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Universität LeipzigSachsens Lehramtsstudenten mehr fürs Land begeistern

30. April 2018, 17:22 Uhr

Auf dem Land fehlen Lehrer. Sächsische Referendare zieht es oft in Großstädte oder Speckgürtel der Städte. Um angehenden Lehrern frühzeitig zu zeigen, was alles in ländlich gelegenen Schulen los ist und welche Chancen sich dort bieten, startet die Universität Leipzig nun ein spezielles Projekt. Die Fördermittel dafür kommen von der Europäischen Union.

Lehramtsstudenten soll die Arbeit in ländlichen Schulen in Sachsen schmackhafter gemacht werden. Dafür gründet die Universität Leipzig gerade ein Kompetenzzentrum. Ab Herbst 2018 sollen die angehenden Lehrer im Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung beraten werden. Gleichzeitig soll damit der Lehrermangel auf dem Land bekämpft werden. Das Projekt soll nach Angaben der Universität wenigstens 300 Studenten zwei Jahre lang begleiten. Es wird mit knapp 600.000 Euro vom Europäischen Sozialfonds unterstützt.

Abbrecherquoten senken

Konkret hat das Projekt Studienanfänger für Grund-, Mittel- und Sonderschulpädagogik im Blick. Sie sollen während des Lehramtsstudiums mit drei Angeboten unterstützt werden, sagte Projektleiterin Anke Költsch MDR SACHSEN.

  • Online-Lernplattform

Die Abbrecherquote in den naturwissenschaftlichen Fächern ist besonders hoch. Laut Anke Költsch unterschätzen viele Lehramtsstudenten den fachlichen Aufwand dafür und brechen ihr Studium vorzeitig ab. Das will das Projekt mit einer Online-Lernplattform verhindern helfen. "Die Trainingseinheiten mit Lehrstoff und Aufgaben zum Üben wird gerade erstellt", erklärte Anke Költsch. Höhere Semester begleiten dieses Programm als Mentoren.

  • Netzwerk-Arbeit mit Schulen auf dem Land

Der zweite Schwerpunkt ist der Aufbau eines Netzwerkes. Geplant sind Workshops und Exkursionen zu Schulen auf dem Land, "um den Erstsemestern die Vielfalt der Schullandschaft zu zeigen", sagte Költsch. Damit wolle man auch auf mögliche Praktika oder Referendariate aufmerksam machen.

  • Studienorganisation und Stressmanagement

Mit einem dritten Programmpunkt sollen Lehramtsstudenten lernen, strukturiert zu arbeiten und mit Stress umzugehen. "Das soll ihnen helfen, das Studium zu bewältigen und später auch im Berufsalltag nützlich sein. Denn der Stress wird ja nicht weniger", meinte Anke Költsch.

Offene Stellen in der Lausitz und in Chemnitz

Als besonders dramatisch gilt die Lehrersituation auf dem Land. Michael Jung vom Lehrerverband sagte: "Die Leute wollen einfach nicht aufs Land und sie wollen nicht nach Chemnitz." Das Schuljahr war vorigen Herbst mit vielen Personallücken gestartet. Denn es hatten sich viel zu wenige ausgebildete Lehrer für Grundschulen, Oberschulen und Förderschulen beworben. Mit Quereinsteigern und Lehrer-Abordnungen versuchte Sachsen, die Lücken zu füllen. Aber auch zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres blieben dutzende Stellen unbesetzt, so dass Kultusminister Christian Piwarz die Situation als "ernüchternd" einschätzte.

Zu Beginn des neuen Schuljahres soll das neue Lehrerpaket greifen mit Anreizen, Prämien, zusätzlichen Ausbildungsstätten im ländlichen Raum und entschlackter Stundentafel. Ab 2019 ist auch die Lehrerverbamtung geplant - alles Maßnahmen gegen den Lehrermangel in Sachsen.

Quelle: MDR/kk