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Personalmangel im ÖPNVVerkehrsunternehmen sehen Verkehrswende in Gefahr

10. März 2023, 05:00 Uhr

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen ist dafür, mehr Fahrpersonal aus dem Ausland anzuwerben. Sprecher Eike Arnold begründete das bei MDR AKTUELL mit dem zunehmenden Personalmangel. Viele Kolleginnen und Kollegen gingen in den verdienten Ruhestand. Allein um den Status Quo aufrechtzuerhalten, suche man bundesweit jährlich 8.000 neue Fahrerinnen und Fahrer.

Busse, die ausfallen, Straßenbahnen, die zu spät kommen – jedes zweite Verkehrsunternehmen in Deutschland habe im vergangenen Jahr den Fahrbetrieb einschränken müssen, sagt Eike Arnold vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen.

Grund sei ein enormer Personalmangel, der mittlerweile jedes Unternehmen erreicht habe, so Arnold. Pro Jahr suchte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen branchen- und bundesweit 8.000 neue Fahrerinnen und Fahrer für Bus und Straßenbahn: "Das liegt einfach daran, dass die Kolleginnen und Kollegen in den wohlverdienten Ruhestand gehen und die müssen ersetzt werden, damit der Fahrplan auch gefahren werden kann. Da geht es also nur um den Status quo beim ÖPNV-Angebot. Da geht es noch nicht darum, dass wir erheblich wachsen wollen, um einen erheblichen Beitrag für das Erreichen der Klimaschutzziele leisen zu können", sagt Arnold.

Nahverkehr muss für Verkehrswende ausgebaut werden

In Zukunft dürfte sich das Problem noch verschärfen. Denn während einerseits Personal fehlt, sollen die Verkehrsbetriebe auf der anderen Seite mehr leisten. Wie viel, das wird bei jedem einzelnen Verkehrsunternehmen konkret festgelegt. Und zwar in Verträgen mit den Kommunen, den Auftraggebern der Verkehrsbetriebe.

So haben zum Beispiel auch die Leipziger Verkehrsbetriebe mit der Stadt Leipzig einen Vertrag geschlossen. Darin steht, dass die Busse und Bahnen der LVB im vergangenen Jahr insgesamt 23 Millionen Kilometer fahren sollten. Bis zum Jahr 2030 steigt diese Zahl auf fast 28 Millionen Kilometer. Ein aussichtsloses Ziel?

Auch die LVB suchten daher händeringend Personal, sagt Geschäftsführer Ulf Middelberg. Doch alle anderen Verkehrsbetriebe ja auch: "Wir suchen in diesem Markt und Wettbewerb heißt, der, der das am geschicktesten macht, hat die besten Chancen. Gleichzeitig suchen wir aber auch nach Möglichkeiten, über Optimierung und Automatisierung, morgen mit weniger Menschen mehr Verkehr bringen zu können, weil wir für die Verkehrswende zusätzlichen Verkehr in großer Zahl brauchen."

Verkehrsbetriebe können Verträge nicht erfüllen

Die Aufgabe lautet also: Mehr Verkehr mit weniger Personal. Schon jetzt schaffen es Verkehrsbetriebe aber oft nicht, die Verträge mit den Kommunen zu erfüllen. MDR AKTUELL hat bei den drei größten Verkehrsbetrieben Sachsens nachgefragt. Die Straßenbahnen und Busse der Dresdner Verkehrsbetriebe fuhren im vergangenen Jahr drei Prozent weniger Kilometer als vereinbart. Die Kilometerzahl der Chemnitzer Verkehrs-AG lag 0,3 Prozent unter dem Vereinbarten.

Auch die Leipziger Verkehrsbetriebe unterschritten die festgelegte Kilometeranzahl. Die LVB erbrachten im vergangenen Jahr ungefähr zehn Prozent weniger Leistungen. Streng genommen könnte man jetzt sagen: Vertragsbruch.

Doch dazu komme es nicht, erklärt Ulf Middelberg, weil niemand Interesse habe, das juristisch oder gerichtlich zu klären: "Wir suchen gemeinsam mit der Stadt nach Lösungen. Insofern sind wir kontrolliert vom Aufsichtsrat und wir stehen regelmäßig dem Stadtrat Rede und Antwort. Insofern kommt es dann zu Anpassungen und wir wollen stabilen und sicheren Nahverkehr anbieten."

Der Verband der Verkehrsunternehmen VDV warnt daher, der Personalmangel könne das Ziel Verkehrswende gefährden. Eine Lösung sieht der VDV in der Anwerbung von Fahrpersonal aus dem Ausland.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 10. März 2023 | 06:00 Uhr