Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben
Das Wasser am Ufer dieses Fischteiches müsste eigentlich jetzt im Frühjahr höher sein. Hydrologen haben für das aktuelle Jahr bereits ein Niederschlagsdefizit von ungefähr zwölf Prozent berechnet. Bildrechte: MDR/Uwe Walter

WeltwassertagGrundwasserdürre in Sachsen: Wie ernst ist es wirklich?

21. März 2023, 18:30 Uhr

Mit dem Wasser ist das so eine Sache: Es regnet weniger, Unternehmen privatisieren Wasserquellen und in manchen Regionen der Erde wird Wasser ziemlich knapp. Wie sieht es in Sachsen aus? Reicht das Wasser zukünftig für alle aus? Wie hoch sind die Grundwasserstände? Und warum ist Grundwasser so wichtig? Im Gespräch ist Dr. Uwe Müller vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie.

Es heißt, wir haben eine historische Grundwasserdürre durch die letzten Trockenjahre. Ist das so besorgniserregend wie es klingt?

Dr. Uwe Müller: Das ist so. Seit über 100 Jahren werden die Grundwasserstände in Sachsen gemessen. Wir haben jetzt wirklich die größte Grundwasserdürre seit Beginn der Aufzeichnungen. Im Moment befinden sich ungefähr 76 Prozent der Grundwassermessstellen durchschnittlich 45 Zentimeter unter dem Messwert der normal wäre für diese Jahreszeit.

Das merken wir aber noch nicht, oder?

Grundwasserdürre muss ja nicht unbedingt Knappheit in der Wasserversorgung bedeuten. In Sachsen ist man historisch bedingt sehr gut aufgestellt. 40 Prozent der Bevölkerung bekommen ihr Trinkwasser aus den Trinkwasser-Talsperren, ungefähr 28 Prozent des Wassers wird aus dem Grundwasser bereitgestellt und dann noch ein großer Anteil aus Uferfiltrat und angereichertem Grundwasser. Das ist die Verteilung in Sachsen.

Wir haben jetzt wirklich die größte Grundwasserdürre seit Beginn der Aufzeichnungen.

Dr. Uwe Müller | Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Das Grundwasser liegt jetzt 45 Zentimeter unter der Linie, die üblich ist. Ab wann wird es kritisch?

Das kumuliert sich ja auf. Seit 2018 haben wir immer Trockenjahre gehabt. Uns fehlt im Moment ungefähr der Niederschlag von einem Dreivierteljahr. Und wenn ich jetzt die Verdunstung aufgrund der Temperaturerhöhung noch mit hineinrechne, dann fehlt uns sogar der Niederschlag von einem und einem Vierteljahr. Und das ist natürlich nicht so schnell wieder aufzuholen.

Uns fehlt im Moment ungefähr der Niederschlag von einem Dreivierteljahr.

Dr. Uwe Müller | Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

In den vergangenen Wochen hat es viel geregnet. Ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

Jetzt im Januar und Februar hatten wir ungefähr sechs Prozent mehr Niederschlag als normal üblich in diesen zwei Monaten. Aber für die Hydrologen fängt das neue Jahr immer schon am 1. November an. Und wenn ich seit 1. November rechne, dann haben wir schon wieder ein Niederschlagsdefizit von ungefähr zwölf Prozent. Uns fehlt immer noch Wasser.

Was hat es für Auswirkungen, wenn es zu wenig Grundwasser gibt?

Das Süßwasser, das wir auf der Erde haben, ist zu über 98 Prozent als Grundwasser verfügbar. Nur der Rest ist Oberflächenwasser. Wir sehen ja eigentlich immer nur, wenn die Flüsse dann vielleicht weniger Wasser führen oder sogar trocken sind.

Grundwasser ist ganz wichtig für viele Versorgungswerke, auch für die Landwirtschaft und für die Wälder und so weiter. Im Moment ist es für die Landwirtschaft nicht das Problem. In den oberen Bodenzonen haben wir seit Beginn des Jahres wieder normale Bodenfeuchteverhältnisse. Aber von Juni 2022 bis Ende des letzten Jahres waren die im trockenen und teilweise sogar im sehr trockenen Bereich.

Grundwasser ist ganz wichtig für viele Versorgungswerke, für die Landwirtschaft und für die Wälder und so weiter.

Dr. Uwe Müller | Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Ist das ein Trend, der sich die nächsten Jahre fortsetzt? Oder wird es auch wieder feuchtere Sommer geben?

Wir nehmen die Klimaprognosen von den Kollegen zurate, die sich mit dem Klima beschäftigen und damit füttern wir unsere Wasser-Haushaltsberechnungen. Wenn wir dann die Berechnungen bis zum Jahr 2100 nehmen, dann müssen wir schon feststellen, dass die Dargebote, so sagen wir dazu, eine feine Tendenz haben. Das bedeutet, wir müssen effizienter damit wirtschaften und müssen natürlich im Blick behalten, dass wir die Ressourcen nicht übernutzen.

Was ist ein Wasserdargebot?Das Wasserdargebot gibt an, welche Mengen an Grund- und Oberflächenwasser potentiell genutzt werden können. Die Berechnung ergibt sich aus einem langjährigen statistischen Mittel.Quelle: Bundesumweltamt

Mehr zum Thema

MDR (Silvio Zschage/ino)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Guten Morgen Sachsen | 22. März 2023 | 06:40 Uhr