Finanzministerin Katja Wolf und Minister fuer Digitales und Infrastruktur Steffen Schuetz beide BSW
Die beiden Thüringer BSW-Vorsitzenden Katja Wolf und Steffen Schütz im Gespräch. Sie wollen weiter den Landesverband leiten. Doch es gibt voraussichtlich mehrere Gegenkandidaten. (Archivfoto) Bildrechte: IMAGO/Karina Hessland

Landesparteitag Machtkampf im Thüringer BSW: Wagenknecht-Lager unterstützt Gegenkandidaten für Parteivorsitz

16. April 2025, 15:42 Uhr

Im Thüringer BSW tobt weiter ein Machtkampf. Bei der Wahl der neuen Vorsitzenden Ende April in Gera werden die Amtsinhaber Katja Wolf und Steffen Schütz von Vertretern des Wagenknecht-Lagers herausgefordert. Wolf sowie Schütz kritisieren zudem die Bundesspitze der Partei deutlich. Am Mittwoch ergriff Wagenknecht selbst das Wort.

Im Thüringer BSW kommt es beim Landesparteitag in Gera voraussichtlich zu einer Kampfkandidatur. Neben den bisherigen Vorsitzenden Katja Wolf und Steffen Schütz wollen am 26. April in Gera drei weitere Parteimitglieder antreten, die dem Lager um die Parteivorsitzende Sahra Wagenknecht zugerechnet werden.

Duo Wirsing-Bickel bringt sich in Stellung

Gegen die bisherige Parteispitze wollen Anke Wirsing, Matthias Bickel und Robert Henning um den Landesvorstand antreten. Wirsing gilt als loyale Anhängerin von Wagenknecht, die die Regierungsbeteiligung des BSW in Thüringen wiederholt kritisiert hatte. Sie ist ausgebildete Bauzeichnerin und zog über die Landesliste in den Landtag ein. Sie ist zudem im Stadtrat Bad Salzungen BSW-Fraktionschefin.

Anke Wirsing
Anke Wirsing will für den Landesvorstand des Thüringer BSW kandidieren. Sie wird dem Wagenknecht-Lager zugerechnet. Bildrechte: IMAGO / pictureteam

Bickel ist außerhalb der Partei weniger bekannt. Er ist Kinderpsychologe und kommt aus Bad Langensalza. Henning und Wirsing verpassten mit dem BSW den Einzug in den Bundestag.

Der Bleicheröder Henning, der als erster BSW-Ortschaftsbürgermeister bekannt wurde, möchte gern Landesgeschäftsführer seiner Partei in Thüringen werden.

Amtsinhaberin Wolf begründete ihre und Schützs erneute Kandidatur am Dienstag damit, dass nach Gesprächen mit anderen BSW-Mitgliedern der Wunsch klar zu erkennen gewesen sei, dass sie beide wieder antreten sollten. Wolf und Schütz führten die Koalitionsverhandlungen mit SPD und CDU in Thüringen und sind nun als Finanzministerin sowie als Infrastruktur- und Digitalminister Teil der Thüringer Landesregierung. 

Wagenknecht kritisiert Wolf und Schötz

Die BSW-Bundesspitze hatte sich allerdings für die drei Herausforderer ausgesprochen. Generalsekretär Christian Leye hatte zuvor gegenüber MDR THÜRINGEN für das Team um Wirsing geworben und gesagt, er habe das Gefühl, dass es in Thüringen neue Impulse geben sollte. Am Mittwoch kritisierte zudem Bundesvorsitzende Wagenknecht Wolf und Schütz. Sie sei "erstaunt über die erneute Kandidatur», sagte Wagenknecht dem Nachrichtenmagazin "Stern". Sei sei davon ausgegangen, "dass es in Thüringen längst Konsens war, Partei- und Regierungsamt zu trennen, was ja auch sinnvoll ist." Sie sagte weiter, dass die Partei in Zukunft "sehr viel mehr Mitglieder aufnehmen" werde. Daher sollten die Vorsitzenden sich auf den Parteiaufbau konzentrieren.

Finanzministerin Katja Wolf und Minister fuer Digitales und Infrastruktur Steffen Schuetz beide BSW 2 min
Bildrechte: IMAGO/Karina Hessland

Deutliche Kritik an BSW-Bundesspitze

Wolf und Schütz kritisieren die Einmischung aus Berlin deutlich: "Das, was mich persönlich ein kleines bisschen irritiert hat, war, dass der Generalsekretär der Partei eine sehr deutliche Positionierung vornimmt, bevor nur ansatzweise alle Kandidaturen klar sind", sagte Wolf der Nachrichtenagentur "dpa". Für sie sei das weder politisch noch demokratisch ein wirklich guter Stil.

Schütz ergänzte: "Ich hätte mir neue Impulse aus Berlin gewünscht." Die Positionierung habe ihn sehr irritiert. "Das hätte ich mir anders gewünscht und ich glaube, wir haben auch etwas anderes verdient."

Das hätte ich mir anders gewünscht und ich glaube, wir haben auch etwas anderes verdient.

BSW-Landeschef Steffen Schütz zu Wortmeldungen der Bundespitze der Partei

Wahl um Thüringer BSW-Vorsitz Ende April in Gera

Wolf und Schütz wollen beim Parteitag in Gera am 26. April einen Leitantrag einbringen, in dem unter anderem gefordert wird, die Partei über neue Kreisverbände auf ein größeres Fundament zu stellen. Außerdem sollen neue Parteimitglieder über die Landesverbände aufgenommen werden. Beides muss bisher laut BSW-Parteisatzung zuerst der Bundesvorstand in Berlin genehmigen.

Weil diese Freigabe bislang ausgeblieben ist, will sich der Landesverband Thüringen zusammen mit anderen ostdeutschen Landesverbänden in einem gemeinsamen Appell an den Bundesvorstand wenden. Ein Modell nach dem Königsteiner Schlüssel, wonach Mitglieder je nach Größe des jeweiligen Bundeslandes ins BSW aufgenommen werden sollen, lehnten die Thüringer Landesvorsitzenden ab.

"Während sich viele Menschen von der Politik abwenden, haben wir eintausend Leute, die an unseren Türen rütteln und mitmachen wollen", sagte Schütz. Es sei keinem Unterstützer in Thüringen zu vermitteln, dass er warten müsse, bis andere Länder mehr Mitglieder hätten.

Schütz und Wolf wollen Ämter und Mandate nicht trennen

Auch bei der geforderten Trennung von Regierungs-, Parteiamt und Landtagsmandat erklärten Schütz und Wolf, an der bisherigen Aufteilung festhalten zu wollen. "Ja, die Forderung, das zu trennen, gibt es. Aber das hat Vor- und Nachteile", erklärte Wolf. "In einer Partei, die noch so unstrukturiert ist wie unsere, wäre es das falsche Signal." So sei es als Landesvorsitzende leichter, im Koalitionsausschuss mit CDU und SPD zu verhandeln, wenn sie qua Ministeramt auch im Thema stünden.

Bei Umweltminister und Landesgeschäftsführer Tilo Kummer sei das jedoch anders. Er habe den Posten damals nur übernommen, um mit seiner langjährigen Erfahrung beim Aufbau der Thüringer BSW-Strukturen zu helfen, erklärte Wolf. Nun wolle er seinen Posten als Landesgeschäftsführer beim Landesparteitag in Gera abgeben. Kummer hat das dem MDR bestätigt und familiäre Gründe genannt. Die Herausforderer sind dagegen für eine strikte Trennung von Regierungs- und Parteiämtern.

In Brandenburgs hatte Finanzminister Robert Crumbach seinen Rücktritt als BSW-Landeschef angekündigt. Als Grund nannte er der Nachrichtenagentur "dpa" die Doppelbelastung beider Aufgaben.

Seit Monaten Streit zwischen Wolf und Wagenknecht

Es ist nicht das erste Mal, dass es zwischen der Parteiführung in Berlin und der Thüringer Spitze des Landesverbands knirscht. Schon während der Verhandlungen zur Thüringer Brombeer-Koalition aus CDU, BSW und SPD hatte Parteigründerin Wagenknecht persönlich immer wieder dazwischengefunkt. Vor allem beim Thema Krieg und Frieden gab es kontroverse Diskussionen.

Mehrere Personen der Thüringer Regierung 45 min
Bildrechte: Monique Junker / MDR

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MDR (wh/ask/rom)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 15. April 2025 | 11:00 Uhr

101 Kommentare

tomkey vor 3 Tagen

Nachgedacht .. bei den ganzen Gemeinsamkeiten die du da zwischen der Höcke Kameradschaft und den Wagenknechten feststellst, fragst du dich wirklich, warum die Poststalinisten nicht in den Bundestag eingezogen sind? Wo sie doch immer immer in den Umfragen stabil über 5% lagen.

Du hast die Antwort selber geschrieben. Wer ähnliche Positionen hat wie eine Partei mit einem Faschisten als Taktgeber, der braucht sich nicht zu wundern, wenn progressive Wählerinnen und Wähler sich von diesen Fake abwenden und zurück zum Original gehen - den Linken.
Wer hätte gedacht, dass eine als „Kommunistin“ auserkorene Wagenknecht zusammen mit der völkischen AgD und der Merz CDU im BT abstimmt. Und Wolf mit ihrem pragmatischen Kurs in Thüringen weiterhin als Sündenbock ausmacht. Die Kaderpartei mit SW an der Spitze verkommt zum Anhängsel von Weidel und Höcke. Ohne Wolf wird es so kommen. Mit einer neuen Enheitspartei für Wagenknechte und Höcke Kameraden. Putin freut sich schon.

Der Matthias vor 3 Tagen

@ Nachgedacht

"sagte Thomas Jäger Professor für Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität Köln"

Da man ja heutzutage im Internet allen möglichen Leuten angebliche Zitate in den Mund legen kann, um damit vermeintliche Authentizität und Seriosität zu suggerieren, bitte ich einfach um Nennung der konkreten Quelle!

tomkey vor 3 Tagen

Ilse .. bist du etwa gegen den Schutz von unseren demokratischen Institutionen?

Das Zitat vom Spitzbart passt im Übrigen sehr gut auf die Kaderpartei von Wagenknecht. Mehr DDR 2.0 geht nicht.

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