26.09.2019 | 05:00 Uhr Diskussion um gekürzten Sportunterricht in Sachsen hält an

26. September 2019, 05:00 Uhr

Seit diesem Schuljahr wird in Sachsens Schulen weniger Sport unterrichtet. Der Grund: eine Änderung der Stundentafel. Das Kultusministerium hatte unter anderem Sport-, Musik- und Deutschstunden gestrichen, weil Gemeinschaftskunde und der Informatikunterricht mehr Platz im Stundenplan finden sollen. Gegen diese Pläne war heftig protestiert worden, umsonst. Nun versuchen die Schulen und Vereine, einen Umgang mit der Situation zu finden.

In der Friedrich-Wolf-Grundschule in Langebrück merkt man nicht, dass die Viertklässler eine Stunde weniger Sport pro Woche auf dem Stundenplan haben. Die Schule und vor allem Sportlehrer Stefan Thormeyer haben nämlich einiges auf die Beine gestellt, um die Kinder trotzdem zu bewegen. Er hat für seine Schule ein sportliches Modulprojekt organisiert. Die Kinder können von sechs Sportarten zwei im Schuljahr näher kennenlernen. Immer dienstags, direkt nach dem Unterricht, findet das Angebot statt. Mit im Boot sind unter anderem ein Handballverein, eine Zumba-Trainerin, ein Faustballverein und eine Yoga-Lehrerin. Finanziert wird das Ganztagsangebot durch aufgestockte Mittel aus dem Kultusministerium, für Eltern kostet es deshalb nichts. Und auch für die Kinder gibt es Vorteile.

Es gibt keinen Notendruck, die Kinder können sich frei ausprobieren und vielleicht entdecken sie die ein oder andere Sportart, die dann im Verein weitergeführt werden kann. Das ist der Vorteil für die Vereine: Sie können in unsere Schulen rein, können im Prinzip sichten und die Kinder für ihre Sportart begeistern.

Stefan Thormeyer Sportlehrer Friedrich-Wolf-Grundschule Langebrück

Rahmenvereinbarung mit dem Landessportbund

Dass die Vereine jetzt mehr in die Schulen gehen und so der Sportausfall kompensiert wird, unterstützt auch das Kultusministerium. Deshalb hat es mit dem Landessportbund eine Rahmenvereinbarung geschlossen, die eine solche Zusammenarbeit einfacher machen soll. Der Landessportbund vertritt 4.500 Sportvereine in Sachsen. Der Generalsekretär Christian Dahms sieht sieht diese jetzt in der Pflicht:

Im Idealfall ist es eine Win-Win-Situation. Die Schule braucht jemanden, der für den Sport etwas leisten kann. Wir mit unseren Mitgliedsorganisationen können zum Teil etwas dafür beitragen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch die Schwierigkeit: Wie machen wir es denn mit dem Personal?

Christian Dahms Generalsekretär Landessportbund

Sportlehrerverband: Ausgefallener Sportunterricht kann kaum abgefedert werden

Denn die Sportvereine haben ohnehin Schwierigkeiten, genügend Übungsleiter zu finden. Und für ein Schulangebot zwischen 13 und 15 Uhr dürfte das noch schwieriger werden. Die Friedrich-Wolf-Grundschule in Langebrück scheint deshalb eher die rühmliche Ausnahme zu sein, der Idealfall. Diese Rückmeldung hat zumindest Peter Pattke, der Präsident des sächsischen Sportlehrerverbandes. "Wir können eins konstatieren: dass die Kooperationsvereinbarung zwischen Landessportbund und SMK mit einer unendlichen Aufbringung an Geldmitteln für GTA diesen Effekt der Abfederung für ausgefallenen Sportunterricht definitiv nicht auffangen kann. Wir werden in Zukunft überlegen müssen, ob wir nicht andere Schritte einleiten, vielleicht mit einem Volksantrag oder anderen Möglichkeiten, noch einmal diese gesellschaftliche Bedeutung von Sportunterricht auf die Tagesordnung zu setzen."

Petition blieb ohne Erfolg

Der Sportlehrerverband hatte im März 2018 mit einer Petition gegen die Kürzung des Sportunterrichts mobil gemacht. Innerhalb kurzer Zeit hatten 30.000 Menschen unterschrieben. Zu wenig. Für einen Volksantrag braucht es 40.000 Unterschriften, dann muss ein entsprechender Gesetzesentwurf im Landtag diskutiert werden. Und so wurde der Sportunterricht trotzdem gekürzt.

Aus der Petition:

  • Die regelmäßige in den Schulalltag integrierte Bewegung im Sportunterricht unterstützt den Abbau von Stress und bietet den notwendigen Ausgleich zur kognitiven Belastung.
  • Der Sportunterricht und die weiteren persönlichkeitsbildenden Fächer Kunst und Musik erfüllen den grundpädagogischen Anspruch des Lernens mit Kopf, Herz und Hand.
  • Die durchgängige sportmotorische Ausbildung im Umfang von drei Wochenstunden von der Grundschule bis zu den weiterführenden Schulen muss gesetztes Ziel einer Lern- und Bildungsgesellschaft bleiben.

Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSENSPIEGEL | 26.09.2019 | 19:00 Uhr

18 Kommentare

Agnostiker am 27.09.2019

Naja, das ist eben der Unterschied. Die einen behauten nur irgendwelchen populistischen Mist, die anderen wollen es erklärt bzw. mit Belegen untermauert haben. Also nochmal, belegen Sie ihre Behauptungen. Den Lehrplan finden Sie übrigens ganz einfach online.

Sunshine_Girl am 27.09.2019

Da helfe ich ihnen mal auf die Sprünge lieber MDR und zitiere aus Wikipedia:

"Zudem wird das Ziel verfolgt, zur politischen Bildung der Schüler beizutragen.

Andere Bezeichnungen sind auch Wirtschaft und Recht oder Politische Bildung."

MDR-Team am 27.09.2019

Hallo der_Silvio,

wie kommen Sie darauf, dass Schülerinnen und Schüler "politisch auf Linie gebracht werden sollen"?

Viele Grüße die MDR.de-Redaktion

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