Trockenheit Zwischen Borkenkäfern und Riesenandrang – Kletterparks in Sachsen im Sommer 2022

06. August 2022, 13:59 Uhr

Sachsen ächzt unter sengender Hitze. Das hat Folgen auch für die Kletterparks. Sie kämpfen mit Borkenkäfern und Trockenheit. Gleichzeitig erfahren sie großen Andrang in der Sächsischen Schweiz und in der Kühle des Erzgebirges.

Kletterpark an der Talsperre Pöhl musste schließen

Jörg Böhm, dem Betreiber des Kletterwaldes an der Talsperre Pöhl im Vogtland, blieb keine andere Wahl. Er musste die Reißleine ziehen, mitten in der Hauptsaison, alles andere wäre unverantwortlich gewesen. Weil Borkenkäfer sich in die Bäume fraßen, brachen sie – genau an der Stelle, an der hölzerne Plattformen befestigt waren.

Böhm reagierte schnell und schloss den Wald aus Sicherheitsgründen. " Die gefallenen Bäume sehen aus wie Kekskrümel aus Holz, man kann sie zerbröseln zwischen den Fingern", erklärte Böhm MDR SACHSEN. Das sei bei den anderen Bäumen, die noch stehen, nicht anders. "Wir können das Risiko für die Gäste nicht mehr gewähren."

Parcours wird zurückgebaut

Jetzt baut Böhm mit seinem Team den gesamten Parcours zurück, demontiert alle Plattformen, Seilbahnen, Hängebrücken. Nach Schätzungen des Kletterwald-Geschäftsführers fehlen am Ende zwischen 40.000 und 50.000 Euro in der Kasse. Aufgeben ist für Böhm jedoch keine Lösung. Sofort nach der Schließung vergangene Woche beriet er sich mit dem Zweckverband der Talsperre und suchte nach einem neuen Standort. Mit Erfolg.

Zweiter Anfang mit neuem Park

Talsperren-Zweckverbandschefin Elisabeth Blüml erklärt: "Wir haben einen Waldabschnitt entdeckt – getreu dem Motto man sieht manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht – der eigentlich wunderschön am Wasser gelegen ist und ideale Möglichkeiten für einen Parcours bietet" Die Landestalsperrenverwaltung habe dem Vorhaben sofort zugestimmt. "Die neue Fläche ist nur einen Steinwurf entfernt und biete ideale Voraussetzungen", erklärt Jörg Böhm. "Der Parcours ist schon markiert." Der neue Park entstehe auf einem Waldstück mit vielen Eichen und Lärchen, das sei ideal für die Installation von Kletterelementen. "Wir sehen darin auch eine Zukunft für die Anlage."

Kletterwald Königstein trotz Waldbrand in Sächsischer Schweiz geöffnet

Vom Borkenkäfer verschont und auch vom naheliegenden Waldbrand ist bislang der Kletterwald in Königstein in der Sächsischen Schweiz. "Wir haben geöffnet, wir gelten als betriebswirtschaftliche Anlage", erklärt Franziska Wolf vom Kletterwald. "Zum Glück ist das Feuer auf der anderen Elbseite. Bislang sind wir verschont geblieben, obwohl wir natürlich merken, wie sehr der Wald wegen der Trockenheit leidet. Die Eichen werfen sogar schon kleine Eicheln ab."

Run auf den Kletterwald

Doch kommt überhaupt jemand bei diesem heißen Wetter? "Ja, wir sind selbst überrascht", erklärt Wolf. "Tatsächlich sind in den vergangenen Tagen viele Gäste gekommen, sie haben uns quasi die Tür eingerannt." Wahrscheinlich wechselten viele durch die gesperrten Wälder in der Sächsischen Schweiz und im Osterzgebirge vom Wandern zum Kletterwald, mutmaßt Wolf. Betreiber Bernd Großer kennt die Vorzüge seines Parks. "Unser Betrieb ist regulär möglich, selbst bei 30 Grad kann man im Wald noch angenehm klettern", erklärt er. Der Park sei bisher gut besucht, aber nicht überfüllt gewesen. Jeder Tagesgast könne auch spontan vorbeikommen.

Boom im Kletterwald Greifensteine im Erzgebirge

Spontan vorbeizusehen – das empfiehlt Steffen Oehme, Parkleiter des Kletterwaldes Greifensteine bei Geyer im Erzgebirge, seinen Besuchern nicht. "Wir sind gut gebucht, ohne Vorabreservierung haben Sie schlechte oder keine Karten, erklärt Oehme, der vielen in der Region auch als "Yeti" bekannt ist. Trotzdem sei natürlich jeder grundsätzlich herzlich willkommen. Trockenheit setze dem Kletterwald im Erzgebirge weniger zu als anderswo. "Wir haben großes Glück, dass wir eine gute Lage haben", erklärt Oehme. Der Park sei mitten im Wald, es sei kühl und schattig, gelegentlicher Regen hätten den Fichten- und Laubbaumbestand gut am Leben gehalten. Der Kletterwald Greifensteine bietet nicht nur elf Parcours in allen drei Schwierigkeitsstufen. Laut Oehme ist das Highlight eine sehr lange Seilbahn über einem Steinbruch.

Reger Betrieb auch im Kletterwald Schöneck

Reger Betrieb herrscht auch im Kletterwald Schöneck im Vogtland. "Wir öffnen jeden Tag und haben jeden Tag volle Auslastung", erklärt Kai Keller vom Kletterwald Schöneck. "Es ist extrem viel los." Natürlich herrsche ein absolutes Rauchverbot, das sei eine Grundregel im Kletterwald. "Wir weisen die Besucher auch explizit auf das Rauchverbot und die Risiken hin", erklärt Keller. Der Park inmitten von Nadelbäumen kämpfe zwar mit Trockenheit, doch habe zwischendurch von Regen profitiert und liege in einer klimatisch günstigen Lage. "Der letzte Schauer kam am Montag, wir hoffen auf weiteren Regen."

Im Waldseilpark Bühlau werden Bäume gegossen

Weniger Glück mit Regen und Lage hat der Waldseilpark Bühlau in Dresden. Das Damoklesschwert der Dürre schwebt seit Wochen über dem Park. "Wir haben zu tun mit der Trockenheit und merken langsam, dass sich die Blätter einfärben", erklärt Rita Schwanebeck vom Management des Waldseilparks Dresden-Bühlau. Weil der Wald als Kletterpark umgewidmet sei, könne er trotz Waldbrandwarnstufe 5 öffnen. Es würden jedoch nur Hauptwege benutzt und auf dem gesamten Gelände gelte ein strenges Rauchverbot, was auch kontrolliert würde. "Unsere Kollegen weisen alle Gäste daraufhin, doch glücklicherweise sind die Raucher bei den sportlich aktiven Gästen in der Minderheit.

Regenwasser wird gesammelt

Laut Schwanebeck wird in dem alten Schwimmbecken des Bühlauer Bades im Dresnder Norden den gesamten Herbst, Winter und Frühling Wasser gesammelt. "Damit gießen wir unsere Bäume und wir sehen ganz deutlich: die Bäume, die wir gießen sind noch grün, die anderen sind bereits jetzt herbstlich eingefärbt." Leider sei das Becken nach den vergangenen Wochen Trockenheit bereits leer. "Jetzt müssen wir ohne zusätzliches Wasser auskommen und hoffen auf Regen", erklärt Schwanebeck. "Wenn die Bäume eingehen, wäre unsere Geschäftsgrundlage weg.

Sturmschäden im Kletterpark Leipzig

Der Kletterwald Leipzig liegt zwar am Albrechtshainer See bei Beucha, trotzdem wütet hier die Trockenheit. "Wir haben geöffnet, doch man merkt schon wie die Natur leidet", erklärt Emely Moder vom Kletterwald. Bei den vergangenen Stürmen seien einige Bäume umgefallen, zwei Parcours könnten deswegen nicht genutzt werden. "Trotzdem haben wir Glück, dieses Jahr ist es wundervoll grün und wir bislang gibt es keinen Borkenkäferbefall. Wie in allen Kletterwäldern und –gärten herrsche striktes Rauchverbot auf welches explizit hingewiesen werden. Der Kletterwald fasst etwa 150 Gäste, es werde um eine Vorbuchung gebeten, Gäste könnten jedoch auch spontan vorbeikommen.

MDR (kt,bs)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sachsenspiegel | 05. August 2022 | 19:00 Uhr

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