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Ab 1. April ist das Foilen auf Sachsens Seen erlaubt. Dann startet ein einjähriger Modellversuch. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

WassersportFoil-Verbot in Sachsen aufgehoben

23. März 2023, 16:42 Uhr

Es ist eine Mischung aus Fliegen und Surfen - das Foilen. Doch diese Art zu Surfen ist so neu, dass sie noch in keiner Schifffahrtsverordnung in Deutschland auftaucht. Für den Freistaat Grund genug, im vergangenen Sommer den Sport auf sächsischen Gewässern zu verbieten. Zu gefährlich sei es für Badegäste. Jetzt die Kehrtwende.


Sachsen hat das Foil-Verbot gekippt. Wie das zuständige Verkehrsministerium am Donnerstag mitteilte, startet jetzt der Modellversuch Foilen 2023. In der diesjährigen Wassersportsaison wird untersucht, wie groß die Gefahr durch die spezielle Art zu Surfen tatsächlich ist.

Wissenschaftlicher Blick auf Gefahren

Der Modellversuch läuft vom 1. April bis Mitte Oktober. In dieser Zeit wird den Angaben zufolge das Foilen (Foilen, Wing-Foilen und Foil-Surfen) genehmigungsfrei zugelassen. Auch das Kite-Foilen wird dem Kite-Surfen gleichgestellt und somit das Foilen mit Kite-Schirm auf genehmigten Strecken ermöglicht.

Allerdings sind nicht alle Seen für das Foilen freigegeben worden. Hier ist es aus Naturschutzgründen weiterhin verboten:

  • Berzdorfer See
  • Partwitzer See
  • Seelhausener See
  • Talsperre Quitzdorf

Unter dem Surfbrett sind Foils angebracht, die das Brett beim Surfen nach oben drücken. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

FoilenFoils sind technisch ähnlich konzipiert wie Flugzeug-Flügel, nur dass sie durch Wasser statt Luft gleiten. Angebracht sind die Foils wie eine Art Finne unterhalb des Surfbrettes. Je schneller das Brett ist, desto mehr Wasser strömt über dem Foil. Dadurch ensteht ein Auftrieb, der das Brett immer weiter nach oben drückt, bis letztlich kaum noch Kontakt mit dem Wasser besteht. Beim Wingfoilen kann man Geschwindigkeiten zwischen 30 und 43 km/h erreichen.

Das sind die Ziel

Mit dem Modellversuch will das Ministerium herausfinden, wie viele Unfälle und Beschwerden es in der Saison gibt. "Können wir das so weiterlaufen lassen oder brauchen wir eine neue Regelung der Schifffahrtsverordnung?", erklärte die Staatssekretärin für Digitalisierung und Mobilität, Ines Fröhlich (SPD), das Vorgehen.

Können wir das so weiterlaufen lassen oder brauchen wir eine neue Regelung der Schiffahrtsverordnung.

Ines Fröhlich | Staatssekretärin

Kehrtwende als Reaktion auf Entwicklung im Wassersport

Die Kehrtwende begründet das Ministerium mit notwendigen Anpassungen an den Wassersport. Gerade das Foilen habe sich in den vergangenen Jahren zu einer trendigen Sportart entwickelt. "Mit diesem Modellversuch schaffen wir eine rechtssichere Ausübung des Foilens im Einklang mit der Sächsischen Schifffahrtsverordnung", so Fröhlich.

Damit geht die Landesregierung auf die Forderung von Wassersportlern ein, die das Foil-Verbot im Sommer 2022 völlig überrascht hatte. Ende vergangenes Jahr wurde deshalb Klage eingereicht, unter anderem auch von Philipp Kümpel aus Leipzig. Er ist begeisterter Foiler und freut sich über die Freigabe zu Testzwecken.

Verbot auf Basis falscher Daten

Das Verbot sei auf Basis einer falschen Datenlage verhängt worden, sagte Kümpel dem Windsurf-Magazin Surf. "Dem Amt wurde erst durch die Öffentlichkeit klar, dass es bis jetzt überhaupt keinen Unfall gab", so Kümpel.

Dem Amt wurde erst durch die Öffentlichkeit klar, dass es bis jetzt überhaupt keinen Unfall gab.

Philipp Kümpel | Windfoiler

Da die Genehmigung zum Foilen durch die Wasser- und Schifffahrtsbehörden erfolgt, könnte jede einzelne Gemeinden theoretisch eigene Regeln für ihre Gewässer erlassen. Das müsse man beobachten und gegebenenfalls erneut klagen, erklärte Kümpel.

MDR (bbr)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 22. März 2023 | 19:00 Uhr