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EnergiewendeBürger verkaufen Bürgern Energie direkt - Unterstützung für Initiative aus Thüringen

30. März 2023, 18:34 Uhr

Strom wird in Deutschland über die großen Netze gehandelt: Jede noch so kleine Menge - ob aus einer Solaranlage oder einem Blockheizkraftwerk - muss eingespeist werden. Dabei wäre es häufig preiswerter, wenn kleine Produzenten ihn vor Ort direkt verkaufen könnten. Bisher verhindern das bürokratische Hürden - auch bei Gas und Wärme. Der Thüringer Umweltminister kämpft jetzt darum, dass sie fallen.

von Loréne Gensel, MDR THÜRINGEN

Die Energieminister der Bundesländer drängen den Bund, den Bürgern die Energiewende zu erleichtern. Auf Initiative von Thüringen verabschiedeten sie bei ihrem Treffen am Donnerstag in Merseburg in Sachsen-Anhalt Forderungen, wie die Hürden für den lokalen Verkauf von vor Ort erzeugter Energie abgebaut werden sollen. Unter anderen wird die Ampelkoalition aufgefordert, den komplizierten Rechtsrahmen für sogenannte Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften zu vereinfachen.

Was sind Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften?

Erneuerbare-Energien-Gemeinschaften sind Zusammenschlüsse von Bürgern - wie zum Beispiel Bürger-Energiegenossenschaften. Sie werden gegründet mit dem Ziel, gemeinschaftlich Strom, Wärme oder Bio-Gas zu erzeugen, zu speichern und zu verkaufen. Der gemeinschaftliche Verbrauch oder Verkauf an Mitglieder, Haushalte und Kommunen in der Nähe von Windrädern, Solaranlagen, Biogasanlagen oder kleinen Heizkraftwerken wird derzeit noch durch bürokratische Hürden behindert. So hat die Einspeisung ins Netz mit anschließendem Verkauf durch die Energieversorger Vorrang vor dem lokalen Direktverkauf. Mit dem Abbau dieser Hürden soll der Beitrag dieser kleinen Erzeuger zur Energiewende deutlich gestärkt werden. Davon, dass hier die Regeln vereinfacht werden, sollen auch kleine Unternehmen und Kommunen profitieren, die mit eigenen Anlagen Energie erzeugen.

Noch ist es schwierig für lokale Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften, ins Netz einzuspeisen. Bildrechte: imago/Hollandse Hoogte

Digitale Stromzähler sollen schneller kommen

Der Bund solle gezielte Anreize schaffen, damit solche Gemeinschaften entstehen können, fordert die Ministerrunde. Zudem wird in dem Beschluss darauf gedrängt, den geplanten Einbau von digitalen Stromzählern schneller umzusetzen als geplant. Die Infrastruktur digital zu ertüchtigen, sei notwendig, um zwischen Produzenten und Verbrauchern Daten in Echtzeit austauschen zu können. Dieser Austausch sei Grundlage für die künftigen Geschäftsmodelle der Erneuerbaren-Energie-Gemeinschaften.

Haben bald ausgedient und sollen durch digitale Modelle ersetzt werden: Stromzähler. Bildrechte: IMAGO / Arnulf Hettrich

Einspeisen erleichtern

Thüringens Umweltminister Bernhard Stengele (Bündnis 90/Grüne) sagte MDR THÜRINGEN, für Bürger und Unternehmen sei der Weg, Strom ins Netz einzuspeisen oder vor Ort direkt an Abnehmer zu verkaufen, viel zu kompliziert. Das zu vereinfachen, bedeute vor allem, Kapazitäten zu heben, die jetzt noch verloren gehen.

Wer zum Beispiel aus einer Biogasanlage und Dächern voller Solarmodule die umliegende Kommune mit Strom und Wärme versorge, könne die Energie häufig deutlich günstiger anbieten als die großen Versorger. Das stärke die Akzeptanz der Energiewende. Außerdem entlaste der Verkauf und Verbrauch vor Ort die Übertragungsnetze.

Wenn lokal erzeugte Energie eingespeist wird, entlastet da auch die Übertragungsnetze vor Ort. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Panama Pictures

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MDR (ifl)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 30. März 2023 | 17:00 Uhr

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