Thüringen Harte Zeiten für Ausflugslokale: Welche Probleme die Branche sieht
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01. Juni 2024, 14:34 Uhr
Viele Gastronomie-Betriebe sind durch Preissteigerungen und Bürokratie vor große wirtschaftliche Herausforderungen gestellt. Für Ausflugslokale gibt es noch andere Belastungen.
Hohe Energiekosten, Bürokratie und Fachkräftemangel: Die Ausflugsgastronomie in Thüringen steckt nach Ansicht des Thüringer Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in schwierigen Zeiten. "Dieses Geschäftsmodell ist aktuell eine große Herausforderung", sagte Dehoga-Geschäftsführer Dirk Ellinger.
Zwar gebe es auch viele positive Beispiele, vielfach stellten die verschärften Rahmenbedingungen Inhaber von Ausflugsgaststätten aber vor große Herausforderungen. Grundsätzlich teilten Ausflugslokale die Probleme der gesamten Branche: Überbordende Bürokratie, gestiegene Lebensmittel- und Energiepreise und fehlende Nachfolger erschwerten die Arbeit, so Ellinger.
Hauptgeschäft an Wochenenden und Feiertagen
Bei der Ausflugsgastronomie kämen aber zusätzliche Unwägbarkeiten hinzu. So sei das Hauptgeschäft oft auf Feiertage und Wochenenden beschränkt - das mache die Saison sehr kurz. Zudem seien die Lokale extrem abhängig vom Wetter.
Und obwohl Ellinger zufolge in Thüringen inzwischen viel für die Ausbildung von jungen Fachkräften getan wird, kommt es gerade in ländlichen Regionen zu Engpässen: "Eines unserer Grundprobleme ist der Arbeitskräftemangel", berichtete Thomas Regensburg, Inhaber der Ruhlaer Skihütte. Aber auch sonst sei die Personalplanung im Ausflugsgeschäft extrem schwierig: Während bei gutem Wetter Hochbetrieb herrsche, werde der Einsatz von zusätzlichem Personal bei schlechtem Wetter schnell zum Verlustgeschäft.
Ähnliches gelte für den Umgang mit Lebensmitteln: Einerseits seien die Preise extrem gestiegen - so sei etwa Schweinefleisch mittlerweile teils doppelt so teuer wie vor einigen Jahren. Zum anderen müssten die meisten Lebensmittel in einem kurzen Zeitraum verbraucht werden. Das könne an schwachen Tagen schnell zum Problem werden. Auch die gestiegenen Energiekosten wirkten sich negativ auf die Bilanz aus. Und letztlich machten sich die gestiegenen Lebenshaltungskosten auch beim Kundenverhalten bemerkbar: "Die Leute kommen zwar, kaufen aber tendenziell eher die günstigeren Produkte."
600 Gastronomie-Betriebe in drei Jahren geschlossen
Nach Zahlen des Dehoga Thüringen ist die Gastronomie-Dichte in Thüringen von 3.770 Einrichtungen im Jahr 2019 bis 2022 auf 3.161 gesunken - demnach mussten also mehr als 600 Betriebe schließen. Wie genau sich das auf die Ausflugsgastronomie ausgewirkt hat, wird nicht erhoben. "Insgesamt ist die Zahl der Lokale aber schon weniger geworden", schätzt Regensburg, dessen Familie die Skihütte seit 35 Jahren betreibt.
Ich habe Verständnis für alle, die hinschmeißen oder das nicht machen wollen.
Angesichts der immer neuen Probleme sei es verständlich, dass Inhaber von Lokalen ihr Geschäft aufgäben - und dass das große Arbeitspensum und die vielen Unwägbarkeiten potenzielle Nachfolger abschreckten. "Ich habe Verständnis für alle, die hinschmeißen oder das nicht machen wollen", so Regensburg. Gerade bei Betrieben wie der Skihütte, die fünf Tage in der Woche geöffnet sei, gebe es immer zu tun. "Der Beruf muss einem Spaß machen, sonst hält man das nicht durch - ich hatte fast noch nie einen Tag, an dem ich nicht gern zur Arbeit gegangen wäre."
Klassische Dorfkneipe funktioniert nicht mehr
Grundsätzlich sieht Ellinger einen gesellschaftlichen Wandel im Ausgehverhalten: Gerade in kleinen Ortschaften auf dem Land funktioniere die klassische Dorfkneipe immer weniger. Inhaber müssten sich immer mehr einfallen lassen, um über die Runden zu kommen - etwa Veranstaltungen, die auch überregional Gäste ansprächen.
In etwa zehn Jahren drohe zudem eine große Übergabewelle, wenn die Babyboomer-Generation in Rente gehe. Umso wichtiger sei in dieser Lage eine Entlastung der Branche, etwa durch Schritte wie eine effektive Entbürokratisierung, die Senkung der Mehrwertsteuer und pragmatischere Lösungen von Problemen. "Letztlich bräuchten wir etwas mehr Verständnis für die Gewerbetreibenden vor Ort." Denn mit jeder Schließung gehe ein Stück Lebensqualität verloren.
MDR (nis)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 01. Juni 2024 | 12:00 Uhr
kleiner.klaus77 vor 26 Wochen
Die Preisgestaltung von Ausflugsgaststätten ist oftmals so, als müsste man jede Flasche Wasser einzeln zu der Ausflugsgaststätte tragen, sie sind aber oft, wie die Ruhlaer Hütte gut erreichbar an einer Strkaße gelegen! Und dann wundert man sich über fehlende Gäste? Wie bekommt man z.B das nur in Franken hin?
kleiner.klaus77 vor 26 Wochen
@sgd,fan
Sie wollen wissen warum die Gastronomie in Hessen und in Bayern funktioniert?! Dann besuchen sie doch einfach gastronomische Einrichtungen in Hessen und in Bayern und achten Sie dabei besonders auf die Qualität und den Preis!
kleiner.klaus77 vor 26 Wochen
Wenn solche Preise wie in der Rhulaer Skihütte aufgerufen werden, die im übrigen gut mit dem Auto zu erreichen ist, braucht man sich nicht über den Verlust von Ausflugsgaststätten zu wundern!