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ArbeitsmarktTrotz Fachkräftemangels: Zahl der Pendler in Sachsen steigt

30. Oktober 2022, 19:59 Uhr

Zunehmend wollen Menschen zwar in Sachsen leben, zum Arbeiten fahren sie aber in andere (Bundes)-Länder. Nicht nur das Geld lockt sie, sondern auch Arbeitsbedingungen und Bildungsangebote. Doch der Fachkräftemangel nimmt zu, die Landesregierung hofft auf Rückkehrwillige.

Trotz Fachkräftemangels und vieler offener Stellen pendeln immer mehr Sachsen zum Arbeiten in andere Bundesländer oder ins Ausland. Im vergangenen Jahr hatten 146.393 Frauen und Männer ihren Job auswärts, heißt es aus der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit.

Das ist verglichen mit dem Jahr zuvor ein Plus von 3,9 Prozent und der bisher höchste Wert seit 1999. Etwa jeder Zweite pendelte dabei für den Job in westdeutsche Bundesländer.

Es fahren auch Pendler nach Sachsen zur Arbeit

Zwar gibt es auch immer mehr Menschen aus anderen Bundesländern oder dem Ausland, die in Sachsen Arbeit suchen. Deren Zahl stieg laut Regionaldirektion im vergangenen Jahr verglichen mit 2020 sogar um 7,5 Prozent auf 136.861 Frauen und Männer. Dennoch ist die Rechnung unter dem Strich für Sachsen noch immer negativ. Denn es verließen 9.532 mehr Menschen das Land, als in den Freistaat kamen.

Die meisten Menschen pendelten im vergangenen Jahr nach Sachsen-Anhalt (26.119), Bayern (25.942), Thüringen (17.256) und Brandenburg (16.672). Für das Ausland gibt es keine Daten.

Der Sprecher der Regionaldirektion, Frank Vollgold, wies jedoch darauf hin, dass etwa die Tschechische Republik unter einem ähnlichen Arbeits- und Fachkräftemangel wie Sachsen leide und die Beschäftigungschancen dort gut seien. Mit einer Quote von 2,4 Prozent habe das Land die niedrigste Arbeitslosigkeit in der Europäischen Union.

Frank Vollgold, Sprecher der Bundesagentur für Arbeit in Sachsen warnt vor echten Mangelerscheinungen auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen. Bildrechte: Bundesagentur für Arbeit

Pendelgründe liegen nicht nur im Geld

"Die Menschen pendeln nicht mehr nur des besseren Verdienstes wegen. Es gibt da eine Vielzahl von Gründen", sagte Vollgold. Zwar sei das Geld noch immer das Hauptmotiv. Neben dem möglicherweise besseren Verdienst könnten auch bestimmte Weiterbildungsmöglichkeiten, eine andere Arbeitszeitverteilung, Homeoffice-Möglichkeiten, bessere Karrierechancen oder das Image des Unternehmens den Ausschlag geben.

Unter Umweltaspekten gibt es bei Pendelnden in Deutschland durchaus Einsparpotenzial. Bildrechte: MDR Wissen

Gute Chancen für Rückkehrwillige

Dabei suchen die sächsischen Unternehmen händeringend Fachkräfte. In einigen Berufen gibt es sogar Vollgold zufolge mittlerweile "echte Mangelerscheinungen". Aktuell sind mehr als 45.000 freie Stellen bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldet - die meisten in Vollzeit und unbefristet. Für Rückkehrwillige gebe es bei den Arbeitsagenturen Beratungsangebote.

Für das Wirtschaftsministerium sind die Zahlen der Beweis, dass die Mobilität der Beschäftigten 2021 wieder stark gestiegen sei. Allerdings habe Sachsen seit langem den mit Abstand niedrigsten negativen Pendlersaldo aller neuen Flächenländer, hieß es.

Motivierte, kreative und qualifizierte Beschäftigte sind heute die zentrale Erfolgsvoraussetzung für jedes gute Unternehmen und jede gute Verwaltung.

Martin Dulig | Wirtschaftsminister Sachsen

 "Motivierte, kreative und qualifizierte Beschäftigte sind heute die zentrale Erfolgsvoraussetzung für jedes gute Unternehmen und jede gute Verwaltung", sagte Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD). Junge Menschen sollen deshalb nach Ausbildung und Berufseinstieg im Land gehalten und viele der Menschen zurückgeholt werden, die Sachsen in den vergangenen drei Jahrzehnten verlassen haben.

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MDR (sho)/dpa

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 30. Oktober 2022 | 17:00 Uhr