Sachsen Kultusministerium befürwortet Schulstart ab 8 Uhr an weiterführenden Schulen
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17. September 2024, 14:26 Uhr
MDR AKTUELL-Hörer Marcel Schneider aus Radeberg hat festgestellt, dass seine Kinder im Unterricht müde und unkonzentriert sind, obwohl sie abends zeitig ins Bett gingen. Dafür macht er den frühen Schulbeginn um 7.35 verantwortlich. Seine Frage lautet daher: "Warum ist kein Unterrichtsbeginn vielleicht 30 Minuten später möglich?" Schlafforscherin Angelika Schlarb gibt Marcel Schneider recht. Doch so einfach lässt sich der Schulstart nicht ändern.
- Schlafforscherin empfiehlt für Jugendliche aus gesundheitlichen Gründen Schulbeginn zwischen 8.30 und 9 Uhr.
- Das Kultusministerium verweist auf den ÖPNV.
- Ein späterer Schulbeginn würde auch einen späteren Schulschluss bedeuten, zum Bedauern mancher Schüler.
Schulstart um 7.35 Uhr? Das muss nicht so sein. In Sachsen entscheidet jede Schule selbst, wann die erste Stunde beginnt. Das Kultusministerium gibt lediglich einen Zeitkorridor vor. Für weiterführende Schulen liegt der bei 7.00 bis 9.00 Uhr und für Grundschulen bei 7.30 bis 9.00 Uhr.
Länger schlafen besser für Gesundheit von Jugendlichen
In der Schule am Palmengarten in Leipzig wurde 2021 aus einem pauschalen Schulstart für alle um 8.00 Uhr ein zweigeteilter Schulbeginn, sagt Schulleiterin Mandy Frömmel-Barhdadi. "Bei den jüngeren Klassenstufen, also fünfte und sechste Klasse, beginnt der Unterricht um 7.50 Uhr, in etwas größeren Jahrgängen, also ab der siebten Klasse, beginnt unser Unterricht um 8.45 Uhr."
Der Grund: Ab der Pubertät verschiebt sich der Schlafrhythmus. Angelika Schlarb forscht zum Thema Schlaf bei Kindern und Jugendlichen. Sie erklärt: "Tatsächlich sollte der Schulstart für die Jugendlichen eine halbe Stunde später sein als für die Kinder. Gerade weil die in der Pubertät mit dem Schlafrhythmus nach hinten rutschen." Schlarb argumentiert, die Jugendlichen gingen später ins Bett und kämen morgens schlechter aus dem Bett. Sie seien dann noch sehr müde, wodurch sich auch sämtliche Risiken erhöhten."
Müde Teenager erleiden auf dem Schulweg öfter Unfälle. Konzentrationsschwierigkeiten, emotionale Unausgeglichenheit, eine höhere Anfälligkeit für Stress, Depressivität, sogar Verzögerungen in der körperlichen und in der Gehirnentwicklung können Folgen des Schlafmangels sein. Für Jugendliche sei deshalb ein Schulbeginn zwischen 8:30 und 9:00 Uhr am Morgen gut, erklärt Schlarb.
Kultusministerium: Schulstart auch von Verkehrsverbünden abhängig
Sogar eine halbe bis ganze Note könne ein späterer Schulstart bis zum Abitur ausmachen, sagt Schlarb. Aber wieso starten dann nicht alle Schulen in Sachsen später? Das liegt auch am ÖPNV und Schulbusverkehr, heißt es aus dem Kultusministerium. Auf dem Land müssen sich die Schulen mit den Verkehrsverbünden abstimmen, wenn sie Unterrichtszeiten ändern wollen.
Das Ministerium schreibt MDR AKTUELL: "Daher plant das Kultusministerium gemeinsam mit den kommunalen Spitzenverbänden einen Vorschlag zu erarbeiten, wie ein Unterrichtsbeginn an weiterführenden Schulen grundsätzlich nicht vor 8 Uhr realisiert werden kann."
Schüler wollen früher Schluss haben
Nur: Wer später startet, hat auch später Schluss. Das gefällt an der Schule am Palmengarten nicht allen Jugendlichen. "Also ich finde es schon eine gute Zeit, aber ich finde es nachmittags zu lange. Weil wenn man dann noch Hobbies hat, wird’s dann immer sehr knapp", argumentiert eine Schülerin.
Ein Schüler sagt: "Wir hatten auch schon so Kompromisse überlegt wie, dass man halt ab der zehnten, wo man halt bis 16.15 Uhr Unterricht hat, wieder früher anfängt, damit man halt nicht bis 16.15 Unterricht hat. Und ich denke, das finde ich auch besser, weil dann ist man vielleicht die erste Stunde nicht ganz so konzentriert, aber besser als die letzten 5 Stunden nicht konzentriert."
Schlaf ist aber auch in der Pubertät eine individuelle Sache. Ein Gleitzeit-Schulstart mit selbstorganisiertem Lernen könnte der nächste Schritt sein – die Schulleitung am Palmengarten denkt schon darüber nach.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 17. September 2024 | 06:24 Uhr
Joe 09 vor 7 Wochen
Genauso ist es TT. Und Anita L. am Anfang bin ich auch 4 Uhr aufgestanden um in meiner Ausbildungsstätte zukommen. Aber ich habe dann eingesehen, das ein Lehrlingswohnheim die bessere Wahl war! Und kommen sie jetzt nicht, das es sowas heute nicht gibt. Wir als Montagebetrieb bilden mittlerweile in größen Ordnung Azubis aus. Und den Führerschein gibt's gratis dazu, vorausgesetzt man besteht sofort! Obwohl 1.700€ Brutto, haben wir größe Probleme Azubis zu finden.
Nico Walter vor 7 Wochen
Es geht hier also zunächst einmal um einen flexiblen Schulbeginn, nicht um einen generell späteren, der nur bedingt erfolgreich war, weil Schüler gar nicht so oft lange geschlafen haben. Ferner wurden die „perceived cognitive outcomes“, also die „empfunden“ Lernergebnisse bewertet, nicht die tatsächlichen und es ging nur um Schüler im Alter von 14-19 Jahren. Obwohl die Studie durchaus auch positive Effekte eines flexiblen Systems benennt sind die Ergebnisse in meinen Augen sehr weit weg von „Es dürfte wissenschaftlich mittlerweile unstreitig sein, dass ein späterer Schulbeginn das Leistungsvermögen der Kinder erheblich steigert“.
Anita L. vor 7 Wochen
Liebe/r Osolemio, da das "Lehrer haben vormittags Recht..." von mir stammt, kurz zur Einordnung: Der Kommentar war absolut ironisch gemeint, stammt von einer Lehrerin (also mir ;-)), die ja weiß, dass wir weder vormittags Recht noch nachmittags frei haben...