Streckennetz Baubeginn ab 2027: Bahn stellt Pläne für Mitte-Deutschland-Verbindung vor

09. Dezember 2022, 22:10 Uhr

Der Zeitplan für den Ausbau der Mitte-Deutschland-Verbindung zwischen Weimar und Gößnitz (Altenburger Land) wird konkreter. Erste Bauvorbereitungen für die Elektrifizierung der Strecke sollen im Jahr 2026 erfolgen, die Hauptarbeiten beginnen ab 2027. In Großschwabhausen, Jena-Göschwitz und Gera informiert die Deutsche Bahn von Dienstag bis Donnerstag über den Fortschritt des Projekts. Doch Fragezeichen gibt es bei der Finanzierung.

Ab 2027 soll es losgehen mit den Hauptarbeiten für den Ausbau der Mitte-Deutschland-Verbindung zwischen Weimar und Gößnitz (Altenburger Land). Binnen vier Jahren sollen alle Arbeiten auf der 115 Kilometer langen Eisenbahnstrecke abgeschlossen sein.

Gebaut wird von Westen nach Osten - los geht es also in Weimar. Und dort lauert gleich die erste Schwierigkeit. Das Ilmviadukt führt auf mehr als 150 Metern Länge und in mehr als 60 Metern Höhe über die Ilm und ist ein historisches Bauwerk. "Bei solchen Bauwerken versuchen wir, die Eingriffe so gering wie möglich zu halten", sagt der Projektleiter für die Mitte-Deutschland-Verbindung, Ronald Schlegel, von der Deutschen Bahn. "Wir werden einen digitalen Zwilling am Computer erzeugen, alle Materialkennwerte einbauen, um dann die optimalen Planungsergebnisse zu erhalten."

Ilmviadukt: Vollsperrung nötig

Die Fahrbahnwanne solle erneuert und dann Konsolen für die Oberleitungsmasten installiert werden. Hier dürfte die erste Vollsperrung der Strecke notwendig werden. Für mehrere Monate muss der Abschnitt dann mit Bussen umfahren werden. Dafür werden an insgesamt sechs Haltepunkten die Bahnsteige verlängert - in Oberweimar, Großschwabhausen, Neue Schenke, Papiermühle, Kraftsdorf und Töppeln. Das soll den Halt längerer Züge ermöglichen.

Von Dienstag bis Donnerstag beantwortet das Projektteam der Deutschen Bahn entlang der Strecke Fragen aus der Bevölkerung.

Bürgerdialoge in Großschwabhausen, Jena und Gera

  • 6.12. Großschwabhausen, Dorfgemeinschaftshaus, Am Bahnhof 1, 17-19 Uhr
  • 7.12. Jena-Göschwitz, Berufsschulzentrum, Rudolstädter Straße 95, 17-19 Uhr
  • 8.12. Gera, Kultur- und Kongresszentrum, Haupteingang B, Schloßstraße 1, 17-19 Uhr

Auf der gesamten Strecke gibt es etwa 60 Brücken zu bedenken und notfalls neu zu planen. Dazu gehört das Ilmviadukt ebenso wie die Brücke über die Weiße Elster in Gera. Dort ist die Strecke noch eingleisig - es gibt jedoch noch alte Brückenfundamente für ein zweites Gleis. Tatsächlich lag bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs auf der Strecke bereits ein zweites Gleis, das aber teilweise als Reparationsleistung abgebaut und in die Sowjetunion gebracht wurde.

Ersatzverkehr auch zwischen Stadtroda und Gera

Details zum Schienenersatzverkehr sollen ab dem kommenden Jahr mit dem Land Thüringen besprochen werden, das den Schienenpersonennahverkehr bestellt und subventioniert. Denn im Laufe der Bauarbeiten werden an weiteren Stellen Ersatzverkehre nötig werden - wenn auch möglichst wenig. Aber: "Wenn wir das Projekt realisieren, kommen wir nicht umhin, dass es Einschränkungen geben wird. Wir werden versuchen, die so gering wie möglich zu halten."

Auch auf den beiden Abschnitten zwischen Stadtroda und Gera, wo die Strecke derzeit noch eingleisig ist, wird Ersatzverkehr nötig, wenn das zweite Gleis und der Fahrdraht gebaut werden. Die Baustellen sollen nämlich weitgehend über die Schiene versorgt werden. "So transportieren wir Material zur Baustelle und möglichen Abraum von der Baustelle weg", sagt Schlegel. Er wolle nicht verhehlen, dass das Gelände im Zeitzgrund mit großen Höhenunterschieden schwer zugänglich sei.

600 Millionen Euro für Elektrifizierung und Ausbau

Das offizielle Informationsmaterial zum Streckenausbau weist auch darauf hin, dass der Streckenabschnitt zwischen Weimar und Jena-Göschwitz möglichst schon im Dezember 2028 in Betrieb gehen soll. Hier enden und beginnen einige Nahverkehrszüge zwischen Jena und Erfurt.

Im Wortlaut ist Schlegel bei diesem Zeitpunkt etwas zurückhaltender. Man sei darüber mit dem Freistaat Thüringen im Gespräch - und ohnehin muss ja erstmal gebaut werden. Nach dem ursprünglichen Zeitplan sollte zu diesem Zeitpunkt schon die gesamte Strecke ausgebaut sein - das aber war zu optimistisch. Die Elektrifizierung und der vollständige zweigleisige Ausbau werden mindestens 600 Millionen Euro kosten.

Nach Ausbau: Schnellere, leisere und sparsamere Züge

Weil der ursprüngliche Plan noch von 300 Millionen Euro ausging, drohte das Projekt Anfang 2022 zu kippen. Dann aber folgte die Zusage der Bundesregierung, dass das Projekt durchgezogen wird - und die Planungen begannen. "Aber wenn das alles abgeschlossen ist, wird tatsächlich alles besser", sagt Projektleiter Schlegel.

Elektrisch getriebene Züge fahren leiser, schneller und sparsamer. Zudem könnte mit dem zweigleisigen Ausbau der Fernverkehr besser integriert werden, denn an den eingleisigen Abschnitten müssen Züge heute aufeinander warten. Gibt es Verzögerungen, wirken die sich in beide Richtungen aus. Auch der Schallschutz soll stellenweise ausgebaut werden.

Längst nicht überall sind schon Details bekannt. Im Westen dürfte ab 2027 schon gebaut werden, wenn für den östlichen Teil der Strecke noch Planungen laufen, sagt Schlegel. Das Baurecht soll bis Ende 2025 vorliegen, dann könne man 2026 mit den Bauvorbereitungen beginnen.

Finanzierung für Zweigleisigkeit noch ungesichert

Der vollständige zweigleisige Ausbau der Mitte-Deutschland-Verbindung ist unterdessen immer noch nicht gesichert. Wie eine Sprecherin des Thüringer Verkehrsministeriums sagte, will der Bund über mögliche Fördermittel erst in drei Jahren entscheiden. Es geht um zwei Abschnitte zwischen Stadtroda und Gera, die auf wenigen Kilometern nur eingleisig befahrbar sind.

Im Zuge der Elektrifizierung möchte Thüringen die Strecke komplett zweigleisig ausbauen lassen. Die Kosten liegen bei 140 Millionen Euro. Der Bund sieht im Ausbau Thüringen in der Verantwortung, eine Förderung sei aber möglich.

MDR (fra)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | THÜRINGEN JOURNAL | 06. Dezember 2022 | 19:00 Uhr

7 Kommentare

kleiner.klaus77 am 08.12.2022

Das müssen aber der Bund und das Land Sachsen wollen, dass Karl-Marx-Stadt wieder an das Fernverkehrsnetz angeschlossen wird, aber wenigstens fahren von der Mitteldeutschen Regiobahn aufgearbeitete DDR Waggons von Karl-Marx-Stadt zum Fernbahnhof Leipzig!

DermbacherIn am 08.12.2022

Ihre Aussage stimmt so nicht, das merkt Frau wenn aus technischen Gründen die Neigetechnik einmal ausgeschaltet werden muss, dass die betreffenden Züge langsamer unterwegs sind!

DermbacherIn am 08.12.2022

Bis der Baubeginn ist kann noch viel passieren, im übrigen das IC oder vielleicht sogar ICE auf der Strecke fahren müsste der Bundesverkehrswegeplan erst einmal verändert werden!

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