Symbolbild von Münzen und Geldscheinen mit vier Würfeln, auf deren Vorderseiten Buchstaben stehen, die das Wort "Lohn" ergeben.
In Sachsen verdient gut ein Drittel der Beschäftigten weniger als zwölf Euro in der Stunde. Bildrechte: imago images / Panthermedia

Niedriges Lohnniveau Statistik: Jeder dritte Beschäftigte in Sachsen mit Stundenlohn unter zwölf Euro

11. August 2020, 06:45 Uhr

Mehr als jeder dritte Beschäftigte (36,3 Prozent) in Sachsen hat im April 2018 brutto weniger als zwölf Euro die Stunde verdient. In Summe betraf das 611.000 Beschäftigungsverhältnisse, wie aus einer Antwort des Statistischen Bundesamtes an die Linke-Politikerin Sabine Zimmermann hervorgeht. "Viel zu viele Beschäftigte in Sachsen werden mit niedrigen Löhnen abgespeist", sagte Zimmermann.

Bereits Ende Juli hatte die Sozialpolitikerin Zahlen für Ost- und Westdeutschland vorgelegt. Demnach lag der Anteil der Beschäftigungsverhältnisse mit unter zwölf Euro in der Stunde im Osten im April 2018 bei 36,7 Prozent. In Westdeutschland einschließlich Berlin waren es etwa 24,7 Prozent. In Sachsen lag der Statistik zufolge der durchschnittliche Bruttostundenverdienst im April 2018 bei 16,41 Euro. Der Entgeltatlas der Arbeitsagentur zeigt: In Sachsen sind 2019 die Löhne der Vollzeitbeschäftigten im Schnitt zwar gestiegen. Doch noch immer sind die Arbeitnehmer etliche hundert Euro vom Bundesdurchschnitt entfernt.

Armutslöhne müssen der Vergangenheit angehören. Von Arbeit muss man leben können.

Sabine Zimmermann, Sozialexpertin der Linken

Linke-Politkerin Zimmermann nannte die Empfehlung der Mindestlohnkommission für die künftige Höhe des Mindestlohns erneut nicht akzeptabel. Dringend notwendig wäre die Erhöhung in einem ersten Schritt auf zwölf Euro. Die Mindestlohnkommission hatte Ende Juni empfohlen, dass der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland bis Mitte 2022 über die Marke von zehn Euro steigen soll. Die untere Absicherung für Geringverdiener soll demnach von jetzt 9,35 Euro in vier Stufen auf bis zu 10,45 Euro pro Stunde angehoben werden.

Stiftung bezeichnet Sachsen als Billiglohnland

Bereits vor einem Jahr hatte die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung Sachsen als Billiglohnland bezeichnet. Einer Studie zufolge arbeiten nicht einmal 40 Prozent der Beschäftigten in Sachsen in einem tarifgebundenen Betrieb – so wenige wie in keinem anderen Bundesland. Die Stiftung kritisierte, dass die sächsische Politik lange dem Leitbild des Billiglohnlandes Sachsen gefolgt sei.

Allerdings gibt es auch in der Landespolitik seit einiger Zeit ein Umdenken. So hat Wirtschaftsminister Martin Dulig schon 2016 darauf verwiesen, dass niedrige Löhne kein Standortvorteil seien. Dabei hatte der SPD-Politiker angemerkt, dass der Freistaat das Bundesland mit der niedrigsten Tarifbindung sei und erklärt: "Tarifverträge sind die sicherste Form um faire Löhne zu zahlen."

Quelle: MDR/dpa/lam

Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 11.08.2020 | 09:00 Uhr in den Nachrichten

5 Kommentare

winfried am 11.08.2020

>>Jeder dritte Beschäftigte in Sachsen mit Stundenlohn unter zwölf Euro<<
Das, u.a. muss die Kanzlerin gemeint haben, als sie sagte:
"Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben".

Bernd1951 am 11.08.2020

Was "wunderbar" zu diesem Artikel passt, ist die aktuelle Kampagne des Freistaats Sachsen:
"Um der breiten Öffentlichkeit die unglaubliche Bedeutung der Industriekultur in Sachsen näher zu bringen, hat der Freistaat Sachsen für 2020 das Jahr der Industriekultur ausgerufen." (Quelle: Internetseite: Zeitsprungland)
Nach dem Motto: "Damals wars ! Aus dem ehemaligen Industrieland Sachsen !"
Da macht die Regierung des Freistaats Sachsen viele Jahre lang Werbung für ein Billiglohnland und dann so eine Kampagne. Manchmal fehlen einem die Worte.
Natürlich gibt es jetzt bestimmte industrielle "Leuchttürme" in Sachsen, aber es fehlt m. E. die Wirkung in die Fläche und damit kommen auch solche Löhne zustande.

THOMAS H am 11.08.2020

Es muss nicht nur vom Lohn für Arbeit gelebt werden können, sondern es muß auch soviel Lohn sein, daß der Arbeitszeit-Lebensstandard in der Rentenzeit zu 85 % erhalten bleibt. Dies ist aber nicht zu schaffen, wenn der Jahresbruttolohn so gering ist, das nur ein Halber Rentenentgeltpunkt erzielt wird.
Der derzeitige Bruttomonatslohn müsste (laut meiner Renteninformation Juli 2020) 3379,25 € (40551,- €/Jahr) betragen um EINEN ENTGELTPUNKT auf dem Rentenkonto gutgeschrieben zu bekommen. Es kann sich nun Jede/r selbst ausrechnen, ob diese Summe laut Lohn-/Gehaltszettel mit der Information übereinstimmt und ob damit der Arbeitszeitlebensstandard im Rentenalter zu alten ist.

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