ÖPNV Meinungen zum 49-Euro-Ticket gehen in Sachsen auseinander
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04. November 2022, 11:16 Uhr
Das geplante 49-Euro-Ticket spaltet Sachsen. Während Ministerpräsident Michael Kretschmer Sorge hat, dass Strecken im ländlichen Raum für das Projekt geopfert werden, kommen von den Verkehrsverbünden positive Signale. Studierende wünschen sich ein eigenes Bildungsticket.
Auf dieser Seite:
- In Sachsen geht die Furcht um, dass für das 49-Euro-Ticket Strecken im ländlichen Raum stillgelegt werden.
- Die Verkehrsverbünde begrüßen das neue Angebot.
- Wann das 49-Euro-Ticket startet, steht noch nicht fest.
Seit Mittwochabend ist klar: Das 49-Euro-Ticket kommt. Doch die Meinungen darüber gehen in Sachsen auseinander. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sieht das Ticket kritisch. Er ist unzufrieden über die Finanzierungszusage des Bundes für den Nahverkehr:
"Der Bundesregierung war das 49-Euro-Ticket, dieses Symbol, noch wichtiger, da ist jetzt Geld vorhanden. Ich finde, das ist die falsche Reihenfolge." Aber man müsse nun damit umgehen, sagte Kretschmer, der sich lieber zuerst mehr Geld für den bestehenden Nahvekehr gewünscht hätte, bevor das 49-Euro-Ticket umgesetzt wird.
Der Bundesregierung war das 49-Euro-Ticket, dieses Symbol, noch wichtiger, da ist jetzt Geld vorhanden. Ich finde, das ist die falsche Reihenfolge.
Städte- und Gemeindetag fürchtet Stilllegung von Strecken
Ähnlich sieht das auch der Präsident des Sächsischen Städte- und Gemeindetages, Bert Wendsche (parteilos): Das größte Problem des ÖPNV sei die Grundfinanzierung, um die bestehenden Strecken erhalten zu können. Es drohe die Stilllegung von Strecken. "Ein 49-Euro-Ticket ist vorwiegend ein Angebot für den städtischen Raum. Es ist die Frage, ob das dann eine faire Verteilung zwischen dem städtischen und ländlichen Raum ist", fragte Wendsche rhetorisch.
Studierende fordern Nachfolger für Semesterticket
Die Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS) kritisierte, dass Studierende komplett vergessen worden seien und keine bundesweit einheitliche Lösung für ein vergünstigtes Bildungsticket gefunden worden sei. Sie forderte, dass die sächsische Staatsregierung ein vergünstigtes 29-Euro-Ticket schaffen solle, das mit den bisher gültigen Semestertickets verrechnet werden kann. Die KSS verwies auf Niedersachsen, wo etwa ein 29-Euro-Ticket für Schüler und Auszubildende geplant sei.
Verkehrsverbünde sehen "großartiges Angebot"
Positive Reaktionen zum 49-Euro-Ticket kamen hingegen von den Verkehrsverbünden. Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) nannte das 49-Euro-Ticket ein "großartiges Angebot für die Fahrgäste". Es werde die Nutzung des ÖPNV erleichtern.
Der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) wertete die Zusage bei den Regionalisierungsmitteln als ein erstes positives Signal. Man könne aber noch nicht einschätzen, ob die zusätzlichen Mittel ausreichen werden, um das bestehende Verkehrsangebot aufrecht zu erhalten, teilte Sprecherin Juliane Vettermann mit. Die gestiegenen Energiepreise belasten den Nahverkehr ganz erheblich.
Termin für Start des Tickets steht noch nicht fest
Wann das 49-Euro-Ticket kommen wird, ist indes noch offen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte als Ziel den Jahreswechsel genannt. MDV und VVO äußerten sich zurückhaltender. Es müssten noch Details zwischen den Ländern, den Vertriebspartnern und der Nahverkehrsbranche geklärt werden. Alle Abo-Kunden würden zeitnah informiert.
Bund und Länder teilen sich Kosten
Das 49-Euro-Ticket soll bundesweit gültig und monatlich kündbar sein. Es folgt auf das 9-Euro-Ticket, das im Sommer für eine rege Nutzung des Regionalverkehrs gesorgt hatte. Der Bund will dauerhaft die Regionalisierungsmittel erhöhen, mit denen die Länder Bahn- und Busverbindungen bei den Verkehrsunternehmen bestellen.
Die Länder hatten dies zur Bedingung gemacht, damit sie das 49-Euro-Ticket mitfinanzieren. Das neue Ticket kostet drei Milliarden Euro. Bund und Länder finanzieren es jeweils zur Hälfte.
MDR (sth)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 03. November 2022 | 19:00 Uhr