Politische Bildung Gauck zum Landeszentralen-Jubiläum: "Demokratie darf Unterschiede nicht glatt bügeln."

05. Juli 2021, 17:00 Uhr

Seit 30 Jahren setzt sich die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, für Dialog und Aufklärung ein. Diese Aufgaben seien wichtiger denn je, ist deren Leiter Roland Löffler überzeugt. Mit Digitalisierung sollen junge Leuter weiter erreicht werden. Aber nach der Pandemie sind auch wieder direkten Kontakte politisch interessierter Menschen bei Live-Diskussionen zu verschiedenen Themen geplant.

Die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung will künftig verstärkt auf digitale Formate setzen. "Wir haben viel gelernt im Zuge der Corona-Krise", sagte Direktor Roland Löffler. Im vergangenen Jahr habe es mehr als 220 Web-Talks gegeben, über einen Online-Dialog können sich Menschen zudem über aktuelle Themen austauschen. Um die junge Zielgruppe zu erreichen, arbeitet die Landeszentrale zudem mit Youtubern zusammen.

Justizministerin Meier und Alt-Bundespräsident Gauck als Gäste

Ein Rückblick auf die vergangenen Jahre und einen Ausblick auf die Zukunft gab die Einrichtung am heutigen Montag in ihrer digitalen Jubiläumsveranstaltung zum 30. Geburtstag, die über Livestream via Facebook und Youtube verfolgt werden konnte. Im TV-Studio der Hochschule Mittweida waren dafür neben Direktor Löffler auch Sachsens Justizministerin Katja Meier (Grüne) sowie der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck.

Gauck rief in seinem Festvortrag zu unbedingter Meinungsvielfalt und Toleranz im demokratischen Diskurs auf. Pluralität müsse ausgehalten werden - mit Toleranz und Respekt. Es dürfe keine Ausgrenzung von unbequemen Meinungen geben. Da gelte es, das richtige Maß zu finden und ein "respektvolles Miteinander" zu schaffen, so Gauck.

Joachim Gauck
Auch der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck nahm an der Festveranstaltung teil. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa

Kontroversen sind kein lästiges Übel, sondern notwendige Voraussetzung. Demokratie darf Unterschiede nicht glatt bügeln.

Joachim Gauck Ehemaliger Bundespräsident

Beiträge für Dialog in der Gesellschaft

Nach Ansicht des Chefs der Landeszentrale ist politische Bildung in diesen Zeiten notwendiger denn je. "In einer sehr komplizierten Welt braucht es Einrichtungen, die Informationen filtern, aufbereiten, denen Überparteilichkeit und Unabhängigkeit zugestanden wird." Die Landeszentrale könne Menschen und Träger vernetzen, Impulse geben und die breite Bevölkerung ansprechen, um so einen Beitrag zum Dialog in der Gesellschaft zu leisten. Wenn es die Landeszentrale nicht gäbe, müsste man sie erfinden, so Löffler.

Roland Löffler - Neuer Chef Landeszentrale für politische Bildung
Landeszentrale-Chef Löffler hält seine Einrichtung für wichtiger denn je. Bildrechte: MDR/Marc Darchinger

9.000 Veranstaltungen organisiert und weiter viele Vorhaben

Die Landeszentrale wurde 1991 gegründet, seither hat sie mehr als 9.000 Veranstaltungen organisiert - von Vorträgen über Lesungen, Exkursionen, Bildungsreisen bis hin zu Webtalks. Nach der Pandemie gehe es wieder um den direkten Austausch mit den Menschen vor Ort, auf dem Land und in der Stadt. Die Landeszentrale registriert nach eigenen Angaben eine zunehmende Polarisierung der Gesellschaft. Das hätten zahlreiche Debatten gezeigt.

Demokratische Spielregeln in der Diskussion zu vermitteln und nicht mit "Krawall aufeinander loszugehen", sieht die Landeszentrale auch als eine Aufgabe. Dazu gehöre, ausreden zu lassen und auch mal die Perspektive zu wechseln.

Quelle: MDR/lam/dpa/epad

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 05. Juli 2021 | 12:00 Uhr

10 Kommentare

AlexLeipzig am 06.07.2021

Hansi, Vorsicht beim Steinewerfen im Glashaus... Wer wird denn von den Grünen mit Hass überzogen, ausgegrenzt, diffamiert und aufgehetzt? Das trifft ja wohl am allermeisten auf die AFD zu, je polemischer, lauter und provozierender, umso "besser"... Meinen Sie, Herr Gauck meinte mit seinem Appell an Toleranz den Verfassungsschutz, doch mal die gutmeinende AFD zu tolerieren? Ich glaube das nicht!

AlexLeipzig am 06.07.2021

Da gebe ich Ihnen auch als Ossi vollkommen Recht, Eulenspiegel. Die politische und gesellschaftliche Aufarbeitung der Nazi-Diktatur und der DDR-Diktatur ist in weiten gesellschaftlichen Teilen nicht ausreichend oder zum Teil wohl gar nicht vonstatten gegangen.

Eulenspiegel am 06.07.2021

Also ich denke die Frage ist hier:
Was ist politische Bildung?
Ich als Wessi, mit allem was ich von der DDR weiß oder auch nicht weiß, sage schaut auf die DDR Geschichte und ihr wisst was politische Bildung nicht ist.
Politische Bildung ist z.B. sich mit der nationalsozialistischen Gedankengut und deren Menschenbild auseinander zu setzen. Es ist kein Zufall das dieses Gedankengut gerade im Osten stark verbreitet ist.

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