Ein Mann versucht mit einem Bolzenschneider ein Fahrradschloss aufzubrechen (gestellte Szene).
Immer häufiger werden Fahrräder geklaut, ohne dass die Täter gestellt werden können. Bildrechte: picture alliance/dpa | Andreas Gebert

Statistik Fahrraddiebstähle in Thüringen werden immer seltener aufgeklärt

26. Juli 2024, 13:48 Uhr

Jedes Jahr werden in Thüringen tausende Fahrräder gestohlen. Das an sich ist für die jeweiligen Besitzer schon eine schlechte Nachricht. Eine andere: Aufgeklärt werden solche Fälle immer seltener.

Fahrraddiebe werden in Thüringen immer seltener gestellt. Die schon in der Vergangenheit geringe Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen ist im vergangenen Jahr noch weiter gesunken, wie aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Dirk Bergner hervorgeht.

Von den landesweit etwa 3.500 von der Polizei erfassten Fahrraddiebstählen hätten die Beamten nur zwölf Prozent aufklären können. 2020 bis 2022 lag die Quote noch zwischen 18,5 und 16,8 Prozent.

Professionelle Täter und mangelnde Spuren

Landesweit hatte die Polizei 2023 nur für etwa 430 Fahrraddiebstähle Tatverdächtige ermitteln können. Nach Angaben des Innenministeriums gibt es mehrere Gründe dafür, dass diese Fälle nur so selten aufgeklärt werden können.

Die Täter würden immer professioneller und zunehmend auch bandenmäßig vorgehen, hieß es. "Zahlreiche Fahrräder wurden ohne auswertbares Spurenaufkommen entwendet und individuelle Merkmale, wie zum Beispiel die Rahmennummer, zeitnah manipuliert, sodass die Zuordnung bei einer späteren Polizeikontrolle deutlich erschwert bis teilweise unmöglich gemacht wurde."

Zudem könnten die rechtmäßigen Eigentümer der Zweiräder individuelle Merkmale des Diebesgutes manchmal nicht ausreichend beschreiben. Das erschwere die Fahndung nach den Rädern zusätzlich, hieß es. Insbesondere die Rahmennummer könnten die Eigentümer häufig nicht nennen.

Erfurt als Hotspot

Vor allem in Erfurt werden regelmäßig Zweiräder entwendet. Von den laut Polizeistatistik etwa 3.500 im vergangenen Jahr gestohlenen Fahrrädern kamen allein rund 1.000 in der Landeshauptstadt weg. Zum Vergleich: In Gera und Jena gab es etwa 220 beziehungsweise rund 350 Fahrraddiebstähle.

Dafür liegt die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen in Erfurt sogar noch unter dem Landesdurchschnitt. Nur für 7,6 Prozent aller in der Landeshauptstadt begangenen Fahrraddiebstähle konnte die Polizei einen Tatverdächtigen feststellen.

In Jena lag die Aufklärungsquote allerdings noch unter diesem Wert: Nur 6,5 Prozent aller Fahrraddiebstähle wurden 2023 dort aufgeklärt, in Gera waren es 15,6 Prozent. Deutlich unterdurchschnittlich waren die Aufklärungsquoten im vergangenen Jahr auch im Landkreis Hildburghausen, im Landkreis Gotha sowie in den Städten Suhl und Weimar.

Frust über steigende Fahrraddiebstähle

In einer Vorbemerkung zu seiner Anfrage hatte Bergner darauf verwiesen, dass Fahrradfahren derzeit im Trend liege. Nicht zuletzt aus Klimaschutzgründen sind inzwischen viele Menschen auch im Alltag mit dem Rad unterwegs. "Umso höher ist meist der Frust, wenn Fahrräder oder Teile davon gestohlen werden", so Bergner.

MDR (lou)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 26. Juli 2024 | 13:00 Uhr

6 Kommentare

BaSa-SGD vor 25 Wochen

Na, Sie sind ja ein gutmütiger Mensch!
Da stehen Sie vor dem Haus, in dem sich Ihr geklautes Rad befindet und lassen sich von der Polizei erklären, dass sie sich nicht mit denen anlegen wollen...
Und dabei belässt man es dann?
Schöne Geschichte.
Wer's glaubt 😜

Kolo78 vor 25 Wochen

Klingt für mich nur logisch. Keine deutschen Täter, kein lohnenswerter Aufwand für's Geldsäckel, die Kriminalstatistik. Zudem wäre das ja auch anstrengend! Dann lieber den registrieren, gescannten und überwachten Bundesbürger beim Überziehen der Parkzeit abkassieren. Das ist weniger aufwendig und sieht schön in der Statistik aus. Okay, klingt zynisch ... ist aber mein Empfinden zu dem Thema.

kleinerfrontkaempfer vor 25 Wochen

Fahrräder sind (international) begehrt. Sehr oft gehen diese gut organisiert in das benachbarte Ausland.
Einen Fall haben einige Radsportfreunde aus Thür. schon vor einigen Jahren bei einer Tour im Saarland erlebt. Aus den verschlossenen Fahrradraum in der Jugendherberge verschwanden über Nacht einige teure Räder.
Die Polizei nahm den Fall auf und erklärte uns im Gespräch "wir sollten uns keine großen Hoffnungen über das Auffinden machen".
Gut organisierte, kriminelle Akteure in Frankreich, und sogar Nordafrika, seien in Reichweite und dankbare Abnehmer.

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