Sturkturwandel-Projekt Naturschützer kritisieren Eingriffe am Störmtaler See für Inklusionscampingplatz

22. Juli 2022, 17:50 Uhr

Am Ufer des Störmthaler Sees bei Leipzig soll bis 2026 ein Inklusionscampingplatz entstehen. Dort sollen 40 bis 50 Menschen mit Beeinträchtigung arbeiten, und für alle Gäste sollen Urlaub und Freizeit möglichst barrierefrei sein. Doch an den Plänen gibt es auch Kritik.

Am Störmthaler See, genauer an der östlichen Grunaer Bucht, sollen ein inklusiver Campingplatz, ein Strandbad und ein Wassersportzentrum der Universität Leipzig entstehen. Mit dem Städtischen Eigenbetrieb Behindertenhilfe SEB der Stadt Leipzig wird der besondere Campingplatz auf sieben Hektar Fläche geplant. Dort soll es zu 250 Stellplätze geben, sagte SEB-Leiter Peter Böhmer MDR SACHSEN. "Es wird reichen vom kleinen Zelt bis zu den typischen Campingmobilen weiter bis zu Tiny-Häusern. Es wird aber auch einige feste Gebäude für Familien mit behinderten Familienmitgliedern geben, die dann auch entprechende Pflegeaustattung haben."

Das Vorhaben soll 22,1 Millionen Euro kosten. Es ist aktuell eines der größten Projekte des Strukturwandels und zu 90 Prozent förderfähig. Auch Arbeitsplätze sollen entstehen, anfangs bis zu 30, die Hälfte davon für Menschen mit Handicaps.

Kritik am Projekt von Verein Uferleben

Was im Grunde gut klingt, stößt bei Frank Beutner vom Verein Uferleben auf Kritik. Nicht das Projekt an sich kritisiert er, sondern die baulichen Eingriffe in die Natur. Denn für Strandbad und Wassersportzentrum müssten am Ufer auf rund 500 Meter Länge ein Röhrichtgürtel sowie Bäume und offenes Gelände weichen. "Der Regionalplan sieht ja auch einen Grünzug vor, der andere Naturschutzgebiete miteinander verbindet, zum Beispiel das Stöhnaer Becken hier im Westen oder im Osten die Laubwälder von Leipzig. Und damit ist es ein wichtiger Biotopenverbund für den Südraum Leipzig", erklärt er den Hintergrund für seine Kritik.

Eine Verbindung zu den anderen Gebieten sei nicht mehr gegeben. Warum werden die Projekte nicht auf der Magdeborner Halbinsel umgesetzt, fragt sich Beutner. "Dort ist schon alles erschlossen. Dort liegen die Medien, dort müsste nicht so viel Natur zum Opfer fallen. In meinen Augen ist es dort machbar."

Bürgermeisterin: Beste Lösung

Die Kritik ist für die noch amtierende Bürgermeisterin von Großpösna, Gabriele Lantzsch, nicht neu und nicht nachvollziehbar. Es gebe genau drei Stellen, an denen am Störmthaler See Erholung und Freizeit möglich seien: auf der Magdeborner Halbinsel, dem Störmthaler Ufer oder an der Grunaer Bucht. "Ziel ist es, auf den wenigen Flächen, die für Erholung zur Verfügung stehen, alle Nutzungen zu konzentrieren, um so wenig wie möglich Erschließungsstraßen zu bauen. Ich finde, das ist die beste Lösung: Eine Erschließung für alle diese Nutzungen."

Ziel ist es, auf den wenigen Flächen, die für Erholung zur Verfügung stehen, alle Nutzungen zu konzentrieren, um so wenig wie möglich Erschließungsstraßen zu bauen.

Gabriele Lantzsch Bürgermeisterin von Großpösna

Noch ist es nicht soweit. Aktuell liegt der Bebauungsplan für das Vorhaben öffentlich aus, müssen Förderanträge gestellt werden. Auch der Stadtrat von Leipzig muss darüber abstimmen. Ende 2023 soll der Bau los gehen. Erste Gäste könnten dann 2026 anreisen.

MDR (bbr, kbe)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | RADIOREPORT | 22. Juli 2022 | 18:00 Uhr

2 Kommentare

AlexLeipzig am 24.07.2022

Zenkimaus, genau aus dem Grund könnte man umgekehrt auch sagen: weil der Mensch diese Löcher "erschaffen" hat, sollte er sie nun möglichst weitgehend der Natur zurückgeben und seinen Einfluß minimieren.

zenkimaus am 22.07.2022

Ich hoffe das man weiß dass der störmthaler See nur durch Vernichtung der vorherigen Vegetation geschaffen worden ist. Tagebaue Restlöcher sollten den Menschen zur Verfügung stehen.b

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