zwei alte Frauen sitzen in ihren Rollatoren und unterhalten sich auf dem Domplatz in Erfurt, Thüringen
Weit mehr Todesfälle als Geburten: Rentnerinnen sitzen auf ihren Rollatoren auf dem Domplatz in Erfurt. Bildrechte: imago/Ralph Peters

Statistik Thüringen verliert 2021 Einwohnerzahl einer Kleinstadt

14. November 2022, 20:26 Uhr

Die Thüringer werden älter und weniger. Nach einer Prognose des Statistischen Landesamts kann diesen Trend nur Zuwanderung aus anderen Bundesländern und von Flüchtlingen dämpfen.

Thüringens Bevölkerungszahl ist im vergangenen Jahr trotz Zuwanderung weiter gesunken. Innenminister Georg Maier (SPD) sagte am Montag bei der Vorlage des Statistischen Jahrbuches, die Einwohnerzahl sei um etwa 12.000 auf rund 2,11 Millionen Menschen zurückgegangen. "Das ist so, als wenn wir jährlich eine typische Thüringer Kleinstadt verlieren." Grund für den Rückgang sei die nach wie vor zu geringere Zahl der Geburten im Vergleich zu den Todesfällen.

Nach den Daten, die das Statistische Landesamt vorlegte, wurden 2021 im Durchschnitt täglich in Thüringen 42 Babys geboren. 95 Menschen starben pro Tag. Die Zahl der Menschen, die nach Thüringen zogen, sei um 7.500 höher gewesen als die der Weggezogenen.

Maier sagte, die Probleme durch die demografische Entwicklung - die Thüringer werden weniger und der Altersdurchschnitt der Bevölkerung steigt - seien in den vergangenen Jahren durch die Corona-Krise und jetzt durch die Energiekrise überschattet worden. Strategien, um mit der demografischen Veränderung umzugehen und Thüringen für andere Menschen attraktiver zu machen, seien das große Zukunftsthema im Freistaat. Maier warb auch für weitere Gemeindefusionen, um die Kommunen leistungsfähig zu halten.

Ob es bei der Bevölkerungsentwicklung einen Kipppunkt gibt, von dem an der Schwund dramatisch zunimmt, ist nach offiziellen Angaben noch nicht ausgemacht. Landesamtschef Holger Poppenhäger nannte die Jahre 2029 und 2030, in denen es voraussichtlich nochmals weniger Geburten gibt. Minister Maier sagte, voraussichtlich bereits im kommenden Jahr könnte die Marke von 2,1 Millionen Einwohnern in Thüringen unterschritten werden. Nach der Einwohnervorausberechnung des Landesamtes wird die Zahl der Thüringer in knapp zwei Jahrzehnten nur noch bei etwa 1,9 Millionen Menschen liegen.

MDR, dpa (mmm)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 14. November 2022 | 16:00 Uhr

10 Kommentare

Reuter4774 am 16.11.2022

Hier sehen viele Kommentare nur das Geld? Zumal es in Deutschland Tarif- und Mindestlöhne gibt? Das ist garnicht das Problem, sondern das Lebensgefühl und die Bedingungen für junge Familien. Kitaplätze, Bildung, Freizeitmöglichkeiten für Junge, Geburtshilfe und Kinderklinik, Kinderärzte, Hebammen, Jugendbeiräte in Kommunen.... Es ist leider alles fast ausschließlich auf die alte Bevölkerung ausgerichtet, alles Andere wird geschlossen oder war garnicht erst da. Und in diesen Stillstand, dieses oft regelrecht kinderfeindliche Klima zieht es Niemanden.

GuterMensch am 15.11.2022

@Harka2, ich wusste es und schrieb es ja auch
"Schuld sind immer die anderen!"
Natürlich, in 8 Jahren Regierungsarbeit kann man überhaupt nichts bewerkstelligen !
Ich schrieb schonmals, ein Logistikzentrum nach dem anderen wird eröffnet und unsere Politprominenz aus Erfurt strahlt in die Kamera und freut sich das wieder neue Billigarbeitsplätze geschaffen wurden !
Ja klar, natürlich ist die CDU daran schuld, in 8 Jahren kann man nichts ändern !
Es bleibt alles beim alten oder verschlimmert sich noch, das Fazit, viele junge und auch nicht mehr ganz so junge Menschen ziehen einfach dorthin wo sie ein besseres Leben haben !

Harka2 am 15.11.2022

@GuterMensch
Die Fehler wurden in den Jahren nach der Wende gemacht. Als anderenorts die Wirtschaft boomte versäumten es die CDU-geführten Regierungen die richtigen Weichen zu stellen. Jetzt haben wir in Thüringen halt viele Spaßbäder und kaum noch Industrie. Daran kann auch eine aktuelle Regierung so schnell nichts ändern, muss sie doch neben aktuellen Problemen wie Corona auch noch die Schulden der CDU-Regierungen zurückzahlen.

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