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Klein aber Oho - Borkenkäfer können großen Schaden anrichten. Bildrechte: IMAGO / Steffen Schellhorn

Der Redakteur | 17.10.2022Warum es immer weniger Borkenkäferfallen in Thüringer Wäldern gibt

17. Oktober 2022, 19:19 Uhr

Obwohl der Borkenkäfer sich immer noch über Thüringer Wälder hermacht, gibt es immer weniger Borkenkäferfallen. Woran das liegt, weiß Dr. Horst Sprossmann von Thüringen-Forst.

Es gibt sie noch, aber nicht mehr in dem Ausmaß wie früher. Das hat verschiedene Gründe, ein Grund ist: Die Annahme, man könnte unsere Wälder mit den Fallen vor dem Befall schützen, ist falsch. Auch mit den Erfahrungen aus DDR-Zeiten wissen wir heute, in Zeiten einer Massenvermehrung ist es schlicht unmöglich, Milliarden von Borkenkäfern mit Fallen wegzufangen.

Dieser Versuch, alle wegzufangen, funktioniert nicht. Es sind einfach zu viele.

Dr. Horst Sprossmann, Thüringen-Forst

Um ein Bild zu zeichnen: Es wäre ungefähr so, als würde man mit der Fliegenklatsche losziehen, um die Fliegen auf einem Misthaufen auszurotten. Es wäre ein großer Aufwand ohne Erfolgsaussichten. Abgesehen von der großen Anzahl an Fallen, die aufgestellt werden müssten.

Deshalb werden sie heutzutage nur punktuell eingesetzt. Zum Beispiel zu Monitoringzwecken. Hier werden Waldgebiete mit Hilfe von Borkenkäferfallen überwacht, um Intensität, Flugrichtung und Zeiträume zu erfassen.

Borkenkäferfalle: Oh, es riecht gut

Fallen müssen regelmäßig bewirtschaftet werden. Das heißt: Die nicht ganz billigen Pheromone, die Lockstoffe, müssen erneuert werden, weil sie verdunsten und die eingefangenen. Die verendeten Borkenkäfer müssen außerdem entfernt werden. Ohne Lockstoffe geht kein Käfer in die Falle, und wenn darin die Artgenossen das Zeitliche gesegnet habe, entstehen Gerüche, die genau das Gegenteil bewirken.

In Zeiten von Massenvermehrungen stehen wir also auch mit den Fallen recht hilflos da, trotzdem werden sie aber durchaus eingesetzt. Zum Beispiel lassen sich damit Waldränder schützen nach dem Motto: Wehret den Anfängen. Doch auch hier gilt: Gezielt aufstellen, regelmäßig vorbei schauen und auch Tiere befreien, die sich in den Fallen verfangen haben und eben keine Borkenkäfer sind.

Es verfangen sich dort auch Nützlinge, die Borkenkäfer jagen, wie der Ameisenbuntkäfer. Deswegen ist es wichtig, dass regelmäßig Kontrollen durchgeführt werden.

Dr. Horst Sprossmann, Thüringen-Forst

Um den Borkenkäfer wirkungsvoll zu bekämpfen, müssen wir zügig an die Ursachen heran. Denn Monokulturen, gerade Fichtenwälder, sind bei Dürre und Hitze hochgradig anfällig. Damit sind wir direkt beim Thema Waldumbau und bei Mischwäldern und bei Baumarten, die widerstandfähiger sind. Diese werden gezielt gezogen und dann gepflanzt, aber ein bisschen soll sich und uns die Natur auch selbst helfen.

Dieser Fichtenwald ist den Borkenkäfern zum Opfer gefallen. Bildrechte: imago/EST&OST

Wenn dann nach dem Abholzen befallener Waldflächen mitunter einzelne Bäume stehen bleiben, dann hat das genau damit etwas zu tun. Denen wird zugetraut, doch noch ein paar Samen fallen zu lassen, sodass sich im Schutz der Neuanpflanzungen auch noch zusätzlich ein paar "alteingesessene" Bäume hinzugesellen. 

Der Borkenkäfer in Thüringen

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 17. Oktober 2022 | 15:10 Uhr

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