Ein Mann hantiert mit einem Brecheisen an einer Kellertür
Einbrecher haben es derzeit schwerer, weil mehr Menschen zu Hause sind. Bildrechte: picture alliance / Silas Stein/dpa

23.04.2020 | 16:06 Uhr Weniger Straftaten in Sachsen in der Corona-Krise

23. April 2020, 16:06 Uhr

Ladendiebe stehen von geschlossenen Geschäften, Einbrecher vor Wohnungen, deren Bewohner daheim bleiben müssen: Die Anzahl der Straftaten geht im Freistaat Sachsen seit Einführung der Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung der Corona-Infektionen Mitte März zurück. Eine Statistik des Landeskriminalamtes Sachsen weist aus, dass die Polizei etwa ein Viertel weniger Straftaten bearbeiten mussten als im Vergleichszeitraum vor einem Jahr. Innenminister Roland Wöller sagte, nicht berücksichtigt seien allerdings Verstöße gegen Infektionsschutzgesetz.

Bisher kein Anstieg häuslicher Gewalt - Dunkelziffer befürchtet

Besonders stark wurde wegen der Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbote eine mögliche Zunahme der häuslichen Gewalt diskutiert. Diese hat sich in Sachsen laut Innenministerium bisher nicht bestätigt. Die gemeldeten Fälle seien um 40 Prozent zurückgegangen. Allerdings geht Minister Wöller von einer höheren Dunkelziffer aus und begründet dies damit, dass häusliche Gewalt "oft nicht durch die Opfer, sondern durch Dritte, wie Freunde, Kollegen, Lehrer angezeigt" werde. "Der Zugang zu solchen wichtigen Bezugspersonen ist derzeit eingeschränkt."

Der CDU-Politiker appellierte an Betroffene, sich an die Polizei, den Weißen Rings, Frauenhäuser oder die Seelsorge zu wenden und Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Weniger Diebstähle aus Wohnungen und Büros

Die sächsische Polizei hat seit Mitte März rund ein Drittel weniger Wohnungseinbrüche und Autodiebstähle verzeichnet. Wöller hat dafür zwei Ursachen ausgemacht: "Die Menschen halten sich mehr als sonst üblich in ihren Wohnungen beziehungsweise in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld auf." Und es sei zudem schwieriger, Diebesgut außer Landes zu bringen.

Auch Diebstähle aus Dienstgebäuden, Büros, Fabrikhallen, Werkstätten und Lagerräumen werden den Angaben zufolge seltener angezeigt.

Leichter Anstieg bei Betrugsfällen

Entgegen des allgemeinen Trends eines Kriminalitätsrückgangs hat die Polizei bei Betrugsdelikten jedoch einen Anstieg um rund zehn Prozent zu verzeichnen. Das beruhe aber teilweise auf einer statistische Anpassung. So werden seit dem 1. Januar auch Auslandsstraftaten sowie Delikte mit unbekanntem Tatort erfasst, wenn der Schaden in Deutschland eintritt, sagt Wöller.

Die Internetkriminalität sei rückläufig, geht aus der LKA-Statistik hervor.

Amtsanmaßung nur in Einzelfällen

Straftaten mit angeblichen Amtspersonen, wie beispielsweise falschen Polizeibeamten oder falschen Mitarbeitern des Gesundheitsamtes, wurden nach Wöllers Angaben bisher nur in wenigen Einzelfällen bekannt.

Dabei hätten sich die Täter mit Verweis auf Corona etwa Zugang zu Wohnungen verschafft, um dort Geld oder Wertgegenstände zu entwenden. Andere kontrollierten Ausweise, um Bußgelder zu kassieren oder Personen des Ortes zu verweisen.

Innenministerium mahnt zur Vorsicht und gesundem Misstrauen

  • Amtspersonen – also beispielsweise Polizisten und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes -  können sich immer ausweisen; Bürger sollten einen Ausweis verlangen.
  • Amtliche Bescheide mit Zahlungsaufforderungen kommen stets mit der Post, nicht per E-Mail.
  • Wenn Bürger berechtigte Zweifel an der Echtheit eines Dokumentes haben, sollten sie die ausstellende Behörde unter den öffentlich bekannten Nummern anrufen.
  • Bürger sollten möglichst keine Links nutzen, um auf die Internetseiten der Sächsischen Aufbaubank oder anderer Institutionen zu gelangen. Stattdessen sollten sie die Seiten direkt und nicht über eine Suchmaschine anwählen.
  • Bürger sollten grundsätzlich niemanden in ihre Wohnung lassen, den sie nicht kennen.
  • Ältere, Hilfsbedürftige und Kinder sollten besondere Aufmerksamkeit erfahren, damit sie nicht Betrügern aufsitzen.

Quelle: MDR/lam

Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 23.04.2020 | 17:00 Uhr in den Nachrichten

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