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FahrgeldausfälleNeues sächsisches Rettungspaket für den ÖPNV lässt auf sich warten

13. Juli 2021, 15:24 Uhr

Die Corona-Pandemie hat die Verkehrsunternehmen finanziell belastet. Noch immer bleiben Fahrgäste weg. Auf ein neues Hilfspaket hat sich Sachsens Regierung noch nicht einigen können. Einnahmeausfälle des vergangenen Jahres wurden hingegen den Unternehmen weitestgehend von Bund und Land erstattet.

Das sächsische Kabinett aus CDU, Grünen und SPD hat am Dienstag über weitere finanzielle Hilfen für den Öffentlichen Personennahverkehr diskutiert. Regierungssprecher Ralph Schreiber erklärte auf Nachfrage von Journalisten, dass jedoch noch kein Ergebnis erzielt worden sei. Man werde sich kommende Woche erneut damit beschäftigten.

Bus- und Bahnunternehmen leiden weiter unter ausbleibenden Fahrgästen. In der Pandemie hatte ein Teil der Politikerinnen und Politiker vor Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln abgeraten, um Ansteckungen zu vermeiden. Verkehrsunternehmen hatten daraufhin Studien in Auftrag gegeben, die ein erhöhtes Ansteckungsrisiko widerlegten. Die Verunsicherung bei Fahrgästen hält aber an, Fahrgeldeinnahmen fehlen, obwohl in Sachsen nahezu wieder komplett nach Fahrplan gefahren wird.

VVO und MDV: Auch aktuell weniger Einnahmen

Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) teilte unlängst auf Anfrage von MDR SACHSEN mit: "Die zwölf Unternehmen im VVO verzeichneten im Jahr 2020 Einnahmerückgänge in Höhe von rund 30 Millionen Euro." Im laufenden Jahr lägen die Fahrgeldeinnahmen noch 16,7 Prozent niedriger als im Vergleichszeitraum von vor der Pandemie im Jahr 2019. Die Einnahmeverluste würden durch den bisherigen ÖPNV-Rettungsschirm von Bund und Land ausgeglichen, hieß es.

Nicht besser sieht es im Ballungsraum Halle/Leipzig aus: Die 18 im Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) zusammengeschlossenen Nahverkehrsunternehmen haben die coronabedingten Minderungen der Fahrgeldeinnahmen im Zeitraum vom März bis Dezember 2020 berechnet und über den bisherigen Rettungsschirm der drei Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ausgleichen lassen. Die Summe wurde auf knapp 35 Millionen Euro beziffert. Für 2021 rechne man mit ähnlichen Einnahmeausfällen, hieß es.

Geringe Einsparungen durch weniger Energieverbrauch in Dresden

Der Verkehrsverbund Vogtland nennt für das vergangene Jahr 700.000 Euro Ausfall, der komplett vom Freistaat ersetzt worden sei. In der Landeshauptstadt bleiben die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) auf einem Teil der Mehraufwendungen für Hygienemaßnahmen von knapp drei Millionen Euro sitzen. "Im Jahr 2020 beliefen sich die pandemiebedingten Einnahmeverluste auf 15,9 Millionen Euro", so die DVB auf Anfrage. "Ihnen stehen Kosteneinsparungen (z.B. infolge des geringeren Energiebedarfes) in Höhe von zwei Millionen Euro gegenüber."

Durch den ÖPNV-Rettungsschirm seien für 2020 Einnahmeverluste in Höhe von 13,9 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln ausgeglichen worden. Zum Stand Ende Mai 2021 belaufen sich die Einnahmeverluste der DVB auf etwa 6,1 Millionen Euro, gemessen am Plan-Wert.

Kommunale Zuschüsse in Leipzig und Chemnitz

Die geringen Fahrgastzahlen machen sich auch in Leipzig bemerkbar. Die Leipziger Verkehrsbetriebe verzeichneten nach Angaben eines Sprechers 2020 Einnahmeausfälle in Höhe von circa 20 Millionen Euro. "Zur Kompensation des Gesamtschaden beantragte das Unternehmen 16,2 Millionen Euro über den ÖPNV-Rettungsschirm. Weitere 3,6 Millionen Euro konnte die Stadt Leipzig über die Leipziger Gruppe, also den kommunalen Querverbund, ausgleichen."

Auch die Chemnitzer Verkehrs AG konnte die fehlenden Fahrgelderlöse durch Mittel der Rettungsschirms und einem Zuschuss der Stadt ausgleichen. Die Mitteldeutsche Regiobahn wiederum verwies darauf, dass die finale Kompensation der Einnahmeverluste erst im Laufe des Jahres erwartet werde. Im gesamten Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) waren zwischenzeitlich die Fahrgastzahlen um bis zu 80 Prozent eingebrochen. "Mittlerweile liegen die Fahrgastzahlen im VMS wieder bei rund drei Viertel im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit", so der Verbund. Ein Sprecher sagte, es bedürfe großer Anstrengungen, alle Fahrgäste zurückzuholen.

Gegen den Trend: Plusbus in der Oberlausitz gefragt

In der Oberlausitz gab es in der Pandemie gegen den bundesweiten Trend auch Fahrgastzuwächse: Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019 gibt es im ZVON-Verbundgebiet Plusbus-Linien. Im vergangenen Jahr wurden im Verbundgebiet 440.000 Bus-Kilometer mehr gefahren. Das hat sich laut Verkehrsverbund trotz Corona-Widrigkeiten gelohnt. Ein Beispiel des Omnibusbetriebes Siegfried Wilhelm zeige das deutlich: Von Mai 2020 zu Mai 2021 hätten sich die Einnahmen auf der Buslinie 101 (Bautzen - Oppach) um 25 Prozent gesteigert. Ilka Hunger, Angebotsplanerin beim ZVON: "Angebote im Stundentakt bis spät abends, Anschlüsse zum Zug und ein recht gutes Angebot am Wochenende machen es dem Fahrgast relativ leicht, das Angebot zu nutzen."

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Quelle: MDR/lam

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