Azubi auf dem Bau
Azubis können sich über eine große Auswahl verschiedener Ausbildungsstellen in Thüringen freuen. (Symbolfoto) Bildrechte: imago images / agefotostock

Fachkräftemangel Ausbildungen starten in Thüringen - viele Stellen bleiben leer

02. August 2022, 14:34 Uhr

Zukünftige Elektronikerinnen und Elektroniker, Verkäuferinnen und Verkäufer sowie Mechatronikerinnen und Mechatroniker haben auf dem Arbeitsmarkte gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Dennoch bleiben viele Stellen in Thüringen aber auch dieses Jahr wieder unbesetzt - dabei werden Fachkräfte händeringend gesucht.

Auch wenn sie sich zuletzt stabilisiert haben: Über Jahre sind die Ausbildungszahlen in Thüringen deutlich gesunken. Beispielsweise sanken sie im Süden des Freistaats im Vergleich zu 2007 um mehr als 50 Prozent, wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen mitteilte. Das liegt auch daran, dass sich nicht genügend Bewerber finden.

So weist die Arbeitsagentur für Juli in Thüringen noch 6.100 offene Lehrstellen aus, 600 mehr als im Vorjahr. Damit ist etwa die Hälfte aller angebotenen Plätze (12.400) unbesetzt. Beworben haben sich aktuell 7.600 junge Menschen, 40 mehr als ein Jahr zuvor.

Einzelhandel und Metallindustrie suchen besonders dringend Nachwuchs

In allen Branchen gibt es einen hohen Bedarf an Auszubildenden. Jeder nicht besetze Ausbildungsplatz vergrößert die Fachkräftelücke - und gut ausgebildete Arbeitskräfte werden schon jetzt händeringend gesucht. Neben Mechatronikern und Elektronikern werden auch kaufmännische Berufe stark nachgefragt.

Vor allem in diesen Branchen sind in Thüringen noch Ausbildungsplätze verfügbar (Stand: 29. Juli):

  • Produktion und Fertigung: 2.300 freie Stellen
  • Verkauf: 1.000 freie Stellen
  • Bau: 500 freie Stellen
  • Verkehr/Logistik: 500
  • Maschinenbau /Betriebstechnik: 300 freie Stellen
  • Metall- und Schweißtechnik: 200 freie Stellen
  • Energietechnik: 200 freie Stellen

"Dass immer mehr Branchen unter einem Fachkräftemangel leiden, ist vor allem ein Problem des demografischen Wandels", heißt es aus der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit. Kurzum heißt das: Die Bevölkerung schrumpft und wird dabei gleichzeitig immer älter.

Kritik an Gymnasien: Fokus auf Studium

Die IHK Ostthüringen kritisiert hingegen die berufliche Orientierung, die in Schulen gegeben wird. Zu oft werde der Fokus auf ein Studium gelegt: "Gerade in den Gymnasien müssen berufliche Perspektiven in alle Richtungen, sowohl zu beruflicher als auch akademischer Bildung, gleichwertig aufgezeigt werden."

Die IHK Südthüringen sieht auch die Arbeitsagentur in der Pflicht, duale Karrierewege bekannter zu machen. In den vergangenen zweieinhalb Jahren seien pandemiebedingt viele Berufsorientierungsmaßnahmen wie Praktika und Messen ausgefallen. Jugendliche kennen sich demnach immer weniger mit dem regionalen Ausbildungsangebot aus.

Offene Plätze können Chance sein

Gleichzeitig bieten die vielen offenen Ausbildungsplätze eine große Chance für junge Menschen, ihre berufliche Karriere zu gestalten. Die Möglichkeit, in den Wunschberuf zu starten, sei wegen der vielen unbesetzten Plätze so gut wie noch nie, heißt es von die IHK Ostthüringen.

Am Montag, 1. August, startet in den meisten Branchen das Ausbildungsjahr. Nach Angaben der Arbeitsagentur ist ein Einstieg in der Regel auch im September noch möglich: "Es ist damit noch nicht zu spät, eine passende Ausbildung zu finden."

MDR (mtb/maf)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 01. August 2022 | 06:00 Uhr

24 Kommentare

Lumberjack am 02.08.2022

@Reuter4774: falls sie mich mit der Selbstverwirklichung meinen, haben sie mich falsch verstanden. Ich habe eine handwerkliche Ausbildung (bester Lehrling eines DDR-Bezirkes), eine kaufmännische Ausbildung mit 1er Abschluss und ein gut abgeschlossenes Fachhochschulstudium. Das entspricht genau meiner gewollten Verwirklichung. Ich habe Kinder, die sich derzeit mit Thema dieses mdr-Beitrages auseinandersetzen wollen und müssen. Deshalb erlaube ich mir, hier zu kommentieren. Meine Kinder müssen eine Ausbildung und ein Studium absolvieren. Die Ausbildung, um die Wertschöpfung schätzen zu lernen, das Studium um auch ab dem 50. Lebensjahr noch Geld verdienen zu können. Beides zusammen idealerweise als Basis für eine selbständige, kompetente Selbstverwirklich mit besten Einkommensvoraussetzungen.

kleinerfrontkaempfer am 01.08.2022

Handelsblatt, vergangene Woche =>
"Deutschland muß die ausbilden die wir haben. Aber allein 2021 sind 230.000 Schulabgänger im Übergangssystem gelandet, statt gleich eine Lehre zu beginnen. Und es gibt heute 2,3 Millionen Hilfsarbeiter zwischen 20 und 34 Jahren. Denn inzwischen bildet nicht einmal mehr jeder fünfte Betrieb aus."

Das Jammern und Klagen in diesem Land hat schon was besonderes an sich.
Je lauter und persönlicher, um so "glaubhafter" kommt das vom hohen politischen Personal daher.
Die andere Seite der Medaille siehe oben.

Reuter4774 am 01.08.2022

Tut mir leid für Sie, das Sie sich nie selbst verwirklichen durften und das deshalb Anderen erst recht nicht gönnen. Aber unterordnen und dienen sind wirklich sehr mittelalterliche, aus der Zeit gefallene Vorstellungen.

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