Ein 49-Euro-Ticket auf einem Smartphone-Bildschirm.
Nach Ansicht der Thüringer Verkehrsunternehmen reicht das vereinbarte Geld für das geplante Deutschland- oder 49-Euro-Ticket nicht aus. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO/aal.photo

Entlastungspaket Deutschlandticket: Thüringer Verkehrsunternehmen sehen Finanzierung skeptisch

04. November 2022, 15:43 Uhr

Für Thüringer Verkehrsunternehmen sind nach dem Bund-Länder-Kompromiss zum digitalen, bundesweit gültigen Deutschlandticket zum Preis von 49 Euro noch viele Fragen offen.

Thüringer Verkehrsunternehmen befürchten eine Finanzlücke beim geplanten 49-Euro-Ticket. Die dafür vereinbarten Mittel reichten nicht aus, sagte der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Mittelthüringen, Christoph Heuing. Bund und Länder wollen für das neue "Deutschlandticket" jeweils 1,5 Milliarden Euro bereitstellen. Heuing sagt: "Die Rechnung wird nicht aufgehen."

Die veranschlagten drei Milliarden Euro seien nur eine Schätzung, sagte Heuing. Der Ticket-Preis werde sich mit der Zeit zwangsweise erhöhen, heißt es auch vom Verband Mitteldeutscher Omnibusunternehmen.

49-Euro-Ticket: Umstellung der Vertriebstechnik noch unklar

Noch nicht eingepreist seien zudem die Kosten für die Umstellung der Vertriebstechnik, erläuterte Heuing. "Die Verkehrsunternehmen dürfen nicht mit einem wirtschaftlichen Schaden aus der Sache herausgehen." Das finanzielle Risiko für das neue Deutschlandticket könnten nicht die Städte und Landkreise als Eigentümer der Verkehrsbetriebe tragen.

Das geplante Deutschlandticket mit einem Preis von monatlich 49 Euro im Nah- und Regionalverkehr ist das Nachfolgemodell für das 9-Euro-Ticket, mit dem im Juni, Juli und August jeweils für einen Monat bundesweit Fahrten in Bussen und Bahnen möglich waren.

Planbarkeit und Verlässlichkeit gefordert

"Eine Milliarde Euro pro Jahr ist nicht der Einstieg in die Verkehrswende", kritisierte Heuing. Damit werde es keinen großflächigen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs geben. Es sei fraglich, ob damit der Status quo aufrechterhalten werden könne. Auch werde das Deutschlandticket für Menschen im ländlichen Raum keine großen Verbesserungen bringen.

Kritik: Einführung des 9-Euro-Tickets "ziemlich holprig"

Heuing kritisierte gegenüber MDR THÜRINGEN die Art und Weise, wie das 9-Euro-Ticket im Sommer eingeführt wurde, als "ziemlich holprig". Die einzelnen Verkehrsunternehmen hätten zwar zum Ausgleich Geld des Bundes bekommen. Das sei im Juni aber schleppend mit Abschlägen angelaufen.

"Dadurch sind die Einnahmen bei den Verkehrsunternehmen eingebrochen", sagte Heuing. Er sehe die "Gefahr, dass sich das wiederholt". Daher forderte der Geschäftsführer: "Eine gewisse Planbarkeit und Verlässlichkeit wären sehr wichtig."

Dem Verbund Mittelthüringen gehören 15 Verkehrsunternehmen an. Er umfasst die Städte Erfurt, Weimar, Jena und Gera sowie die Kreise Gotha, Weimarer Land, Saale-Holzland, Saalfeld-Rudolstadt und Saale-Orla.

"Meilenstein für echte Mobilitätswende"

Zuspruch für das Deutschlandtickets kam dagegen unter anderem aus den Reihen der Grünen. Landtagsabgeordnete Laura Wahl sieht in der Einführung des neuen Tickets und der Erhöhung der Regionalisierungsmittel einen "Meilenstein für eine echte Mobilitätswende".

Laut einer Umfrage des MDR-Meinungsbarometers "MDRfragt", begrüßen die Teilnehmer grundsätzlich ein einheitliches Nahverkehrsticket für Deutschland, wollen sich aber kein 49-Euro-Ticket kaufen, weil es zu teuer ist.

MDR (usb/dpa(co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 04. November 2022 | 07:00 Uhr

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