Photovoltaik Begehrtes Diebesgut: Solaranlagen-Klau nimmt zu

28. Juli 2022, 18:01 Uhr

Diebe und Hehler wittern Profite: Immer öfter werden im Freistaat Solartechnik und Photovoltaikanlagen gestohlen. Auch Privatleute sind betroffen. Neben der aktuellen Energiekrise, steigenden Öl- und Gaspreisen und dem Klimawandel machen Lieferengpässe die teure Technik zu einem begehrten Diebesgut. Polizei und Branchenverbände raten dazu, die Anlagen besser zu schützen.

Der Diebstahl von Photovoltaikanlagen und Solartechnik in Sachsen hat zugenommen. Besonders oft hatten Unbekannte in den Landkreisen Leipzig und Görlitz zugeschlagen.  Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden im Freistaat 34 Fälle Diebstahlversuche registriert, 28-mal davon waren die Täter erfolgreich. Dadurch entstand ein Gesamtdiebstahlschaden von knapp 253.000 Euro, wie Kathlen Zink vom Landeskriminalamt Sachsen mitteilt: "Im Vergleich zu den Vorjahren haben die Straften in diesem Bereich deutlich zugenommen." Zum Vergleich: Im kompletten Jahr 2021 lag der Gesamtdiebstahlschaden noch bei knapp 90.000 Euro.

Worauf haben die Diebe abgesehen? 

Solarmodule, Gleich- und Wechselrichter, Solarpanels, Kabel und Batteriespeicher werden entwendet. Dies geht aus den Zahlen des Datenpools im Polizeilichen Auskunftssystem Sachsen (PASS) hervor. Das Landeskriminalamt vermutet gezielte Auftragsdiebstähle hinter den Taten.

Besonders interessant für Beutezüge ist Solartechnik, die auf den Dächern größerer Hallen oder Lager montiert ist sowie auf Anlagen in Solarparks und Solarfeldern. Die gute Erreichbarkeit der Anlagen über befestigte Wege erleichtern die Straftaten. Doch immer häufiger geraten auch kleinere Anlagen ins Visier, die etwa auf Garagenkomplexen oder privaten Grundstücken angebracht sind.

Senkrecht ausgerichtete Solarmodule stehen auf einer hügeligen Wiese, im Hintergrund ist Wald zu sehen. mit Video
Senkrecht aufgestellte, zweiseitige Solarzellen wie diese Anlage im Saarland, können vor allem morgens und abends flach einstrahlende Sonne zur Stromerzeugung nutzen. So lässt sich der Bedarf an Stromspeichern reduzieren. Bildrechte: Next2Sun

Wer steckt hinter den Taten?

Sie sind schnell, verstehen ihr Handwerk, arbeiten arbeitsteilig und schlagen vor allem nachts zu. Sie kommen mit Kleintransportern oder Lkw und gehen nach Angaben des Landeskriminalamtes Sachsen meist hoch professionell vor.

Im Jahr 2020 konnten insgesamt 12 Tatverdächtige ermittelt werden – 8 Deutsche und 4 Personen aus Polen. Ein Jahr später wurden 9 Tatverdächtige ermittelt – 6 Deutsche, 2 Polen und eine Person aus der Ukraine. Für das laufende Jahr 2022 gibt es noch keine Zahlen. Zu der Frage, ob die Tatverdächtigen verurteilt wurden, liegen dem Landeskriminalamt Sachsen laut Sprecherin Kathlen Zink keine Informationen vor.

Wie kann ich meine PV-Anlage vor Diebstahl schützen?

Grundsätzlich gilt: Je mehr Aufwand der Diebstahlversuch erfordert, desto größer das Abschreckungspotenzial. Branchenverbände und das Landeskriminalamt empfehlen daher, Solartechnik und Photovoltaikanlagen gut vor Diebstahl zu schützen. Wirksam sind zum Beispiel die folgenden Maßnahmen

  • Einbruchmelde- und Videoüberwachungsanlagen (Achtung: Hier muss der Datenschutz beachtet werden!)
  • Einzelne Module durch eingeätzte oder eingefräste Seriennummern kennzeichnen
  • Wirksame Zaunanlagen statt einfacher Maschendraht- oder Wildzäune
  • Anlageteile so befestigen, dass sie nicht so einfach abmontiert werden können
  • Bei Privatgrundstücken: potenzielle Aufstiegshilfen entfernen, wie z.B. Leitern und Mülltonnen

Branchenverbände wie der Bundesverband Solarwirtschaft empfehlen zusätzlich zu den Sicherungsmaßnahmen, Photovoltaikanlagen gegen Diebstahl zu versichern.Wer sich informieren möchte, wie die eigene Photovoltaikanlage oder Solartechnik besser vor Diebstahl geschützt werden kann, findet Rat und Hilfe bei den Polizeilichen Beratungsstellen.

Warum nehmen Diebstähle von Solartechnik und Photovoltaikanlagen zu?

Die Energiegewinnung aus der Sonne zählt derzeit zu den gefragtesten Energieressourcen. Hersteller können die gestiegene Nachfrage derzeit kaum bedienen: "Alle wollen jetzt eine Photovoltaikanlage. Wenn wir genug Material und Leute hätten, könnten wir ein zweites Werk aufmachen und würden trotzdem nicht hinterherkommen", sagt Nancy Komrowski von "Heckert Solar" in Chemnitz. Das Unternehmen zählt zu den wichtigsten deutschen Herstellern von Solarmodulen. Zum einen habe das gestiegene Bewusstsein für den Klimawandel bei vielen ein Umdenken bewirkt, zum anderen würden die gestiegenen Preise für Gas und Öl für Unruhe sorgen.

Doch wie in anderen Branchen auch kommt es im Bereich der Solartechnik immer häufiger zu Lieferengpässen für einzelne Teile, wie Nancy Komrowski bestätigt. Gründe hierfür sind unterbrochene Lieferketten durch die Coronapandemie: Lieferanten und Vorlieferanten mussten teilweise die Produktion unterbrechen, Seewege und Häfen sind und waren immer wieder durch Maßnahmen zur Pandemie-Eindämmung blockiert. Und auch der Fachkräftemangel macht sich bemerkbar: Wenn die Materialien da sind, gibt es kaum freie Kapazitäten für die Installation, sodass lange Wartezeiten entstehen. Das Geschäft mit den Photovoltaikanlagen boomt also zurzeit und wird damit für Kriminelle wohl auch in Zukunft ein lukratives Betätigungsfeld bleiben.

MDR (kav)

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