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Spiel & SpaßWindsurfen: Unbekannte Talente am Markkleeberger See entdecken

07. August 2022, 18:00 Uhr

Auf dem Surfbrett mit Wind im Segel dem Sonnenuntergang entgegen - Das ist sicher für manche eine schöne Vorstellung. Doch Windsurfen erfordert viel Balance, Kraft und Koordination. Es gilt als eine der anstrengendsten Wassersportarten. Doch ist es auch schwierig zu erlernen? MDR SACHSEN-Reporterin Sina Meißgeier hat sich das erste Mal in ihrem Leben auf ein Surfbrett gewagt und ein bisher unerkanntes Talent an sich entdeckt.

Es ist stark bewölkt und regnet bei etwa 20 Grad. Für meine Schnupperstunde im Windsurfen hätte ich mir besseres Wetter gewünscht. Doch Surflehrerin Franziska Böhm empfängt mich guten Gemüts. Sie ist die Standortleiterin der All-on-Sea Wassersportschule am Markkleeberger See bei Leipzig und selbst eine erfahrene Surferin und Seglerin. Sie weiß schon, dass die Bedingungen gut sind. Es weht ein leichter Wind aus irgendeiner Richtung, für die ich erst später ein Gefühl entwickeln sollte.

Ich denke an das ein oder andere Surfvideo von den Küsten Floridas, das ich schon gesehen habe, und frage mich ernsthaft: Schaff ich es überhaupt aufs Wasser mit dem Surfbrett? Wie oft wird mir das Segel ins Gesicht schlagen oder aus der Hand fallen? Wie viel kann ich überhaupt als Neuling in einer Schnupperstunde lernen? Ich halte immerhin meinen Rücken und meinen Gleichgewichtssinn für fit genug für dieses Abenteuer.

Ab in den Neoprenanzug und Einführung an Land

Ich habe meine Badesachen bereits an und schlüpfe in den schwarzen Neoprenanzug. Dabei muss ich an meine Kollegin denken, die vergangenen Sommer im Neoprenanzug auf Wasserski unterwegs war und das Anziehen mit einer "Wurst in der Pelle" verglichen hat. Ich muss schmunzeln. Vor dem leicht kühlen Wetter gut geschützt, gehe ich zu Franziska und sie erklärt kurz die wichtigsten Sachen rund ums Windsurfen.

Für meine Körpergröße und meinen Anfängerstatus hat sie ein Segel mit 3,5 Quadratmeter Durchmesser ausgewählt. Es sieht groß aus, aber händelbar. Ich muss noch wissen, dass ich eine Hand am Mast und die andere am sogenannten Gabelbaum halten muss. "Der Gabelbaum ist der Haltegriff, der dem Segel Stabilität gibt und über den du steuern kannst. Anluven ist die Änderung der Fahrtrichtung zum Wind hin", verrät Franziska. Es gebe noch Dutzende andere Begriffe für die Haltung und Steuerung des Segels, sagt sie, aber sie wolle es der Einfachheit halber erst einmal dabei belassen.

Dann erklärt sie die richtige Fußstellung auf dem Surfbrett, wo sich das Brett mit dem Mast trifft (die kleine Klickvorrichtung nennt sich Rigg) und ganz wichtig: was ich machen muss, wenn ich mich mit dem Surfbrett drehen will. Das sollte sich kognitiv als die größte Herausforderung für mich erweisen.

Auf dem Weg zur roten Boje

Franziskas Windverständnis ist beeindruckend und sie schickt mich kurzerhand Surfbrett und Segel ins Wasser tragen, über das Rigg verbinden und dann sollte ich schon aufsteigen. Das Wasser am Markkleeberger See ist dank der Hitze der vergangenen Wochen ordentlich warm. Auch auf dem Brett stehe ich wider Erwarten echt stabil. Das liegt unter anderem am sogenannten Schwert - ähnlich der Flosse bei Fischen sorgt es für Stabilität. Als nächstes muss ich dann an einem Strick mein Segel aus dem Wasser an mich ranziehen. Hier sind ein gerader Rücken und ordentlicher Zug mit den Armen gefragt, aber auch das erlebe ich in Ufernähe als machbar. Unter Franziskas toller Anleitung stelle ich mich richtig auf das Brett, richte mein Segel aus und schon bin ich mit einem Lüftchen zu einer einige Meter entfernten roten Boje unterwegs. Ein schönes Gefühl!

Surfen lernen geht für jeden. Das Material lässt es zu, dass wir verschiedene Menschen bedienen können. Das Brett ist sehr kippstabil und da kippt man nicht so schnell herunter - die meisten zumindest. Ein bisschen Sportlichkeit gehört natürlich dazu, aber meiner Ansicht nach ist es für fast jeden etwas.

Franziska Böhm | Surflehrerin

Aus dem Gleichgewicht und: Platsch!

"Der Wind ist entspannt und gleichmäßig. Lass uns noch etwas hin- und herfahren", sagt Franziska und steigt jetzt auch - ohne Neoprenanzug - auf ihr Surfbrett. Wir fahren weiter hinaus, zu einer ockerfarbenen Boje. Sie ist seit drei Jahren nicht ins Wasser gefallen, aber bei mir passiert es nun doch. Ich versuche zu drehen, bekomme aber nicht koordiniert, in welche Richtung ich das Segel halten und drehen und in welcher Reihenfolge ich meine Füße auf dem Brett bewegen muss, damit es sich dreht. Das Wasser ist zu tief, ich platsche komplett hinein und tauche kurz unter.

Nun muss ich mich wieder aufs Surfbrett ziehen, aber das ist alles gar nicht so dramatisch, denn durch das erwähnte Schwert liegt das Brett gut im Wasser. Aber: Je weiter draußen auf dem Wasser man ist, umso schwerer fühlt es sich an, das Segel nach dem Aufsteigen wieder aus dem Wasser zu heben.

Nochmal Anluven auf der letzten Fahrt

Auf dem Weg zurück zum Ufer fängt es etwas an zu regnen, aber ich bin ja sowieso schon nass. Wenden klappt mittlerweile auch etwas besser und meine körperliche Anspannung sinkt ein wenig. Ich lerne, ein Gefühl für kleine Windstöße zu entwickeln und sie in meinem Segel aufzunehmen.

Kaum zu glauben, aber ich habe die erste Stunde in meinem Leben Windsurfen gemacht. Entgegen meiner Erwartungen waren die Bedingungen perfekt und ich habe ein besonderes Lob von Surflehrerin Franziska Böhm bekommen: Meine Fähigkeiten liegen weit über dem Durchschnitt, sagt sie, und ich glaube sogar, dass das Wort "Ausnahmetalent" gefallen ist. Ich denke, dabei hat auch geholfen, dass ich ohne Erwartungen an meine Schnupperstunde herangegangen bin.

Fazit

Windsurfen ist ohne Zweifel eine Sportart, die viel Gleichgewicht erfordert und die sehr technisch ist. Aber mit guter Anleitung und anfängerfreundlichem Equipment lassen sich schnell Fortschritte machen. Der Spaß bleibt auch nicht auf der Strecke. Wer sich Gedanken über die eigene Fitness macht, dem sei empfohlen, im Vorfeld Rückenübungen zu machen und beispielsweise bei einigen Runden Stand-up-Paddeln die Koordination und Balance zu trainieren. Dann steht einem Windsurfabenteuer nichts im Weg!

Adresse und Anreise

  • Adresse: Am Bootssteig 1, 04416 Markkleeberg
  • Anreise mit ÖPNV: Die Buslinie 106 fährt über den S-Bahnhof Markkleeberg an die Wassersportschule in der Auenhainer Bucht. Haltestelle: Auenhain, Kanupark
  • Anreise mit Pkw: über die A38 nach Auenhain
  • Parkmöglichkeiten direkt an der Windsurfschule (täglich gebührenpflichtig)

Öffnungszeiten während der Ferien

täglich 10:00-20:00 Uhr

Kosten

  • Schnupperstunde (60 Minuten): 30 EUR pro Person
  • Sommerferienkurse für Einsteiger und Fortgeschrittene (eine Einheit 90 Minuten): 39 EUR pro Einheit
  • Einsteigerkurs Windsurfen (12 Stunden): 199 EUR pro Person

Geeignet für

  • Familien mit Kindern ab 8 Jahren
  • Gruppen

Barrierefreiheit

  • teilweise barrierefrei

Verpflegung

  • Selbstversorgung möglich
  • die Wassersportschule betreibt auch einen kleinen Imbiss am Auenhainer Strand
  • Kanu-Terrasse

Daran sollte man denken

  • etwas zu trinken mitnehmen!
  • Badesachen für unter den Neoprenanzug und den Strandbesuch danach
  • ein Handtuch
  • einen wasserdichten Beutel für das Handy, falls man Erinnerungsfotos möchte

Wenn man schon mal da ist ...

...bietet sich auch ein Besuch im nebenliegenden Kanupark oder zum Panoramaklettern und Adventure-Golf ein paar Hundert Meter entfernt an.

MDR (sme)

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