, Besitzer von Cafés und Kaffeeröstereien sowie Tourismusanbieter sind am Donnerstag in der Leipziger Kaffeemanufaktur Obenauf zusammengekommen. Verschiedene Kaffeedüfte liegen in der kleinen Rösterei im Leipziger Westen in der Luft, mehrere Tassen dampfen vor sich hin. Die Barista hinter der Theke schenken Kaffee zur Verkostung aus. Der eine schmeckt kräftig, ein anderer angenehm mild.

Röstereien als Einzelkämpfer unterwegs

Beim Thema Kaffee sieht Marcus Lehmann großes Potenzial für Sachsen: "Wir wollen Cafés, Röstereien und Barista an einen Tisch mit dem Tourismus zusammenzubringen, um ein touristisches Image sowie gemeinsame Produkte aufzubauen." Denn Kaffee werde in Sachsen noch zu wenig vermarktet, Kaffeeröstereien seien meistens Einzelkämpfer: "Manche Röstereien sind schon bei Touristen bekannt. Doch wir wollen uns vernetzen und gemeinsam vermarkten, um einen Kaffeestandort Sachsen aufzubauen."

Ein Mann mit Vollbart und blauen Jacket steht an einem Straßencafé
Marcus Lehmann sieht großes Potenzial beim Thema Kaffee für den Tourismus in Sachsen. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Manche Röstereien sind schon bei Touristen bekannt. Doch wir wollen uns vernetzen und gemeinsam vermarkten, um einen Kaffeestandort Sachsen aufzubauen.

Marcus Lehmann Organisator der Ersten Sächsischen Kaffeekonferenz

Kaffee für Sachsen als Alleinstellungsmerkmal

Sachsen könnte sich mit den gerösteten Bohnen ein Alleinstellungsmerkmal erarbeiten, meint der Geschäftsführer des Reiseveranstalters Sachsenträume, Dominik Puschmann: "Es geht darum, das Thema Kaffee aus der Historie heraus auf eine Bühne zu heben." Der Freistaat könne sich wegen seiner Geschichte rund ums koffeinhaltige Getränk mit anderen Bundesländern messen. So wurde im "Arabischen Coffe Baum" in Leipzig 1711 neben Paris europaweit das erste Mal Kaffee öffentlich ausgeschenkt. Bis 2018 galt es als das zweitältestes Kaffeehaus Europas. Heute beherbergt der "Kaffeebaum" das Museum-Kaffeehaus als Teil des Stadtgeschichtlichen Museums.

Eine Tasse mit der Aufschrift "Leibzch'scher Bliemchengaffee"
Der vielzitierte "Bliemchengaffee" könnte stärker vermarktet werden, finden Kaffee-Experten. Das Potenzial hatte schon Mundartdichterin Lene Voigt erkannt: "Dr gaffee is fier alles gut... 'sgibbt nischt, wo där nich hälfen dut, Se genn sich druff verlassen." Bildrechte: picture alliance / Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/ZB | Hendrik Schmidt

Kaffeeland bekannter machen

Erste Ideen sind beim Treffen in der Kaffeemanufaktur Obenauf von zehn sächsischen Röstereien und zehn Tourismusunternehmen in Workshops und Vorträgen gesammelt worden. So könnten Milchschaum- oder Baristakurse sowie Kaffeeverkostungen für Sachsen als Kaffeeland werben. "Wir haben die Vision, dass der Kaffeesachse in gar nicht allzu langer Zeit genauso bekannt ist, wie der Ostfriesentee", sagt Lehmann. Auch Reiseveranstalter Puschmann kann sich Reiseangebote vorstellen: Besuche in Kaffeeröstereien, Verkostungen in Cafés oder Stadtrundgänge, bei denen Gäste etwas über sächsische Kaffeekultur erfahren.

Wir haben die Vision, dass der Kaffeesachse in gar nicht allzu langer Zeit genauso bekannt ist, wie der Ostfriesentee.

Marcus Lehmann Organisator der Ersten Sächsischen Kaffeekonferenz

Nicht jeden neuen Trend mitgehen

Auch Marie Weikel von der Dresdner Kakao- und Kaffeerösterei war bei der Versammlung dabei. Für die Barista sei es nicht wichtig, die neuesten Kaffeetrends mitzumachen. Derzeit sei Cold Brew, ein kalt gestellter Kaffee, im Kommen und passe auch zum Sommer: "Das ist einfach nur grob gemahlener Kaffee, der in einer Kanne mit kalten Wasser ausgegossen wird. Nach acht bis zwölf Stunden im Kühlschrank hat man seinen fertigen Kaffee." Aber auch Orangensaft im Espresso sei schon angesagt gewesen: "Es wird eben nie langweilig."

Mehrere Menschen stehen in einem Café und unterhalten sich.
In Workshops und Vorträgen sind in der Kaffeemanufaktur Obenauf erste Ideen gesammelt worden, um den Kaffeesachsen bekannter zu machen. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

MDR (phb,ulk)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 08. Juni 2023 | 16:30 Uhr

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