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Standorte geschlossenKeine Vorsorgeangebote in früheren sächsischen Impfzentren

06. März 2023, 14:42 Uhr

Mittlerweile sind Corona-Impfzentren aus den Diskussionen verschwunden. Doch MDR-Hörer Jonas Lietz erinnert sich an eine Ankündigung von Sachsens Sozial- und Gesundheitsministerin Petra Köpping aus dem vergangenen Herbst. Demnach plante das sächsische Sozialministerium, dass die Corona-Impfzentren zu Außenstellen der Gesundheitsämter werden sollten. "Mich interessiert nun, was aus den Plänen von Sozialministerin Petra Köpping geworden ist?"

In Sachsen sind nach wie vor nur zwei von drei Menschen gegen Corona geimpft, der niedrigste Wert aller Bundesländer. Und mit dem Auslaufen der Corona-Maßnahmen wird sich daran wahrscheinlich auch nicht mehr viel ändern. Doch bei anderen Impfungen, wie zum Beispiel Masern, Röteln oder Tetanus, sind die Sachsen weniger zurückhaltend.

Daher hatte Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping im Oktober angekündigt, dass die Corona-Impfzentren als Außenstellen der Gesundheitsämter weiterbetrieben werden sollen und dann sämtliche Impfungen anbieten. Dafür stellte Köpping den Landkreisen und kreisfreien Städten finanzielle Unterstützung in Aussicht.

Die Linke für Erhalt von Präventionsangeboten

Ein Plan, den auch die sozialpolitische Sprecherin der Linken im Landtag, Susanne Scharper, begrüßt hätte. "In Zeiten, wo Impfraten zurückgehen, wo Hausärzte keine Nachfolge finden, wo wir zum Teil Gebiete und große Personengruppen ohne Hausarzt haben, macht es keinen Sinn, eine bewährte Struktur zu zerschlagen. Scharper ergänzte: "Wir müssen gucken, wie wir verzahnt und sektorenübergreifend gesundheitliche Versorgung und Prävention auch weiter aufrechterhalten."

Kein zusätzliches Geld für Gesundheitsämter

Doch im November sagte Gesundheitsministerin Köpping ihren eigenen Plan wieder ab. Der Freistaat könne die Gesundheitsämter nicht finanziell unterstützen. Denn die Ministerin war davon ausgegangen, dass der Bund auch 2023 den Ländern Geld für öffentliches Impfen zur Verfügung stellt. Der Bund stellte jedoch klar, die Finanzierung läuft zum Jahresende 2022 aus. Das begründete das Bundesgesundheitsministerium damit, dass der überwiegende Teil der Corona-Impfungen mittlerweile in den Arztpraxen durchgeführt werden, eine Doppelstruktur nicht mehr notwendig sei.

Klaus Heckemann, Kassenärztliche Vereinigung Sachsen Bildrechte: imago images/Sven Ellger

Für den Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, Klaus Heckemann, hätte das staatliche Impfangebot gerade in Hochphasen wie der Grippe-Saison seine Berechtigung. "Es gibt ja immer schon eine gewisse Arbeitsteilung mit Impfen. Man kann ja zum Impfen generell in die Gesundheitsämter gehen."

Heckemann hofft, dass die Gesundheitsämter infolge von Corona längerfristig personell besser aufgestellt seien, so dass es dort mehr Angebot gebe. "Dann betrachten wir das von Seiten der Kassenärztlichen Vereinigung als ein Zusatzangebot aber nicht unbedingt als Konkurrenz."

Impftstandorte waren nur kurzfristig angemietet

Köppings Plan hatte aber noch einen anderen Haken. Denn dass die Gesundheitsämter die Impfzentren eins zu eins weiterführen, wäre logistisch schwierig geworden, sagt der Sprecher des Roten Kreuz Sachsen, Kai Kranich. "Alle Impfstandorte, die wir noch hatten, waren in jedem Fall angemietet. Tatsächlich waren das zum Teil eben leere Supermärkte, das waren aber auch Verkaufsräume oder ehemalige Verkaufsräume in Galerien."

Zum Teil waren es Kulturräume, die von Kommunen zur Verfügung gestellt wurden. Wie leicht sich diese in eine Regelinfrastruktur hätten überführen lassen, sei schwierig zu bewerten.

So hätte ein neuer Standort gefunden und die ganze Einrichtung abgebaut und wiederaufgebaut werden müssen, schildert Kranich. Dass kommunale Impfzentren sich dennoch lohnen, zeigt sich zum Beispiel in Chemnitz. Dort wurde eine neue Struktur im städtischen Klinikum aufgebaut.

Geimpft wird seitdem nicht mehr im Gesundheitsamt, wo sich die Mitarbeiter auf ihre anderen Aufgaben konzentrieren können, berichtet die Stadt.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 06. März 2023 | 05:00 Uhr