Fragen und Antworten Deutschlandticket vor dem Verkaufsstart: Was gilt in Thüringen?

Am 3. April startet der Verkauf des 49-Euro-Tickets, eines bundesweiten Abos für den Nahverkehr. Wie kommen Fahrgäste an das Ticket, was gilt für Abo-Kunden, Azubis, Schüler und Studierende? Fragen und Antworten.

Reisende kaufen 2002 im Reisezentrum des Erfurter Hauptbahnhofs ihre Fahrkarten.
Reisezentrum im Erfurter Hauptbahnhof: Hier will die Deutsche Bahn Deutschlandtickets verkaufen. Bildrechte: dpa

Was ist das 49-Euro-Ticket beziehungsweise das Deutschlandticket?

Das Deutschlandticket ist eine Fahrkarte im Abonnement, die - wie das 9-Euro-Ticket im Sommer 2022 - deutschlandweit zum Fahren im öffentlichen Nahverkehr berechtigt - also in Linienbussen, Straßenbahnen und Regionalzügen. Es kostet zum Start 49 Euro pro Monat und ist ab 1. Mai 2023 gültig. Der Vorverkauf soll am 3. April beginnen.

Die Gültigkeit des Tickets ist grundsätzlich unbefristet, sie verlängert sich automatisch, wenn nicht schriftlich gekündigt wird. Das Ticket ist monatlich bis zum 10. des Vormonats kündbar. Allerdings soll es möglich sein, das Abo "pausieren zu lassen": Nach Angaben des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) sollen Kunden eine einfache Rückkehrmöglichkeit bekommen, ohne sich komplett neu anmelden zu müssen.

Wo ist das 49-Euro-Ticket zu haben?

Alle Unternehmen des öffentlichen Nahverkehrs sollen das Ticket verkaufen - so ist jedenfalls der Plan. Nach dem Willen des Bundes soll das Ticket ein digitales sein - also eine Smartphone-App oder eine Chipkarte. Auf den Seiten vieler Verkehrsunternehmen finden sich schon Ankündigungen - zum Beispiel bei der Deutschen Bahn, die das Ticket in ihrer App DB Navigator sowie in ihren Reisezentren anbieten will.

Eine Reisende wartet auf dem Hauptbahnhof in Erfurt (Thüringen) auf einen der wenigen Züge.
Hier gilt das 49-Euro-Ticket: Regionalexpress auf dem Erfurter Hauptbahnhof. Bildrechte: dpa

Der Geraer Verkehrsbetrieb GVB hat bereits einen Abo-Antrag für das Deutschlandticket online gestellt, der bis 10. April eingereicht werden muss, damit eine ab Mai gültige Chipkarte zugesandt werden kann. Im Landkreis Greiz gibt es außerdem beispielsweise diese Lösung: Das Ticket kann direkt im Bus gekauft und der Abo-Antrag nachträglich abgegeben werden, wie es von der Personen- und Reiseverkehrs GmbH (PRG) heißt.

Einige Verkehrsunternehmen in Thüringen können allerdings keine Chipkarten ausgeben und bieten keine App an. Christoph Heuing vom Verkehrsverbund Mittelthüringen (VMT) sagt: "Es wird große Teile in Thüringen geben, wo zum Start des Deutschlandtickets Chipkarten noch nicht verfügbar sein werden." Die Menschen in der Region könnten trotzdem Deutschlandtickets kaufen, zwar nicht beim Unternehmen vor Ort, aber bei einem anderen Verkehrsunternehmen. "Die App-Lösung geht auf jeden Fall immer und überall", sagte Heuing weiter. Auch werde es möglich sein, Chipkarten online zu bestellen und sich mit der Post zuschicken zu lassen.

In Südthüringen wissen die Verkehrsbetriebe nach eigenen Angaben noch nicht genau, wie die Lösung aussehn wird. Die Verkehrsbetriebe Nordhausen bereiten zunächst eine virtuelle Lösung vor und wollen dann ab Herbst auch eine Chipkarte anbieten. Die Eichsfeldwerke haben noch keine Lösung.

Deutschlandticket
Nicht überall in Thüringen wird die Chipkarte für das Deutschlandticket erhältlich sein - hier eine Version des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr. Bildrechte: IMAGO/Michael Gstettenbauer

Nach Angaben des Thüringer Infrastrukturministeriums wurde zudem eine Übergangslösung vereinbart: "2023 sind noch analoge Tickets zugelassen. Unternehmen, die bereits jetzt Chipkarten ausgeben können beziehungsweise in der Beschaffung eines solchen Systems sind, dürfen bis Jahresende das Deutschlandticket übergangsweise als digital kontrollierbares Papierticket mit Barcode ausgeben. Bis Anfang 2024 wollen alle Thüringer Verkehrsunternehmen digitale Vertriebssysteme einführen."

Was müssen Abo-Kunden beachten?

Abo-Kunden haben die Wahl: Sie können ihre "Monatskarte" für ein bestimmtes Gebiet behalten oder zum Deutschlandticket wechseln. "Wenn Sie schon ein Abo haben, werden Sie von Ihrem Verkehrsunternehmen angeschrieben, da brauchen Sie einfach nur abzuwarten", sagt Christoph Heuing vom VMT. Beim Erfurter Verkehrsbetrieb Evag heißt es beispielsweise, dies werde ab dem 27. März geschehen.

Wird die Zahlungsfähigkeit der Käufer geprüft?

Beim Kauf des Deutschlandtickets soll es zu einem Schufa-Check kommen - zumindest bei der Deutschen Bahn. Menschen mit geringer Bonität könnten so von dem Angebot ausgeschlossen werden. In Mitteldeutschland gehen Verkehrsbetriebe unterschiedlich vor.

Wird es in Thüringen eine aufpreispflichtige Mitnahmeregelung geben?

Das Deutschlandticket gilt zunächst für genau eine Person - ohne Hund, Begleitperson oder Fahrrad. Erste Verkehrsunternehmen wie der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) in Sachsen bieten ihren Abo-Kunden aber ein "Upgrade" zum Deutschlandticket an: Für 10 Euro extra können Abonnenten weiterhin einen Hund oder ein Fahrrad ohne zeitliche Einschränkung sowie einen weiteren Erwachsenen und bis zu vier Schüler bis zum 15. Geburtstag kostenlos mitnehmen.

Anlässlich des weltweiten Klimastreiks gingen in Nürnberg lt. Veranstalter ca. 2000 Personen auf die Straße um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.
Eine Familie mit mehreren Kindern müsste für alle Mitglieder ein extra Deutschlandticket kaufen, in der Summe kann das teuer werden. Bildrechte: IMAGO/Moritz Schlenk

In Thüringen ist ein solches Zusatzangebot bisher nicht geplant. Zwar hat der MDV, dem auch das Altenburger Land angehört, ein solches Angebot angekündigt - aber nur für die Stadt Leipzig.

Für Kinder über sechs muss also eine Fahrkarte gelöst oder ein eigenes 49-Euro-Ticket bestellt werden. Einzige Thüringer Besonderheit: Es bleibt damit, dass im Freistaat für Fahrräder in Regionalzug keine zusätzliche Fahrkarte gelöst werden muss. "Das wird durch das Deutschlandticket nicht ausgehebelt", sagt Christoph Heuing vom VMT.

Gibt es auch ein Angebot für Studentinnen und Studenten?

Ja, es soll auch ein Angebot für Studentinnen und Studenten geben. Der Vorsitzende der Länder-Verkehrsminister, Oliver Krischer (Grüne) aus Nordrhein-Westfalen, sagte, zur Einführung des Tickets am 1. Mai solle zunächst eine "Upgrade-Lösung" angeboten werden. Das bedeutet, dass Studentinnen und Studenten ausgehend vom Betrag ihres Semestertickets nur die Differenz bis zum Preis von 49 Euro für das Deutschlandticket bezahlen müssten.

Christoph Heuing vom Verkehrsverbund Mittelthüringen sagt, ein Upgrade-Modell für das Deutschlandticket beim Semesterticket werde derzeit in Thüringen mit den Unternehmen erarbeitet, die Semestertickets anbieten.

Das bundesweit geltende Solidarmodell für Studierende zu erarbeiten sei aber bis zum Start des Deutschlandtickets nicht zu schaffen, heißt es in einem Rundschreiben der Verkehrsunternehmen, zumal es laufende Semesterticket-Vereinbarungen gebe.

Für eine dauerhafte und bundesweit einheitliche Einbeziehung der Tickets für Studentinnen und Studenten in das 49-Euro-Ticket sei jedoch ein Arbeitsprozess vereinbart worden, erläuterte Krischer. Hierzu seien noch rechtliche Fragen zu klären. Er betonte, dass Studentinnen und Studenten "eine ganz entscheidende Kundengruppe" seien, die auch gehalten werden solle. Generell solle das Ticket den öffentlichen Verkehr günstig und einfach machen und eine Menge Menschen dazu bewegen, ihn zu nutzen.

Was wird mit dem Thüringer Azubi-Ticket?

Etwa die Hälfte der Thüringer Auszubildenden hat ein Azubi-Ticket, das ihnen für 60 Euro im Monat freie Fahrt in Thüringen ermöglicht - außer im Landkreis Greiz, der findet, dass das Land Mindereinnahmen für die Busunternehmen nicht ausreichend kompensiert. Wegen des 49-Euro-Tickets steigt Thüringen aus der Förderung des Azubi-Tickets aus. Die Azubis werden wie andere Abo-Kunden angeschrieben und gefragt, ob sie zum 49-Euro-Ticket wechseln oder ein Sonderkündigungsrecht wahrnehmen wollen. Die dritte Option, das Azubi-Ticket mit seiner Gültigkeit nur in Thüringen ohne den Kreis Greiz für 196,97 Euro monatlich zu behalten, dürfte wohl niemand wählen. Wichtig ist nur: Auch die Azubi-Ticket-Abokunden müssen sich aktiv entscheiden - wer auf das Schreiben nicht reagiert, zahlt ab Mai 200 Euro.

Ob es für Azubis nochmal billiger wird als 49 Euro im Monat, ist noch nicht entschieden. Dazu sagte die Sprecherin des Thüringer Infrastrukturministeriums: "Derzeit berechnen wir die Höhe der staatlichen Zuschüsse für ein 28-Euro-Ticket für junge Menschen in Ausbildung." Ob sich die prognostizierten Kosten im Landeshaushalt 2024 abbilden lassen, werde die politische Debatte in den kommenden Monaten zeigen und schließlich der Gesetzgeber entscheiden. "Das ist ein hoher Millionenbetrag."

Viele Monatskarten von Schülerinnen und Schülern sind je nach Reichweite teurer als 49 Euro. Was sollten Eltern tun?

Da seien in erster Linie nicht die Eltern gefragt, sondern die Schulträger, also die einzelnen Städte und Landkreise, die für die Schülerbeförderung zuständig sind, sagt Christoph Heuing. Es bestehe die Möglichkeit für die Schulträger, Deutschlandtickets zu kaufen.

Dazu erwartet das Ministerium nach eigenen Angaben derzeit eine Rückmeldung der Schulträger.


Anmerkung der Redaktion: Weil beim Thema Deutschlandticket noch vieles offen ist, beantwortet dieser Beitrag nicht alle Fragen. Wir werden den Artikel daher immer wieder aktualisieren. Wenn Sie Hinweise oder Fragen zum Deutschlandticket speziell für Thüringen haben, schreiben Sie uns diese gern in die Kommentare.

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MDR (lou/caf/seg)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 16. März 2023 | 18:35 Uhr

13 Kommentare

Ein_Papa vor 1 Wochen

Eine Nachfrage in Erfurt bei der EVAG (Anger) ergab am 16.03.2023, dass noch gar nichts Konkretes bekannt sei.
Dass ich in Dresden oder Rostock vielleicht die Chipkarte kaufen könnte, ändert meine Aussage nicht.

Reuter4774 vor 1 Wochen

Nein genau diese Geizmentalität hat Deutschland so marode gemacht. Wir wollen möglichst alles umsonst aber bitte auf dem neuesten Stand? Wie soll das gehen, nichts aus der DDR gelernt? Für gute Arbeit, Produkte muss ich auch entsprechend bezahlen.

Matthi vor 1 Wochen

Ich stimme ihnen in dem Punkt mit der Einfachheit des 9 € Ticket zu. Es hat ja gut damit funktioniert, warum es jetzt ein so großes Problem ist statt den 9 € jetzt 49 € ins System zu programmieren um es wie beim 9 € Ticket ausdrucken zu können muss man nicht verstehen. Beim 9 € Ticket gab es ja nicht die Eingrenzung App oder Abo Lösung.

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