Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

Fehlendes PersonalVerkehrsverbund Oberelbe: Deutsche Bahn streicht Verbindungen im Großraum Dresden

20. September 2022, 11:10 Uhr

Der Personalmangel bremst den sächsischen Regional- und Nahverkehr aus. Im Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) sind seit Montag Fahrpläne für S-Bahnen und Regionalzüge ausgedünnt - Zugausfälle inklusive. Auf einigen Strecken werden Ersatzbusse eingesetzt. Die Deutsche Bahn kann die bestellte Leistung aktuell nicht erbringen. Es fehlen Mitarbeiter. Das VVO-Angebot ist deshalb insgesamt um rund zehn Prozent verringert, wie ein Sprecher sagte.

Wer am Montag mit S-Bahnen im Großraum Dresden unterwegs ist, sollte auf einigen Strecken mehr Zeit einplanen. Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) hat vorübergehende Kürzungen im Fahrplan angekündigt. Der VVO muss sein Angebot ab dem 19. September in zwei Schritten herunterfahren - auf unbestimmte Zeit. Der Geschäftsführer des VVO, Burkhard Ehlen, will über die Länge der Einschränkungen keine Prognose abgeben. Ehlen hatte diese mit der Leitung der Bahntochter DB Regio besprochen, die im Auftrag des VVO die S-Bahnen und Dieselnetz-Strecken im Verbundraum bedient. Der bundeseigene Verkehrskonzern kann wegen fehlenden Personals die bestellten Zugleistungen nicht vollständig erbringen.

Wir geben keine Prognose dazu ab, wann der Fahrplan wieder aufgestockt werden kann. Damit wollen wir auch Enttäuschungen vermeiden.

Christian Schlemper | Sprecher Verkehrsverbund Oberelbe

Diese S-Bahn-Linien sind seit Montag von Kürzungen betroffen:

  • Linie S1 zwischen Pirna und Meißen: Zahlreiche Zugausfälle im Berufsverkehr sind angekündigt. Der 30-Minuten-Grundtakt bleibe bestehen, ausgedünnt sind insbesondere Verstärkerfahrten.
  • Linie S2 zwischen Pirna und Dresden Flughafen: An Wochenenden fahren die Züge nur im Stundentakt zwischen Dresden Flughafen und Dresden Hauptbahnhof, der Abschnitt nach Pirna entfällt.
  • Linie S3 zwischen Freiberg und Tharandt: Kürzungen auf dem Abschnitt Dresden Hauptbahnhof nach Tharandt - Zugausfälle zwischen Tharandt und Freiberg (ersatzweise können die Linien RE3 und RB30 der Mitteldeutschen Regiobahn genutzt werden).

Burkhard Ehlen will als Geschäftsführer des VVO trotz hohen Krankenstandes und Personalmangels den Fahrgästen einen stabilen Fahrplan anbieten. Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt

Nach Möglichkeit sollen einige der weiterhin verkehrenden Züge auf der S1 um einen Wagen aufgestockt werden, um zusätzliche Sitzplatzkapazität zu schaffen. Auch zu den Weinfesten am Wochenende in Radebeul und Meißen sind Verstärkerzüge im Einsatz.

Auch im Dieselnetz läuft nicht mehr alles rund

Weitere Einschränkungen sollen dann ab dem 26. September auch das Dieselnetz betreffen. Dort fährt die Bahntochter DB Regio Südost im Auftrag des VVO auf den Zugstrecken von Dresden nach Kamenz (S8) und nach Königsbrück, durch das Müglitztal von Heidenau nach Altenberg zwischen Pirna und Sebnitz. Über konkrete Fahrplaneinschnitte liefen derzeit noch Detailabstimmungen zwischen dem VVO und der DB Regio, sagte der Verbundsprecher.

Personalmangel und Krankheiten für Ausfälle verantwortlich

Die DB Regio sieht laut einer Mitteilung des VVO einen Grund für die angespannte aktuelle Lage darin, dass bei der Übernahme des Dieselnetzes im Jahr 2022 nicht alle Triebfahrzeugführer vom alten Betreiber zur DB wechselten. Im Jahr 2019 hatte die Städtebahn Sachsen, welche die VVO-Strecken im Dieselnetz betrieb, Insolvenz angemeldet. In einer Notvergabe war danach die Mitteldeutsche Regiobahn eingesprungen. Die Deutsche Bahn verweist aktuell zudem auf einen hohen Krankenstand.

VVO will kurzfristige Zugausfälle vermeiden

Der VVO will dem Frust seiner Fahrgäste vorbeugen und hat deshalb mit der Bahn die Ausdünnung der Fahrpläne vereinbart. So bleiben Fahrgäste vor kurzfristigen Zugausfällen verschont. Auf der VVO-Internetseite können sich Reisende über aktuelle Einschränkungen und Ausfälle im Regionalverkehr rund um Dresden informieren. Ein Sprecher des VVO warnte auch vor einem Imageverlust der Busse und Bahnen. Es stehe eine jahrzehntelange Aufbauarbeit des Verbundes auf der Kippe. Pendler, die vom Umstieg auf Bus und Bahn überzeugt waren, könnten wieder abspringen. Die Ausfälle bei der DB in den vergangenen Wochen seien inakzeptabel.

Die Mitteldeutsche Regiobahn und die Länderbahn mit dem Trilex, die ebenfalls Nahverkehrzüge im VVO-Bereich fahren, bieten nach Angaben des Verbundsprechers aktuell einen stabilen Fahrplan im vereinbarten Umfang.

MDR (wim/lam)/dpa

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 19. September 2022 | 06:30 Uhr