Verkehrswende Ministerium will mehr Ladepunkte für E-Autos in Wohngebieten

25. September 2022, 12:50 Uhr

In Thüringens Wohngebieten fehlen laut Energieministerium Ladesäulen für Elektroautos. Auch Wohnungsunternehmen seien beim Ausbau des Ladenetzes in der Pflicht.

Beim Umstieg auf Elektroautos sieht das Thüringer Energieministerium die Wohnungsgesellschaften stärker gefordert. Ein Ministeriumssprecher sagte auf Anfrage, neben Kommunen und Stadtwerken müssten auch diese Unternehmen Ladesäulen aufstellen. Damit hätten mehre Menschen die Möglichkeit, ihre E-Fahrzeuge zu Hause zu laden.

Laut Ministerium tun sich viel Wohnungsunternehmen schwer damit, Ladepunkte für Elektroautos zu schaffen, "weil sie kein Ladesäulen-Betreiber sein wollen". Allerdings sei dies auch nicht nötig, wenn beim Ausbau der Ladeinfrastruktur etwa mit Stadtwerken zusammengearbeitet werde.

Zu wenig Ladestationen in Wohngebieten

Nach Angaben der Thüringer Energie- und Greentech-Agentur gibt es im Freistaat derzeit etwa 1.150 öffentlich zugängliche "Stromtankstellen". Nur ein Teil davon befinde sich aber in den von Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern dominierten Wohngebieten. Genaue Angaben dazu hat das Ministerium allerdings nicht.

"Rund 50 Prozent aller Pkw in Thüringen sind derzeit in Besitz von Bewohnern von Drei- und Mehrgeschosswohnhäusern", heißt es im Konzept zur Thüringer Ladeinfrastruktur bis 2030. In den kreisfreien Städten wie Erfurt, Jena oder Weimar sind es sogar 79 Prozent. "Hier mangelt es in vielen Fällen an privaten Ladepunkten, teilweise weil die Stellplätze ohne Stromversorgung sind oder weil gar kein privater Stellplatz zur Verfügung steht", wird in dem Papier festgestellt.

Land fördert Ausbau von Ladenetz

Die Thüringer Energie AG hatte im vergangenen Jahr 320.000 Euro Fördermittel vom Land erhalten, um das Ladenetz für Elektroautos auszubauen. Damit sollte der Bau von 82 öffentlichen Ladepunkten unterstützt werden. Von diesen waren 48 "überwiegend" für Wohngebiete vorgesehen. In der Vergangenheit waren viele Ladepunkte vor allem entlang von großen Straßen entstanden.

Energie- und Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) sagte, inzwischen gebe es in Thüringen ein "grundlegendes Netz", um elektrisch betriebene Fahrzeuge aufladen zu können. "Darauf muss nun der gezielte Ausbau in Wohnquartieren oder auf Parkplätzen des Einzelhandels folgen, damit die Zahl der Ladesäulen mit den Zulassungszahlen für E-Autos Schritt hält." Das Laden beim Einkaufen, am Arbeitsplatz oder vor der eigenen Haustür mache die Elektromobilität noch attraktiver.

Über das Programm "E-Mobil Invest" unterstützt das Land Siegesmund zufolge Unternehmen, die in öffentlich zugängliche Ladepunkte investieren wollen. Je nach Art des Ladepunkts sind dabei Förderungen von bis zu 20.000 Euro möglich. "Für die volle Förderung muss die Ladesäule 24 Stunden pro Tag an sieben Tagen der Woche öffentlich zugänglich sein", hieß es dazu aus dem Energieministerium.

Verkehrswende in den Städten

Grundsätzlich sieht das Energieministerium den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Wohngebieten aber nur als einen Teil der Verkehrswende an - besonders in den Städten. Auch die Nahverkehrsangebote müssten ausgebaut und zum Beispiel um Carsharing-Angebote ergänzt werden. Eigenheimbewohner auf dem Land mit eigenen Parkplätzen hingegen seien oft unabhängiger von einem öffentlich zugänglichen Ladenetz.

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MDR (cfr)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 25. September 2022 | 12:00 Uhr

47 Kommentare

martin am 26.09.2022

Ich frage mich eher, wann manche Menschen begreifen, dass populistische Stammtischparolen zur Lösung realer Probleme meist nicht geeignet sind. Aber manche Zeitgenossen sind ja eher an Niedergang und Scheitern interessiert, um damit ihr unappetitliches Süppchen zu kochen.

martin am 26.09.2022

Nun ja, mit intelligentem Netz meinte ich nicht die Wiederauflage der DDR-Netzsteuerung....

Ich glaube kein vernünftiger Mensch bestreitet, dass unsere Stromnetze dringend modernisiert werden müssen - und zwar in allen Bereichen: Von den Höchstspannungsnetzen bis zu den Verteilnetzen - um den zukünftigen (oder meinetwegen auch aktuellen) Anforderungen gerecht zu werden. Das ist meiner Meinung nach notwendiger Teil der Energiewende. Auch dieser Teil wird aus unterschiedlichen Motivationen heraus von interessierten Seiten gern ausgebremst. Mit ein 'paar' Windräder allein ist die notwendige Reduktion des Verbrauchs fossiler Energie in der Tat nicht getan.

Aber es ist meiner Meinung nach propagandistischer Unfug, wenn behauptet wird, dass es keine Lösungen gäbe. Jede Einzelmaßnahme allein löst die bestehenden Probleme nicht. Komplexes Denken und vor allem Handeln wird benötigt - aber kein populistischer Klamauk auf Stammtischniveau (womit ich nicht Ihren Beitrag meine).

Ralf G am 26.09.2022

Man liest bei derartigen Problemen gelegentlich von intelligenten Netzen. Den Begriff nutzt oft die Energieökonomin Prof. Claudia Kemfert. Das ist die Expertin, die bei Markus Lanz sagte: Wenn alle Kunden nur grünen Strom kaufen würden, dann würde schon längst nur noch grüner Strom produziert. Ok, das muss man erstmal verdauen.
Auch in intelligenten Netzen muss jede KW/h zunächst produziert und verteilt werden. Und wo aus ideologischen Gründen nichts ist, kann auch das intelligenteste Netz nichts verteilen.
Im CDU-Wirtschaftsministerium gab es Mal einen Entwurf, bei Strommangel die Ladeeinrichtungen für E-Autos abzuschalten. Der verschwand nach Protesten in einer Schublade. Im Ernstfall wird man diese Schublade bestimmt wieder finden.

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