Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig
Der Wilhelm-Leuschner-Platz ist die letzte große Kriegsbrache in der Leipziger Innenstadt. Nun soll hier über mehrere Jahre ein komplett neues Stadtviertel gebaut werden. Bildrechte: Philipp Brendel/MDR

Bebauungsplan auf Zielgeraden Brache in Leipzig verschwindet: Leuschner-Platz wird neues Stadtquartier

07. Juni 2023, 10:51 Uhr

Noch herrscht gähnende Leere auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig. Die Brachfläche inmitten der Leipziger Innenstadt fristet seit mehreren Jahrzehnten ein trauriges Dasein. Doch bald sollen sich hier Kräne drehen. Auf staubigen Asphaltflächen soll ein neues Stadtviertel mit Wohnungen, Läden und einem Bildungscampus entstehen. Die Planungen dafür gehen nun in die entscheidende Phase.

Auf der einen Seite Asphaltwüste, auf der anderen karge Parkplatz-Tristesse. Der Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig ist zwar ein Filetstück in Zentrumslage, doch die Kriegsbrache ist bis heute unbebaut geblieben. Aber ab diesem Sommer sollen hier die Bagger anrücken. Auf dem etwa sechs Hektar großen Areal zwischen Roßplatz, Grünewaldstraße und Windmühlenstraße soll ein komplett neues Stadtquartier entstehen, erklärte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) bei der Vorstellung des Bebauungsplanes für das Areal am Dienstag. "Leipzig bekommt eine neue, lebendige Mitte, mit Platz für Wissenschaft und Wohnen, für ein Museum, die Markthalle, Musik- und Volkshochschule und viel Grün."

Markthalle wieder als neues, altes Herzstück

Das Areal werde künftig zweigeteilt, erläuterte Leipzigs Baubürgermeister Thomas Dienberg (Grüne) die baulichen Details. Im östlichen Bereich soll ein Bildungscampus mit Volks- und Musikhochschule, der juristischen Fakultät und weitere Institutionen entstehen. Mittelpunkt solle zudem eine neue Markthalle sein.

Baumodell für die künftige Bebauung auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz Leipzig
Bis voraussichtlich 2035 wird am neuen Stadtviertel gebaut. Mit dem Bau des Instituts für Länderkunde (grauer Baukörper, rechts) und der wissenschaftlichen Einrichtung Global Hub (brauner Baukörper) soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Bildrechte: Stadt Leipzig

Diese soll auf der Fläche der Zentralmarkthalle aus den 1890er-Jahren gebaut werden, die bis in die 1950er-Jahre das Herzstück des Stadtbereichs war, so Dienberg. Der westliche Bereich sei für eine Grünfläche und den Standort des Freiheits- und Einheitsdenkmals vorgesehen. Fast ein Viertel der Neubauten seien als Wohnungen geplant.

Stadt will architektonisch hochwertige Bauten

Würfel- und Schachtelbauten soll es in dem Viertel künftig nicht geben, sagte Dienberg: "Für jedes Gebäude wird es einen eigenen architektonischen Wettbewerb geben." Oberbürgermeister Jung fügte hinzu: "Es müssen hochwertige, ästhetische Bauwerke entstehen. Es muss ein architektonisches Juwel werden." Das Stadtoberhaupt verwies etwa auf die Neubauten der juristischen Fakultät, der Bundesstiftung Forum Recht und ein bis zu 16-geschossiges Wohnhochhaus im nordöstlichen Bebauungsgebiet.

Es müssen hochwertige, ästhetische Bauwerke entstehen. Es muss ein architektonisches Juwel werden.

Burkhard Jung Oberbürgermeister der Stadt Leipzig

Nach Kritik: Baumbestand soll erhalten werden

Die jetzige Asphaltwüste soll nicht einer neuen aus Beton Platz machen. Wie Bürgerbefragungen ergaben, wünschten sich mehr als die Hälfte einen Ort, der dem Aufenthalt und der Erholung dient. 3.000 Quadratmeter seien deswegen in den Planungen als Grünfläche vorgesehen, maximal 3.500 Quadratmeter dürfen versiegelt werden, sagte Baubürgermeister Dienberg.

Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig
Aktuell bietet das Areal an der Grünewaldstraße einen tristen Eindruck. Der graue Schotterparkplatz soll etwa einem Neubau der juristischen Fakultät der Uni Leipzig Platz machen. Bildrechte: Philipp Brendel/MDR

Die Stadt reagierte dabei auch auf Kritik aus der Bevölkerung. Viele sprachen sich dagegen aus, die vorhandenen Bäume auf dem Gelände abzuholzen. Diese sollen nun möglichst erhalten werden, erklärte Dienberg: "Wir wollen die Anzahl der Bäume insgesamt durch Neupflanzungen erhöhen." Zudem werde der Stadtbereich als "autoarmes Viertel" geplant und die Anzahl der Pkw-Stellflächen auf ein Minimum reduziert.

Bauarbeiten im Stadtviertel dauern bis 2035 an

Bis die Leipzigerinnen und Leipziger durch das fertige Stadtviertel spazieren können, wird jedoch noch einige Zeit vergehen. "In zwölf Jahren wird es so weit sein, dass wir ein lebendiges Stadtquartier haben", erklärte Oberbürgermeister Jung. Das Stadtviertel solle sich bis 2035 nach und nach entwickeln.

Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig
Im ehemaligen und denkmalgeschützten Bowling-Treff soll künftig das Naturkundemuseum einziehen. Bildrechte: Philipp Brendel/MDR

Doch schon in diesem Sommer sollen Bagger die erste Baugrube für das Institut für Länderkunde ausheben. Auch für die wissenschaftliche Einrichtung "Global Hub" soll dieses Jahr Baustart sein. Voraussetzung dafür ist, dass der Stadtrat dem Bebauungsplan im Juli noch zustimmt.

MDR (phb)

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Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 06. Juni 2023 | 16:30 Uhr

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