Repatriierung Kunstsammlungen geben menschliche Überreste an Neuseeland zurück
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Seit 2003 treibt Neuseeland die Rückgabe menschlicher Überreste seiner Vorfahren voran. 2019 gab es dazu auch erste Gespräche mit den Staatlichen Ethnografischen Sammlungen (SES) Sachsens. Am Dienstag war eine Delegation von Māori aus Neuseeland und der Moriori von den Chatham Inseln in Leipzig zu Gast, um Knochen und Haarproben von 64 Personen in Empfang zu nehmen.

- Bei der sogenannten Repatriierung wurden am Dienstag Knochen und Haarproben von 64 indigenen Personen der Māori und Moriori zurückgegeben.
- Die sterblichen Überreste stammen aus Grabplünderungen und von Opfern gewaltsamer Auseinandersetzungen.
- 2019 haben Neuseeland und Vertreter der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden das erste Mal über die Rückgabe gesprochen.
Die Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen haben menschliche Überreste nach Neuseeland zurückgegeben. Die Knochen und Haarproben von Māori aus Neuseeland und Moriori von den Chatham-Inseln wurden am Dienstag in einer feierlichen Zeremonie in Leipzig rückübereignet.
Vertreter aus Neuseeland nach Leipzig gereist
Konkret handelt es sich um Knochen und Haarproben von 64 Personen, wie die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) mitteilten. An der Zeremonie nahmen auch offizielle Vertreter Neuseelands teil. Zurückgegeben wurden dabei auch Gipsabgüsse von acht Māori. Diese würden von der Herkunftsgemeinschaft als Ahnen verstanden, hieß es. Ferner wurde eine Grabbeigabe repatriiert. Dabei handelt es sich um eine hölzerne Keule, die zusammen mit drei Individuen einem Grab entnommen worden war.
Überreste stammen teilweise aus Grabplünderungen
Die Gebeine stammen den Angaben zufolge aus Grabplünderungen sowie von Opfern gewaltsamer Auseinandersetzungen. Sie gelangten zwischen 1870 und 1905 als Kauf oder Schenkung nach Dresden. Die Rückgabe ist den Angaben zufolge Teil einer deutschlandweiten Reihe von Repatriierungen nach Neuseeland im Mai und Juni. Daran sind auch Museen aus Stuttgart, Hildesheim, Mannheim und Göttingen beteiligt.
SKD sehen Gebeine nicht mehr als Sammlungsstücke
Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) nannte in einer Mitteilung die Rückgabe einen wichtigen Schritt in der Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe der Sammlungen des Freistaats Sachsen. SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann betonte, ihr Haus betrachte die in der anthropologischen Sammlung vorhandenen menschlichen Gebeine nicht mehr als wissenschaftliche Objekte und Sammlungsstücke, sondern als sterbliche Überreste von Menschen.
"Repatriierung indigener Gebeine bietet Weg der Versöhnung"
Der Freistaat hatte 2017 erstmals eine Forderung nach Rückgabe erfüllt, aus Hawaii. Die Gebeine waren zumeist während der Kolonialzeit nach Sachsen gelangt und dort in anthropologischen Sammlungen aufbewahrt worden.
2019 fanden erste Gespräche mit Vertretern aus Neuseeland statt. Damals wurde vereinbart, die Rückgabe vorzubereiten. Neuseeland verfolgt seit 2003 die sogenannte Repatriierung sterblicher Überreste. Die am Dienstag nach Leipzig gereisten Vertreter erklärten, die Rückgabe biete einen Weg der Versöhnung. "Das aufrichtige Engagement des Museums für die Repatriierung indigener Gebeine erlaubt es unserem Land, eine sehr dunkle Periode unserer Geschichte aufzuklären", so Te Herekiekie Haerehuka Herewini.
MDR (dkö)/epd/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 23. Mai 2023 | 17:30 Uhr