Hitzewelle Knapp unter 40 Grad und trocken: Höchste Waldbrandwarnstufe in Sachsen

20. Juli 2022, 13:17 Uhr

Die erste Ferienwoche in Sachsen ist vor allem heiß. Hohe Temperaturen hat das Hoch "Jürgen" dabei. Bis knapp an die 40 Grad Celsius waren am Mittwoch gemessen worden. Mit der Hitze steigt das Risiko für Unfällen und gesundheitliche Beschwerden. Die Deutsche Bahn hat die Zugbindung aufgehoben. Und wegen der Trockenheit gilt in halb Sachsen die höchste Waldbrandwarnstufe. Das sächsische Landesumweltamt hat eine Ozonwarnung veröffentlicht.

In Sachsen ist es am Mittwoch extrem heiß und trocken gewesen. Nach ersten Informationen wurde die 40-Grad-Schwelle jedoch nicht erreicht. Laut MDR-Wetterstudio wurden in Bad Lausick, Torgau und Delitzsch 37 Grad Celsius gemessen. Ein Grad Celsius weniger waren es in Rochlitz und Leipzig.

Das Hochdruckgebiet "Jürgen" sorgte dafür, dass die Sonne vom wolkenlosen Himmel brannte. Im Bergland wurden nicht überall 30 Grad erreicht. Oberwiesenthal meldete 28 Grad, Sebnitz 29 Grad. Erst in der Nacht zu Donnerstag soll dann eine Kaltfront ortsweise Abkühlung bringen - mit Schauern und Gewittern.

Am heißesten im Südwesten

Temperaturrekorde fielen jedoch in insgesamt sechs bundeländern. Dort wurden am Mittwoch die höchsten Temperaturwerte seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen worden. Spitzenreiter war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes Bad Mergentheim-Neunkirchen in Baden-Württemberg mit 40,3 Grad. Außerdem wurden 40,1 Grad in Hamburg-Neuwiedenthal gemessen, was ein Rekord für die Hansestadt war, sowie 40,0 jeweils in Barsinghausen-Hohenbostel (Niedersachsen-Rekord) und Huy-Pabstorf (Sachsen-Anhalt-Rekord).

Seit Dienstag höchste Waldbrandstufe im Norden Sachsens

Der Sachsenforst meldet mindestens die Waldbrandstufe 4 in ganz Sachsen. Im Norden Sachsens gilt inzwischen die Warnstufe 5.

Die Feuerwehren werden schon seit Tagen immer wieder zu Wald- und Feldbränden gerufen. Am Montag hatte unterhalb der Bastei-Brücke in der Sächsischen Schweiz ein Bergwald gebrannt, außerdem löschten die Feuerwehren einen Wald bei Falkenberg in Brandenburg, direkt an der Grenze zum Landkreis Nordsachsen. Zudem ist ein größerer Brand in Thiendorf im Landkreis Meißen noch immer nicht gelöscht. Dort ist die Feuerwehr seit Dienstag im Einsatz.

Laut Deutschem Wetterdienst und Sachsenforst ist aber Entspannung in Sicht: Die extrem heiße Luft werde am Donnerstag nach Südosten abgedrängt, sagte ein DWD-Meteorologe in Leipzig. Es soll auch einzelne Schauer geben. Vor allem in den südlicheren Regionen und im Bergland gelten dann wieder geringere Waldbrandgefahrenstufen.

Ozonwarnung des Landesumweltamtes für Raum Zinnwald

Wie das Landesumweltamt (LfULG) mitteilte, war bereits am Dienstag um 16 Uhr in Zinnwald der Ozon-Grenzwert von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft erreicht worden.

Personen, die erfahrungsgemäß besonders empfindlich auf Ozon reagieren, wird vorsorglich empfohlen, ungewohnte, körperlich anstrengende Tätigkeiten im Freien zu vermeiden, so das LfULG. Von besonderen sportlichen Ausdauerleistungen werde abgeraten. Mit dem Rückgang der Ozonkonzentration ist im Allgemeinen in den Abendstunden zu rechnen.

Gesundheitsministerium sensibilisiert Menschen für Umgang mit Hitze

Mit einem Schreiben hat Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping nach Informationen ihres Ministeriums die Landkreise und kreisfreien Städte zum Umgang mit der Hitze sensibilisiert. Dazu gehören auch Informationen für die Bevölkerung. "Gerade Babys und Kleinkinder, ältere oder pflegebedürftige Menschen, chronisch Kranke und Schwangere sind durch die Hitzebelastung gefährdet. Daher mein Appell: Beherzigen Sie unsere Ratschläge und achten Sie auf sich und Ihre Mitmenschen."

Empfehlungen des sächsischen Gesundheitsministeriums - Tagesrhythmus an heißen Tagen der Temperatur anpassen,
- möglichst schattige Orte aufsuchen,
- ausreichend trinken - besonders mineralstoffhaltige Getränke wie Wasser, Kräuter- und Früchtetees, verdünnte Fruchtsäfte,
- durch wasserreiche Früchte und Gemüse Flüssigkeit, Mineralien und Vitamine zuführen,
- Verzicht auf süße, koffein- oder alkoholhaltige, sehr kalte Getränke,
- keine Personen oder Tiere in geparkten Autos zurücklassen,
- mit dem Arzt über verschriebene Medikamente reden (blutdrucksenkende Mittel ggf. in Sommermonaten reduzieren),

Quelle: Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

Gerade Babys und Kleinkinder, ältere oder pflegebedürftige Menschen, chronisch Kranke und Schwangere sind durch die Hitzebelastung gefährdet. Daher mein Appell: Beherzigen Sie unsere Ratschläge und achten Sie auf sich und Ihre Mitmenschen.

Petra Köpping sächsische Sozialministerin (SPD)

Gefahr für Hitze-Unfälle steigt

Doch nicht nur Risikogruppen sind an heißen Tagen besonders gefährdet, hat das sächsische Arbeitsministerium mitgeteilt. In einer entsprechenden Mitteilung heißt es: "Aus Sicht des Arbeitsschutzes stellt Hitze eine Gefährdung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dar. Durch die zusätzliche Belastung durch Hitze und UV-Strahlung sinkt die Leistungsfähigkeit des Körpers. Darunter leidet die Konzentration, was zu einem erhöhten Unfallrisiko führen kann. Ebenso kann die Gesundheit durch Hitze und UV-Strahlung in Mitleidenschaft gezogen werden."

Mähdrescher bei Weizenernte
Die Ernte auf den Feldern läuft auch bei Hitze weiter. Wer in Mähdreschern und Traktoren sitzt, darf nicht hitzeempfindlich sein. Bildrechte: IMAGO / Arnulf Hettrich

Um hitzebedingte Erkrankungen und sogar Todesfälle zu vermeiden, hat das Ministerium die Broschüre "Tipps für heiße Sommertage am Arbeitsplatz" herausgegeben. Das Ministerium teilte unter Verweis auf das Statistische Landesamt mit, dass in Sachsen rund 218.000 Beschäftigte in Branchen arbeiten, deren Tätigkeiten überwiegend im Freien stattfinden. Sie leiden besonders unter der Hitze, ist ihre Arbeit noch mit körperlicher Anstrengung verbunden. Etwa auf Dächern, Asphaltstraßen, Äckern oder Weinbergen erreichen die Temperaturen weit mehr als 40 Grad.

Deutsche Bahn setzt Zugbindung bis Mittwoch aus

Die Deutsche Bahn bietet ihren Fahrgästen an, die wegen der Hitze am Dienstag und Mittwoch nicht verreisen wollen, ihre gebuchten Tickets mit Zugbindung flexibel bis 27. Juli zu nutzen. Aktuell sind keine witterungsbedingten Einschränkungen im Zugverkehr bekannt.

Ein ICE-T befährt auf der Schnellfahrstrecke Berlin-Hannover eine Kurve
Die Bahn bietet ihren Kunden an, ihre für Dienstag und Mittwoch geplante Reise, flexibel bis 27. Juli zu verschieben. Bildrechte: MDR/André Plaul

MDR (lam/kp/wm/stt/sw)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | NACHRICHTEN | 17. Juli 2022 | 10:00 Uhr

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