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Wie kann Kirchenmusik zeitgemäßer klingen? Dafür hat die Evangelische Kirche Mitteldeutschland nun einen Popkantor eingestellt. Bildrechte: IMAGO / epd

Evangelische KircheNeuer Kantor für Popmusik: "Leute haben ein Bedürfnis nach moderner Kirchenmusik"

01. September 2022, 11:18 Uhr

Mehr Pop für die Kirchenmusik - seit dem 1. September gibt es in der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland (EKM) eine neue Stelle dafür: Landeskantor für Popularmusik. Der gebürtige Thüringer und Kirchenmusiker Christian König, 45 Jahre alt, tritt sie an. Was für ihn moderne Kirchenmusik bedeutet, was er in seiner neuen Stelle erreichen will, und welche Musik er privat hört, darüber hat er mit MDR THÜRINGEN-Reporterin Samira Wischerhoff gesprochen.

von Samira Wischerhoff, MDR THÜRINGEN

Herr König, was genau haben wir uns unter einem Landespopkantor vorzustellen?

Ein Landespopkantor fördert die populäre Kirchenmusik, also die modernen Stile wie Gospel oder die Band-Musik in den Gemeinden, um moderne Lieder zu begleiten. Aber stilistisch ist das nicht so genau festgelegt, das kann genauso Latin sein oder Folk. Auch elektronische Musik ist möglich. Es ist im Grunde ganz viel möglich, was auch in der aktuellen Popmusik vorkommt. Und das ist eben nur mit geistlichen Inhalten gefüllt.

Die Stelle des Popkantors wurde neu geschaffen - wieso ist sie aus Ihrer Sicht notwendig?

Die Leute haben ein Bedürfnis nach moderner Kirchenmusik. Es ist schon ein Problem, dass viele Leute sich nicht wiederfinden in den Gottesdiensten - musikalisch. Denen ist es zu angestaubt, zu altbacken, und die möchten gerne modernere Lieder singen. Und es gibt eine ganze Menge an neuem Liedgut. Aber manchmal fehlt noch das Knowhow, wie man diese Musik spielt, wie man sie darbietet. Und da braucht es jemanden wie den Landespopkantor, der Impulse setzen kann.

Christian König ist seit September der erste Popkantor der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland. Bildrechte: Tobias Egle

Das heißt, Sie verstehen sich auch als Anlaufstelle für Kirchenmusiker in der Landeskirche...

Das ist eigentlich das Hauptding, dass hier eine neue Anlaufstelle geschaffen wurde. Also bisher wussten die Band-Musiker und Chorleiter für Pop nicht so richtig, wo sie sich hinwenden können, wenn sie da weiterkommen wollen. Und jetzt gibt's hier in Erfurt eine Anlaufstelle, wo man sich hinwenden kann, wenn man sagt: "Ich hab hier 'ne Kirchenband und wir kommen irgendwie nicht weiter."

Dann sollen sie sich bitte an den Popkantor wenden und da kann ich ihnen noch was mitgeben. Zum Beispiel kann ich Chorleitern zeigen, wie sie ihren Gospelchor leiten können, oder auch der Band beim besseren Zusammenspiel helfen: Was muss der Schlagzeuger spielen, was muss der Bassist spielen, damit es ordentlich groovt und damit das Stück gut rüberkommt?

Der MDR-Podcast zum Wort des Tages

Pop-Lieder statt alter Choräle, das macht Gottesdienste vielleicht besonders für jüngere Menschen ansprechender. Aber ältere Menschen hängen doch sicher an dem traditionellen Gesangbuch?

Alte Kirchenmusik soll nicht verdrängt werden. Wir sollten nur verschiedene Gottesdienstformate anbieten, mit einerseits traditionellem Liedgut, andererseits aber auch modernen Liedern - auch in Englisch. Es gibt natürlich auch weiterhin das traditionelle Gesangbuch.

Und die Orgel als das Kircheninstrument schlechthin wird demnach auch nicht verschwinden...

Man sollte in der Kirchenmusik nicht zu viel nach den alten Klischees gehen: Was ist jetzt ein Kircheninstrument und was ist kein Kircheninstrument? Vor Gott sind alle Instrumente gleich, würde ich mal sagen (lacht). Und wenn wir ein paar harte, energiereiche Klänge brauchen, dann ist eine rockige E-Gitarre genau das richtige. Wenn's was Sanftes ist, dann darf's ein sanfter Orgelklang sein oder ein Keyboard-Sound.

Welche Musik hören Sie privat?

Das wechselt hin und wieder. Im letzten halben Jahr habe ich viel Progressive Rock gehört, sowohl die neuen Bands wie Porcupine Tree und Dream Theater als auch die 70er-Jahre Bands wie Emerson Lake & Palmer und Pink Floyd. Ansonsten mag ich auch elektronische Musik (Massive Attack, Jamiroquai), Gospel (Kirk Franklin) und Jazz (Bobby McFerrin).

MDR (sw/fno)

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Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag | 01. September 2022 | 10:00 Uhr