Tag XLandgericht Leipzig weist Anklagen gegen Brandsatzwerfer ab
Im Fall des mutmaßlichen Brandsatzwerfers vom sogenannten Tag X gibt es eine überraschende Wende. Das Landgericht Leipzig hat die Anklagepunkte des versuchten Mordes und der Körperverletzung gegen einen 25-Jährigen aus Mangel an Beweisen abgewiesen. Das bestätigte ein Gerichtssprecher MDR SACHSEN.
Aus Sicht der Kammer sei auf dem vorgelegten Bildmaterial keine ausreichende Identifizierung eines mutmaßlichen Täters möglich. Die Person sei vermummt gewesen und habe sich rasch bewegt. Damit bleibe nur noch die Anklage wegen Landfriedensbruchs, für die er sich am Amtsgericht Leipzig verantworten müsse.
Bei den Ausschreitungen im Juni 2023 soll der Mann zwei Brandsätze auf Polizeibeamte geworfen haben. Die Staatsanwaltschaft hatte das als versuchten Mord bewertet und eine entsprechende Klage eingereicht. Die Behörde hat gegen die jetzige Entscheidung beim Oberlandesgericht Beschwerde eingelegt.
Mehr als 1.000 laufende Ermittlungsverfahren
Am sogenannten Tag X waren rund 1.300 Menschen von der Polizei für elf Stunden in einem Kessel festgehalten worden, nachdem es bei einer Kundgebung für Versammlungsfreiheit zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen war. In der Öffentlichkeit wurde der damaligen Polizeieinsatz als unverhältnismäßig kritisiert. Im Nachhinein räumte die Polizei Fehler in ihrem Vorgehen ein, die Aufarbeitung dauert seitdem an.
Ein Jahr nach dem Geschehen ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft noch immer gegen mehr als 1.000 Personen. Von der Staatsanwaltschaft hieß es auf MDR-Anfrage, die Ermittlungen würden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Es sei zu jedem Beschuldigten ein eigenes Verfahren angelegt worden. Die Tatvorwürfe lauten unter anderem gefährliche Körperverletzung und Landfriedensbruch.
MDR (ltt)/dpa
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 10. September 2024 | 15:30 Uhr