BundeswehrLandeskommando-Kommandeur: Sehe keine Notwendigkeit für Wehrpflicht
Der Kommandeur des Bundeswehr-Landeskommandos Thüringen, Georg Oel, sieht die Debatte um eine Wiedereinführung der Wehrpflicht skeptisch. Die Bundeswehr verfüge gar nicht über die notwendigen Strukturen und Ressourcen, um Wehrpflichtige derzeit einziehen zu können, sagte der Oberst MDR THÜRINGEN.
Das betreffe beispielsweise die Ausbildung von Soldaten. Diese dauere bis zu zwölf Monate - und dann müsse der Wehrpflichtige die Bundeswehr möglicherweise schon wieder verlassen. "Wir sind professionell geworden mit unserer Freiwilligenarmee und das ist gut so." Er sehe weder die Notwendigkeit noch die militärische Zweckmäßigkeit für eine Wehrpflicht.
Bessere Ausstattung ist wichtiger
Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine ist in den vergangenen Wochen in der Politik der Ruf nach Wiederbelebung der 2011 ausgesetzten Wehrpflicht in Deutschland laut geworden. Oel sagte, für die Bundeswehr stehe eine bessere Ausstattung im Vordergrund. Das betreffe vor allem die persönliche Ausstattung der Soldatinnen und Soldaten. Es fehle beispielsweise an modernen Helmen, Schutzwesten und Nachtsichtgeräten.
Einberufung von Reservisten derzeit nicht notwendig
Auch Reservisten müssten derzeit nicht damit rechnen, wegen der Ukraine-Krise eingezogen zu werden. Zwar gebe es durchaus Reservisten, "die sich bewerben und Gewehr bei Fuß stehen wollen". Es bestehe aber keine Notwendigkeit, sie einzuberufen.
Das Landeskommando Thüringen ist vor allem für die militärisch-zivile Zusammenarbeit in Katastrophenfällen zuständig. In den vergangenen zwei Jahren waren zahlreiche Bundeswehr-Soldatinnen und Soldaten im Corona-Hilfseinsatz in Behörden und medizinischen Einrichtungen tätig. Koordiniert wird dieser Einsatz unter anderem durch sogenannte Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr in Landkreisen und kreisfreien Städten.
Außerdem ist dem Landeskommando eine Heimatschutzkompanie mit 120 Reservisten zugeordnet. Diese kann bei Bedarf für Sicherungsaufgaben, etwa im Objektschutz von Kasernen herangezogen werden. Der Dienst als Reservist sei grundsätzlich freiwillig, sagte Oel.
100 Milliarden Euro für die Bundeswehr
Die Bundeswehr soll 100 Milliarden Euro Sondervermögen für Investitionen und Rüstungsvorhaben erhalten. Das hatte Bundeskanzler Olaf Scholz Ende Februar angekündigt. Was genau mit dem Geld passieren soll, erklärt Johannes Peters vom Institut für Sicherheitspolitik in Kiel im Radio-Interview mit MDR THÜRINGEN.
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MDR (dr)
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Fakt ist! | 21. März 2022 | 22:05 Uhr
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