Bundestagswahl 2017 | Direktkandidaten aus Sachsen Thorsten Ahrens (Die Linke)

07. September 2017, 21:25 Uhr

Wahlkreis Görlitz (157)

Allgemein

Alter: 49
Schulausbildung: Fachabitur
Beruf: Diplom-Sozialarbeiter/ Sozialpädagoge (FH)
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Görlitz

Politischer Werdegang:

  • Mitglied der Partei DIE LINKE seit 1998
  • Stadtrat Stadt Görlitz
  • Fraktionsvorsitzender der Fraktion DIE LINKE im Stadtrat Görlitz

Privat

Was ist Ihre größte Stärke?

  • Hartnäckigkeit

Was ist Ihre größte Schwäche?

  • ein gutes Buch

Welchem sächsischen und welchem nicht-sächsischen Sportverein drücken Sie die Daumen?

  • den Lausitzer Füchsen und der Borussia aus Mönchengladbach

Wo erholen Sie sich in Sachsen am liebsten?

  • überall, mit meiner Familie beim Radfahren

Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

  • meine Familie, ein Taschenmesser und etwas Schnur

Politisch

Warum haben Sie sich als Direktkandidat Ihrer Partei zur Verfügung gestellt?
Ich möchte die Erfahrungen aus meinem bisherigen Leben - u.a. im Beruf, als Vater, als Mitglied in Vereinen und als Kommunalpolitiker - in die bundespolitische Weiterentwicklung einbringen. Ich bin überzeugt, dass vieles sehr viel besser ginge. Daran will ich mitarbeiten.

Welche Reform bewundern Sie am meisten?
die Humboldt'sche Reformidee, in der er eine humanistische Bildung für Kinder aller Klassen anstrebte

Wenn Sie gewählt werden, was ist Ihr wichtigstes Ziel (für die kommende Legislaturperiode)?

  • mehr Gerechtigkeit, in allen Bereichen

Was wollen Sie für Sachsen erreichen … 

… im Bereich Bildung
Gerade die Misere des sächsischen Bildungswesens – Stichworte Lehrkräftemangel, hohe Schulabbrecher-Quote, unterfinanzierte Hochschulen, planlose Kultusbürokratie, Sanierungsstau – zeigt: Der Bund muss die Länder in puncto Bildung dauerhaft unterstützen und für bundesweit einheitliche Standards sorgen, auch für genug Kita-Plätze. Das würde Schaden von unseren Kindern und Jugendlichen ab-wenden und die sächsischen Eltern entlasten, die bisher für Kitagebühren, Lernmittel oder den Schulbus zahlen müssen. Neben diesen dringend notwendigen Schritten, müssen wir aber auch grundsätzlich fragen: Wie wollen wir in Zukunft lernen und lehren? Wir wollen, dass längeres gemeinsames Lernen in Gemeinschaftsschulen an die Stelle des frühen Aussortierens tritt. So lässt sich die Spaltung der Gesellschaft bekämpfen und dafür sorgen, dass Bildungserfolg weniger vom elterlichen Geldbeutel abhängt.

… im Bereich Forschung und Entwicklung
Die sächsische Wirtschaft wird von Handwerk und Mittelstand getragen. Hier sind nur wenige große Unternehmen ansässig, und das in der Regel nur als „verlängerte Werkbänke“ ohne Forschungsabteilung. Wegen dieser Kleinteiligkeit können unsere Unternehmen weniger gut forschen und schlechter wachsen als andere Betriebe. Die öffentliche Hand muss über die Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen versuchen, diese Defizite zu verkleinern. Des-halb sind nicht nur attraktive Arbeitsbedingungen für Wissenschaftler nötig, sondern auch solide grundfinanzierte Hochschulen und mehr öffentliche Forschungsfördermittel. Der Technologietransfer in die Unternehmen und zwischen den Unternehmen muss ausgebaut werden. Wissenschaftliche Erkenntnisse, die mit Steuergeld erarbeitet worden sind, müssen offen zugänglich sein. Und wir wollen, dass für den Frieden statt für Krieg und Rüstungsindustrie geforscht wird. Deshalb fordern wir Zivilklauseln an allen Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen. Forschung und Wissenschaft sollen stattdessen helfen, soziale Spaltungen zu überwinden oder die Energiewende voranzubringen. Wir wollen deshalb die milliardenschwere Innovations- und Technologieförderung des Bundes, auch die gemein-sam von Bund und Ländern finanzierte außeruniversitäre Forschung, strategisch ausrichten.

… im Bereich Wirtschaft und Verkehr
Die Wirtschaft muss dem Menschen dienen – der Erfolg von Unternehmen soll stärker als bisher denen zugutekommen, die ihn erarbeiten. Bisher fließen Milliarden in die Förderung der Exportindustrie, der Binnenmarkt wird ebenso vernachlässigt wie die öffentliche Infrastruktur. Das Land spaltet sich so immer stärker in reiche und in abgehängte Regionen. Dagegen wollen wir vorgehen. Löhne und Gehälter müssen insbesondere bei den kleinen und mittleren Einkommen steigen. Das bewirken wir einerseits durch die Anhebung des Mindestlohnes auf zwölf Euro. Andererseits beseitigen wir Lohnbremsen in der Arbeitsmarktpolitik: Leiharbeit, Werkverträge, Hartz IV und Sanktionen, sinkende Tarifbindung usw. Darüber hinaus wollen wir mit unserem Einkommensteuerkonzept alle Einkommen unter 7.100 Euro entlasten. Steigende Kaufkraft wird so zum Konjunkturprogramm für die sächsische Wirtschaft. Auch mehr öffentliche Investitionen sollten die Wirtschaft ankurbeln und die Lebensbedingungen in ganz Deutschland verbessern – etwa indem mehr bezahlbare Wohnungen gebaut werden und das Bildungssystem verbessert wird. Anders als die Bundesregierung halten wir auch am Ziel des Ost-West-Angleichs bei Löhnen und Renten fest. Denn der Osten bildet bis heute die größte Ansammlung strukturschwacher Regionen bundesweit.

Öffentliche Wirtschaftsförderung wollen wir daran knüpfen, dass Unternehmen gute Arbeit und Löhne bieten, tarifgebunden sind oder ökologisch sinnvoll produzieren. Sozial schädliche Wirtschaftsbereiche wie die Rüstungsindustrie und fossile Energieversorgung wollen wir umbauen und durch eine Umstellung der Produktion Arbeits-plätze sichern und neue schaffen. Das betrifft beispielsweise das Lausitzer Braunkohlerevier – auch dort soll ein Zukunftsfonds auf Bundesebene helfen, den Strukturwandel zu stemmen.

Wir wollen, dass alle mobil sein können. Das geht nur mit bezahlbaren, ökologischen, barrierefreien Verkehrsangeboten. Wir wollen Alternativen zum individuellen Straßenverkehr. Die sächsische Staats-regierung kümmert sich viel zu wenig um Busse, Bahnen, Fuß- und Radwege. Nötig ist eine sozial-ökologische Mobilitätswende auch hin zum schienengebundenen Personen- und Güterverkehr. Der Bund kann mit zweckgebundenen Fördermitteln unterstützen und auch die sächsische Regierung zwingen, das Geld korrekt einzusetzen. Für den ländlichen Raum fordern wir eine Mobilitätsgarantie: Mindestens im Stundentakt soll das nächste Oberzentrum erreichbar sein. Wir wollen auch die Elektromobilität im öffentlichen Verkehr fördern. Da-mit alle teilhaben können, wollen wir günstigere Fahrpreise, flächendeckend Sozialtickets für einkommensschwache Haushalte, eine Sozial-Bahncard sowie kostenlose Schüler- und Azubitickets. Eine PKW-Maut lehnen wir ab und wollen verhindern, dass öffentliche Verkehrswege wie Autobahnen in private Hände gelangen.

… im Bereich Innere Sicherheit
Auch die Menschen in Sachsen verdienen echte Sicherheit, nicht nur gefühlte. Wir dürfen nicht versuchen, diese Sicherheit mit flächen-deckender Überwachung, dem Abbau von Bürgerrechten oder der Aufweichung des Rechtsstaates zu erkaufen – das würde sowieso scheitern, und wir hätten am Ende nichts mehr gegen Terroristen und andere Freiheitsfeinde zu verteidigen. Auch in Sachsen hat die CDU über Jahre Polizei und Justiz kaputtgespart und so das staatliche Gewaltmonopol ins Wanken gebracht, weshalb viele sich um ihre Sicherheit sorgen. Darüber freuen sich nur Menschenfeinde, die politisch von der Angst leben und vorgeben, die Dinge selbst in die Hand nehmen zu können. Darauf reagieren die CDU-Innenminister auch noch mit immer absurderen Vorstößen gegen bürgerliche Freiheiten, die keine Sicherheit schaffen. Diese Spirale wollen wir durchbrechen. Wir stehen dafür, Polizei und Justiz auf Bundes- und Landesebene besser auszustatten, Bürgernähe und Prävention nicht zu vernachlässigen und die geltenden Gesetze zunächst zu vollziehen, anstatt sie aus Prinzip und planlos zu verschärfen. Es ist die Aufgabe der Polizei, Gefahren abzuwehren – auch bei der Terrorabwehr. Der Personalmangel bei der Bundespolizei muss überwunden werden, und eine Aufgabenkritik muss die Polizei von sinnlosen Tätigkeiten befreien.

Was ist die wichtigste Aufgabe beim Thema Zuwanderung?
Das große Ziel besteht darin, für ein friedliches Zusammenleben alteingesessener und neuer Mitbürger zu sorgen, sie gesellschaftlich zusammenwachsen zu lassen. Ein „Wir, die hier leben“ soll Hass und Ausgrenzung ersetzen. Wir streiten für gleiche Rechte und eine soziale Offensive für alle. Es darf keine Grundlage geben für Sätze wie „Kümmert euch erstmal um uns Einheimische“, die man gerade in Sachsen oft hört. Die Devise soll heißen: Gemeinsam gegen Missstände! Beispielsweise sind die gemäßigten Muslime unsere natürlichen Verbündeten im Kampf gegen radikalisierte Bewegungen.

Fluchtursachen müssen bekämpft werden, indem Waffenexporte unter-bleiben, friedliche Konfliktlösungen und eine gerechtere Weltwirtschaft erreicht werden. Das ist die eigentlich wichtigste Aufgabe, deren Lösung aber Zeit braucht. Derweil ist es wichtig, Zuwandernde anständig zu behandeln, Schutzersuchen rechtsstaatlich zu prüfen, die Menschenrechte aller zu wahren und Regeln für eine planvolle Integration zu entwerfen. Wir wollen keine Einwanderungs- und Integrationspolitik, die sich danach richtet, ob Menschen den richtigen Pass haben oder als „nützlich“ für Unternehmen gelten. Wer sich hier schon ein neues Leben aufgebaut hat, lernt, studiert, arbeitet, eine Familie gegründet hat, darf nicht durch eine Abschiebung herausgerissen werden.

Mit welcher Partei können Sie sich eine Koalition vorstellen?
Die Koalitionsfrage stellt sich erst nach der Wahl – dann lässt sich in Verhandlungen herausfinden, welche Ziele man mit welchem Partner umsetzen könnte. Aus heutiger Sicht können wir uns eine Zusammenarbeit nur mit SPD und Grünen vorstellen, sofern diese Parteien das Leben in Deutschland tatsächlich besser und sicherer machen wollen. Dazu gehören beispielsweise eine friedliche Außenpolitik ohne Waffenexporte, mehr wirklich existenzsichernde Arbeits-plätze oder eine Bürgerversicherung, in die alle Einkommensempfänger einzahlen – und damit gute gesetzliche Renten und eine bezahl-bare Gesundheitsversorgung ermöglichen.

Vervollständigen Sie bitte den Satz: 2019 sollte es in Sachsen ...

… eine Staatskanzlei ohne CDU, aber dafür mit viel Platz für neue Ideen für unser Land geben.

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