Umwelt Zoo Leipzig will bedrohte Feldhamster mit Zuchtstation retten

20. Juni 2022, 17:58 Uhr

Der Feldhamster gehört zu einer aussterbenden Art. Die heutige Landwirtschaft trägt dazu bei, dass sein Lebensraum verschwindet. Auch in Sachsen ist das Nagetier in freier Wildbahn fast verschwunden. Um wieder Tiere auswildern zu können, betreibt der Zoo Leipzig seit April eine Aufzuchtstation.

Der Zoo Leipzig und das sächsische Umweltministerium haben eine Aufzuchtstation für Feldhamster gegründet. Wie der Zoo und das Ministerium mitteilten, soll das Nagetier so vor dem Aussterben gerettet werden.

Aufzuchtstation seit April in Betrieb

40 Hamster seien seit April in die Station eingezogen, teilte der Zoo mit. "Wir haben ungefähr doppelt so viele Weibchen wie Männchen bei uns in der Station, um mit den Verpaarungen die größtmögliche Anzahl an Wildtieren und Würfen erzielen zu können", sagte Zoomitarbeiter Ariel Jacken. Die Nagetiere kommen demnach aus freier Wildbahn aus Thüringen und hätten sich gut eingelebt, sagte Jacken. Erste Paarungsversuche habe es bereits gegeben. Mit ersten Auswilderungen rechne der Zoo in den kommenden Jahren.

Eine "Arche" für den Feldhamster

Der Feldhamster gehört in Mitteldeutschland zu den bedrohten Tierarten. In Sachsen liege der Feldhamster-Bestand unter der Nachweisgrenze, sagte Zoodirektor Jörg Junhold. Laut sächsischem Umweltministeriums brach "die stabile Feldhamster-Population" innerhalb weniger Jahre zusammen. Durch Folgen des Klimawandels, extreme Wetterereignisse und extreme Trockenheit würden die Lebensräume der Tiere so verändert, dass das Ökosystem sich selbst nicht mehr anpassen kann. "Hier müssen wir jetzt rettend eingreifen, gewissermaßen eine Art Arche bauen für den Feldhamster", sagte Staatssekretär Gerd Lippold (Grüne). Anderenfalls würde "wieder ein Stück Biodiversität" verschwinden.

Konventionelle Landwirtschaft als Problem

Durch die Art der heutigen Bewirtschaftung der Äcker sei der Feldhamster weitgehend verschwunden, so Lippold. Durch die immer effektivere Getreideernte, bleiben laut Naturschutzbund kaum Getreidekörner zurück, sodass es dem Feldhamster schwerfällt genügend Vorräte für den Winter einzusammeln. Auch fehlten durch die "monotonen Felder" Verstecke und Stellen, wo das Tier seinen Bau graben kann. Zudem sei die Versiegelung der Ackerflächen ein zusätzliches Problem.

Um das Überleben des Feldhamsters zu sichern, "brauchen wir Veränderungen in der Landwirtschaft", sagte Lippold. Maßnahmen hierfür seien beispielsweise spätere Erntezeiten oder das Anlegen spezieller Pflanzenstreifen.

Feldhamster europaweit vom Aussterben bedroht

Nur noch 10.000 bis 50.000 Feldhamster leben laut Naturschutzbund (NABU) in Deutschland. Größere Vorkommen an Feldhamstern gibt es nur noch in der Mitte Deutschlands - in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Auch die Bestände in West- und Mitteleuropa sind einem Bericht der Weltnaturschutzunion (IUCN) stark zurückgegangen.

Wie groß wird ein Feldhamster?

Feldhamster werden etwa so groß wie Meerschweinchen. Ausgewachsene Tiere können eine Größe von 35 Zentimeter erreichen und bis zu 500 Gramm wiegen. Sie können vier Jahre alt werden.

Wo lebt der Feldhamster?

Der Feldhamster lebt in Ackerlandschaften und braucht genug Deckung, um sicher unterwegs sein zu können. Von Oktober bis einschließlich März halten Feldhamster Winterschlaf. Alle fünf bis 14 Tage wachen sie auf und müssen etwas essen. Nachwuchs bekommen sie Ende Mai bis Mitte Juni.

Was essen Feldhamster?

Auf dem Speiseplan des Feldhamsters stehen Feldpflanzen aller Art. Daneben erbeuten sie aber auch kleine Tiere wie Insekten und Regenwürmer. Im Juli beginnen sie damit, Vorräte für den Winter anzulegen. Sie "hamstern" Getreide, Wildkrautsamen, Hülsenfrüchte sowie Stücke von Rüben und Kartoffeln. Um einen Winter überstehen zu können, benötigt ein Feldhamster ein bis zwei Kilogramm Nahrung.

MDR (mar)

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