KlimaschutzKommt eine Solardach-Pflicht in Sachsen?
Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag eine Solarpflicht verankert und damit die Richtung vorgegeben. Auch Sachsens grüner Umweltminister Wolfram Günther drückt jetzt beim Ausbau der erneuerbaren Energien auf das Tempo - auch wegen der Energiekrise aufgrund es Kriegs in der Ukraine. Solardächer sollen künftig unter anderem für öffentliche und gewerbliche Neubauten Pflicht werden.
In einigen Bundesländern gibt es sie bereits, die Solarpflicht für Gebäude, wenn auch in unterschiedlichsten Formen. Sachsen hinkt bislang etwas hinterher. Doch jetzt will auch Umweltminister Wolfram Günther die Dachflächen im Freistaat systematisch für Solar zu erschließen. Auf die Dächer von Schulen und Kitas, von Rathäusern und Behörden sollen verpflichtend Solarmodule drauf. Und Günther ist der Meinung, die öffentliche Hand müsse mit gutem Beispiel vorangehen. "Jedes Solarmodul, das wir dort anbringen können, macht uns unabhängiger von Russland, aber auch generell von Importen fossiler Energieträger."
Solarpflicht im sächsischen Klimaprogramm verankert
Auch Industriebauten, Gewerbeimmobilien und große versiegelte Flächen wie Parkplätze hat der Minister im Blick. Das Vorhaben wird derzeit in der Koalition von CDU, Grünen und SPD diskutiert, Konkretes wie eine Kabinettsvorlage gibt es allerdings noch nicht. Immerhin ist eine Solarpflicht im neuen sächsischen Energie- und Klimaprogramm verankert, das im vergangenen Sommer beschlossen wurde. Dort steht allerdings nur, dass eine solche Verpflichtung geprüft werden soll.
Jedes Solarmodul, das wir dort anbringen können, macht uns unabhängiger von Russland, aber auch generell von Importen fossiler Energieträger.
Wolfram Günther (Grüne) | Sächsischer Minister für Umwelt- und Landwirtschaft
Keine Solardach-Pflicht für Privathäuser
Für Privathäuser soll es keine Solarpflicht geben. Hier setzt der Umweltminister auf Anreize. "Da gibt es mittlerweile ein ganzes Bündel von bürokratischen Hürden, die es oft Hausbesitzern sehr schwer machen. Und das müssen wir auflösen." Das Ministerium sei deshalb im engen Gespräch mit dem Bund, auch dort sei das Ziel, zu Lösungen zu kommen.
Da gibt es mittlerweile ein ganzes Bündel von bürokratischen Hürden, die es oft Hausbesitzern sehr schwer machen. Und das müssen wir auflösen.
Wolfram Günther | Minister für Umwelt- und Landwirtschaft Sachsen
Mit bürokratischen Hürden meint der Minister unter anderem die Gewerbeanmeldung, den Antrag auf Vorsteuerabzug beim Finanzamt, das aufwändige Antragsverfahren für die Anlage an sich sowie den Zählertausch.
Handwerk bei Solardach-Pflicht skeptisch
Die Handwerkskammer Dresden hält eine Solarpflicht nur für Neubauten machbar. Hauptgeschäftsführer Andreas Brzezinski sagte MDR SACHSEN, es sei wirtschaftlich und energetisch nicht sinnvoll, eine vorhandene Fassade abzunehmen, um dann eine Solarfassade nachzurüsten. "Ich denke, dass Thema Energiewende wird uns genug beschäftigen, wenn wir bei Neuerrichtung von Gebäuden auf Solaranlagen und Erneuerbare Energien abstellen." Alles andere grenze an "Aktionismus".
Hersteller Solarwatt: Nachfrage auch ohne Solarpflicht riesig
Auch der Dresdner Photovoltaik-Hersteller Solarwatt reagiert verhalten. Das Geschäft boome wie nie zuvor, die Nachfrage habe sich verzwanzigfacht, sagte der Leiter Strategie Peter Bachmann. "Wir kämpfen damit, die Produkte rechtzeitig gefertigt zu bekommen, um möglichst viele Kunden bedienen zu können." Aufgrund der Teileknappheit müsse man sich im Moment aber auf eine Lieferzeit von sechs Monaten einstellen.
Eine Solarpflicht hält Bachmann nicht für zwingend notwendig. "Weil wir merken sowohl aus dem Eigenheimbereich, dass die Leute von sich aus verstanden haben, 'ich musss dieses Thema machen', aber auch von immer mehr Unternehmen und Kommunen merken wir diese Nachfrage".
MDR (kb,bd)
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 21. April 2022 | 19:00 Uhr