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PilotprojektLeipziger Reparaturbonus trifft Nerv der Verbraucher

13. Juni 2022, 16:58 Uhr

Spülmaschine kaputt? Die Sohle der Lieblingsschuhe durchgelaufen? Was sonst auf dem Müll landet, soll in Leipzig zuerst repariert werden. Seit Mitte Mai läuft in der Stadt ein Pilotprojekt, der sogenannte Leipziger Reparaturbonus. Der wird so gut angenommen, dass das Budget dafür fast schon wieder weg ist.

Im Raum der TV-Reparatur bei der HomeElectronic Service Center GmbH in Leipzig-Schonefeld liegen Flachbildfernseher auf Werktischen. Dort werden sie in ihre Einzelteile zerlegt. Jens Rennefahrt ist der Geschäftsführer des Reparaturbetriebs, der als Partner der Leipziger Stadtreinigung beim Pilotprojekt "Reparaturbonus" dabei ist.

Mehrmals täglich werden er und seine Angestellten nach dem Bonus gefragt, erzählt Rennefahrt MDR SACHSEN. Repariert werden sollen von der Waschmaschine über den Geschirrspüler bis hin zu Notebooks und PCs. Etwa 50 Leipzigerinnen und Leipziger haben in den vergangenen drei Wochen in seinem Betrieb vom Reparaturbonus Gebrauch gemacht. Theoretisch gibt es den Zuschuss für das kaputte Fernsehgerät oder das demolierte Handy noch bis Ende August. Bei Rennefahrt wohl nicht ganz so lange. "Ich denke mal, vielleicht noch eins, zwei Wochen, drei Wochen, dann wird das aufgebraucht sein."

Ich denke mal, vielleicht noch eins, zwei Wochen, drei Wochen, dann wird das aufgebraucht sein.

Jens Rennefahrt | HomeElectronic Service Center

Erster Partner-Betrieb hat Budget aufgebraucht

Seit Ende Mai gibt es den Bonus bei acht ausgewählten Betrieben im Leipziger Osten. 50 Prozent auf die anstehende Reparatur, gedeckelt auf maximal 100 Euro Zuschuss bei Elektrogeräten und maximal 50 Euro Zuschuss bei Textil- und Lederwaren sowie Fahrradreparaturen. Nach nicht einmal einer Woche war das Gesamtbudget von 10.000 Euro so gut wie weg. Kurzerhand hat das sächsische Umweltministerium deshalb noch einmal weitere 22.500 Euro obendrauf gelegt.

Besonders beliebt beim Reparaturbonus in Leipzig sind Reparaturen von Handys. Ein Betrieb hat sein Bonus-Budget bereits verbraucht. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Willnow

Auch die könnten bald schon wieder vergriffen sein, sagt Susanne Zohl, Sprecherin der Stadtreinigung Leipzig MDR SACHSEN. "Wir haben jetzt den ersten Handy-Partner, der das Budget aufgebraucht hat. Also der ist nicht mehr mit dabei und da sieht man wirklich, Elektronik läuft sehr sehr gut." Bei Textil- und Lederwaren seien die Leipzigerinnen und Leipziger noch zurückhaltender. "Dort wird wahrscheinlich das Budget dann auch länger halten," so Zohl.

Wir haben jetzt den ersten Handy-Partner, der das Budget aufgebraucht hat. Also der ist nicht mehr mit dabei und da sieht man wirklich, Elektronik läuft sehr sehr gut,

Susanne Zohl | Stadtreinigung Leipzig

Nachhaltigkeit statt Neukauf

Für Susanne Zohl ist es wichtig, dass das Bonusprogramm den Bürgerinnen und Bürgern aufzeigt, es muss nicht immer der Neukauf sein, reparieren kann sich auch lohnen und nachhaltiger ist es allemal. Ein Fragebogen soll darüber Aufschluss geben, ob diejenigen, die den Bonus jetzt nutzen, tatsächlich deshalb auf den "Reparatur-Geschmack" gekommen sind. Die Stadtreinigung hofft zusammen mit dem sächsischen Ministerium Daten zu erhalten, die dann ausgewertet werden können, um zu sehen, wie ein Reparaturbonus für ganz Sachsen funktionieren könnte.

Betriebe in Leipzig, die sich beteiligenHSC HomeElectronic Service Center GmbH Niederlassung Leipzig
Elektronikpartner Dähn
Le Schuhstar
Orthopädie-Schuhtechnik Richter
Handy+Rettung Leipzig (Budget bereits verbraucht)
reptune
Radschlag Leipzig
Veloismus

Thüringen in Sachen Raparaturbonus Vorreiter

In Thüringen wird der Reparaturbonus bereits flächendeckend angeboten. Dort war er 2021 eingeführt worden, um nachhaltiges Wirtschaften zu fördern. Auch in Thüringen traf der Bonus einen Nerv. Laut Ministerium hatten innerhalb von vier Monaten rund 7.000 Thüringerinnen und Thüringer den Zuschlag beantragt. Repariert wurden vor allem Handys, Waschmaschinen, Geschirrspüler und Kaffeemaschinen. Bereits kurz nach der Neuauflage am 31. Mai meldete die Verbraucherzentrale eine sehr hohe Nachfrage. Demnach wurden in den ersten vier Tagen 1.225 Anträge online gestellt.

MDR (bb/rk)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 13. Juni 2022 | 16:30 Uhr